Die Stadt möchte die Entwicklung um das denkmalgeschützte Gebäude begleiten und lädt Eigentümer ein
Als einen „Traum in Rot“ pries die Deutsche Bahn das Empfangsgebäude des Neustädter Bahnhofs im Internet an. Jetzt hat sich ein Unternehmen diesen Traum gegönnt,
von Matthias Mayer
Neustadt. Der Kaufpreis für den denkmalgeschützten Backsteinbau lag zuletzt bei 60 000 Euro. Die Stadt Neustadt hatte am Ankauf des Gebäudes kein Interesse, wohl aber am Erhalt des prägnanten Hauses in der Nähe des Neustädter Wahrzeichens Junker-Hansen-Turm.
Den Zuschlag erhielt die Aedificia GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt hat bundesweit schon rund 30 Empfangsgebäude gekauft. Was der Investor mit dem Neustädter Bahnhof vorhat, bleibt vorerst im Dunkeln, da sich der auskunftsberechtigte Geschäftsführer im Urlaub befindet.
Mit Interesse nahm Neustadts Bürgermeister Thomas Groll die Nachricht vom Verkauf des Bahnhofsgebäudes auf.
Die Kommune habe zwar selber kein Interesse am Erwerb des unter Denkmalschutz stehenden Objektes gehabt, verfolge aber natürlich genau, was damit passiere.
„Der Bahnhof hat eine stadtbildprägende Stellung. Die Zugverbindungen in die Ballungsräume Frankfurt/Rhein-Main und Kassel sind für uns wichtig und müssen erhalten werden“, sagt der Bürgermeister, der davon ausgeht, dass es diesbezüglich durch den Verkauf keine Veränderungen geben werde.
Unmittelbar nach Erhalt der Mitteilung über die Veräußerung nahm Thomas Groll Kontakt zum neuen Eigentümer auf und lud diesen zu einem Gespräch ein, um mehr über dessen weiteren Pläne zu erhalten.
„Für die Stadtentwicklung ist der Bahnhof von Bedeutung. Daher würden wir die Entwicklung gerne begleiten. Im Rahmen des Städtebauförderungsprogrammes Soziale Stadt ist eine Machbarkeitsstudie für Bahnhof und Bahnhofsumfeld vorgesehen. Die Deutsche Bahn zeigte leider kein Interesse an einer Beteiligung, es würde mich freuen, wenn dies bei der Ae- dificia GmbH anders aussehen würde“, betonte Groll.
Zum Bestand der Aedificia GmbH gehört unter anderem der vergleichsweise große Aisfelder Bahnhof. Nach einem Bericht der Oberhessischen Zeitung will das Frankfurter Unternehmen das mehr als 100 Jahre alte Empfangsgebäude behalten und die dort für Bahn- und Busreisende vorhandene Infrastruktur im Erdgeschoss erhalten. Für das Obergeschoss kann sich der Investor eine Nutzung für Büros vorstellen.
Im düsteren Neustädter Empfangsgebäude muss sich kein Investor anstrengen, denn es gibt keine erhaltenswerte Infrastruktur für die Reisenden – „außer einer Bank und einem Automaten für Snickers“, sagte Thomas Groll der OP. „Der Schalter ist zu und es gibt noch nicht einmal eine Toilette“, schilderte der Bürgermeister die Zustände im Bahnhof, der offiziell nur noch ein Haltepunkt an einer Eisenbahn-Magistrale ist.