„In so einem Dorf möchte man alt werden“

Europa-Jury überschüttete die Mengsberger mit Lob

Nach ihrem Triumphzug durch den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ setzten die Mengsberger auch beim „Europäischen Dorferneuerungspreis“ mit ihrem Auftritt Maßstäbe.

von Florian Lerchbacher

Mengsberg. Nach ihrem vierstündigen Besuch im Golddorf kamen die Jurymitglieder des „Europäischen Dorferneuerungspreises“ aus dem Loben gar nicht mehr heraus. „Sie haben mit so vielen Überraschungen aufgewartet (…). Das habe ich in diesem Ausmaß noch nicht erlebt“, sagte Helmuth Innerbichler, der als Bürgermeister mit der Gemeinde Sand (Italien) im Jahr 2008 den „Europapokal der Dorferneuerer“ gewonnen hatte. Er sei beeindruckt, was in einem Dorf alles möglich sei – und habe das Gefühl, dass die gesamte Bevölkerung hinter den Projekten und ihrer Heimat stehe: „Naturschutz machen viele -aber hier ist etwas Besonderes geschehen.“

Mengsberg greife das Thema Umweltbildung auf wie kaum ein anderes Dorf, ergänzte Jury-Kollegin Beatrix Drago (München): „Sie packen es spielerisch an und vernetzen die Gedanken (…). Die zahlreichen Projekte stehen nicht einzeln da, sondern die Zahnräder greifen ineinander und drehen das große Rad. Das hat mich schwer beeindruckt“, sagte sie und betonte: „Es gibt hier eine Lebensqualität für Jung und Alt, die einzigartig ist. In so einem Dorf möchte man eigentlich alt werden.“

Der Dritte im Jury-Bunde, Dipl.-Ing. Hartwig Wetschko, lobte als Architekt besonders die „Umnutzung und Revitalisierung in hoher Qualität“ von alten Gebäuden, die inzwischen als Wohnraum genutzt werden.

Schon mit einem bombastischen Empfang hatten die Mengsberger für Gänsehaut bei der Jury gesorgt: Rund 500 Bürger, zahlreiche von ihnen in den typischen grünen Mengsberg-Polohemden, hießen den hohen Besuch in ihrer Heimat mit tosendem Applaus willkommen. „Das habe ich in meinen 18 Jahren Tätigkeit für den Europäischen Dorferneuerungspreis noch nie erlebt“, kommentierte Drago.

Bürgermeister Thomas Groll bezeichnete Neustadt in seiner Begrüßung als „Perlenkette“, die in Mengsberg ein besonders schillerndes Exemplar ihr Eigen nennen dürfe. Landrätin Kirsten Fründt hob hervor, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement und das aktive Gestalten für den ländlichen Raum sei: „Es macht Spaß, mit Mengsberg und seinen Bürgern zusammenzuarbeiten.“

Danach war es an der Zeit für die Mengsberger, sich, ihre Heimat und ihre Projekte zu präsentieren – einen Teil der Informationen vermittelten sie theoretisch anhand von Infotafeln, danach standen die Praxis und einhergehende Ortsbegehung an. Die allerdings stand eigentlich unter keinem guten Stern, denn pünktlich zum Aufbruch öffnete der Himmel seine Schleusen – was die Mengsberger aber nicht daran hinderte, ihre Heimat von der sonnigen Seite zu zeigen.

Der Weg führte unter anderem durch den Hainbuchenwald und über das Sportgelände, am Kinderwald und am Backhaus vorbei in die Kirche und letztendlich auf den Lindenplatz, wo die Kommission neben der ausgestellten Goldmedaille die „Europalinde“ pflanzte. Überall an den Stationen warteten Moderatoren und Bürger – teilweise sogar vergeblich, da eine spontane Kürzung des Programms aufgrund von Zeitmangel nötig war. Bunte Beiträge leisteten zum Beispiel Jungen und Mädchen aus Kindergarten und Platt-AG, der Frauenchor oder der extra für den Europawettbewerb gegründete Projektchor des Männergesangvereins. Der Frauenstammtisch hielt zur Stärkung „Platz“ bereit, Metzger. Heinrich Nass versorgte den Tross mit der eigens kreierten „Europawurst“.

„Weiter so, Sie sind auf einem ganz tollen Weg“, resümierte Drago Innerbichler indes kündigte an, auf jeden Fall wieder zu kommen – allein schon, weil er wissen möchte, wie die Europalinde gedeiht, bei deren Pflanzung er sich durch besondere Sorgfalt hervorgetan hatte.