Intelligente Schritte gegen Verkehrsgau

A-49-Weiterbau und die Folgen beschäftigen demnächst zwei Stadtparlamente und den Kreistag
Es dauert zwar noch rund drei Jahre, bis die Autobahn 49 zunächst in Schwalmstadt enden wird. Dennoch will die Stadt Neustadt schon jetzt den Druck auf das Land Hessen erhöhen.
von Michael Rinde
Ostkreis. In zwei Stadtparlamenten und im Kreistag wird das Thema Autobahn-Weiterbau in diesen Wochen wieder einmal eine Rolle spielen. Es geht um Resolutionen rund um die zu erwartenden Konsequenzen aus dem abschnittweisen Weiterbau der A 49. Zuletzt rechnete das Land Hessen damit, dass der Abschnitt von Neuenthal bis Schwalmstadt Ende 2021 fertiggestellt sein wird. Dann rollt der Verkehr von dort aus weiter über Wiera, Neustadt und Stadtallendorf in die gesamte Region hinein. Wie lange die Region mit dem befürchteten Verkehrsgau leben muss, hängt vom Weiterbau der A-49- Abschnitte von Schwalmstadt bis Stadtallendorf und von dort weiter bis Gemünden (Felda) zur Autobahn 5 ab. Diese beiden Abschnitte entstehen über eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) mit einem Investor.

In Neustadt haben alle drei Stadtparlaments-Fraktionen wie auch der Magistrat die Resolution gemeinsam auf den Weg gebracht. Eine Zustimmung dazu ist also sicher. Abgestimmt wird in der Sitzung am 5. Februar. Seit Jahrzehnten haben sich die politischen Verantwortlichen in Neustadt für den Weiterbau der Autobahn starkgemacht. Seit Jahren hat Neustadt aber auch in Richtung. Land gemahnt. Stets stand die Verkehrsbelastung für die Zeit im Fokus, in der die Autobahn bei Schwalmstadt endet. Der Abschnitt ab Neuenthal wurde mit einem symbolischen ersten Spatenstich im März 2011 begonnen. Sprich: Am Ende hat es zehn Jahre gedauert, bis dieser Abschnitt einschließlich des Frankenhainer Tunnels fertiggestellt sein wird. Zum Vergleich: Beide anderen Abschnitte sollen in einer Bauzeit von fünf Jahren geschafft sein – auch
dank ÖPP So hatte es zuletzt die für die Ausschreibung und Vergabe des ÖPP-Projekts zuständige Firma Deges verkündet.
Nachtfahrverbot und Tempolimit.
Jetzt fordert die Politik in Neustadt in ihrer Resolution vorbeugend intelligente Schritte, um der Verkehrsbelastung Herr zu werden. Im Resolutionstext wird beispielsweise ein Nachtfahrverbot für Lastwagen auf der Bundesstraße 454 (analog zur Bundesstraße 3) und zeitweilige Geschwindigkeitsbegrenzungen angeregt. „Uns ist bewusst, dass sich die Belastung allenfalls lindern lässt“, räumt Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) ein. Mit dieser Resolution wolle die Politik dafür sorgen, dass „auch Neustadts Stimme deutlich zu hören ist“, sagt er weiter. Im Resolutionstext in Neustadt wird deutlich auf die zu befürchtende Verkehrssituation auf der Bundesstraße 454 verwiesen. Sie führt unter anderem auch an der Martin-von-Tours-Schule vorbei – und an von Groll geschätzten rund 100 Wohngebäuden. Um die Bundesstraße 454 geht
es auch im Resolutionsantrag der Stadtallendorfer SPD für die Stadtparlamentssitzung am 1. Februar. Er trägt die Überschrift „A 49 verwirklichen und vorher die B 454 vollenden“. Gemeint ist der dritte Ausbauabschnitt der B 454, die Kreuzung Hauptstraße/Bahnhofstraße/Bundesstraße einschließlich der Tieferlegung. Im vergangenen Oktober hatte das Land, das auch stellvertretend für den Bund bauen wird, einen aktualisierten Zeitplan veröffentlicht. Baubeginn wäre demnach im Jahr 2021, Abschluss der Arbeiten in der ersten Jahreshälfte 2023. Bleibt es bei dieser Zeitplanung, so fällt der Baustart zeitlich mit der Fertigstellung der Autobahn bei Schwalmstadt zusammen. Stadtallendorf wäre also mehrfach belastet: Durch den zusätzlichen Verkehr der Autobahn und den Ausfall der Bundesstraße 454 einschließlich aller nötigen Umleitungen im Stadtgebiet.
Vor diesem Hintergrund fordert die SPD nun abermals eine Beschleunigung des Projekts „Bundesstraßenausbau“ in Stadtallendorf. Klar ist, dass dieser Ausbauabschnitt der Bundesstraße 454 als der aufwendigste gilt. Verzögerungen sind also nicht ausgeschlossen. Im Kreistag steht ein ähnlich lautender Antrag von CDU und SPD auf der Tagesordnung.
■ Das Neustädter Stadtparlament tagt am 5. Februar ab 20 Uhr im Zollhof Speckswinkel, das Stadtallendorfer Stadtparlament am Donnerstag, 1. Februar, bereits ab 19 Uhr im Stadtverordneten-Sitzungssaal neben der Stadthalle und der Kreistag am 9. Februar ab 9 Uhr im Kreishaus in Marburg.