Investoren legen Seniorenhaus auf Eis

„WBC Bauen für Senioren GbR“ stoppt Umsetzung des Projektes „Wohne am Park“ – Stadt sucht Alternativen

Aus finanziellen Gründen wollen Bernd Combe, Hans-Jürgen Bindbeutel und Architekt Dieter Wolf das Projekt „Wohnen am Park“ nicht mehr Umsetzern Für die geplanten Wohnungen fanden sich keine Käufer.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Das ist eine ziemliche Katastrophe, denn es stecken viel Geld und Arbeit in dem Projekt“, sagt Dieter Wolf und betont: „Wir müssen nun aber leider rechtzeitig die Reißleine ziehen.“ Gemeinsam mit Bernd Combe und Hans-Jürgen Bindbeutel hatte er als „WBC Bauen für Senioren GbR“ direkt neben dem künftigen Kultur- und Bürgerzentrum (wo sich im einstigen Soldatenheim die Fremdenzimmer befanden) eine Einrichtung für seniorengerechtes Wohnen bauen wollen. 24 barrierefreie Wohneinheiten ä 50 bis 60 Quadratmetern sollten dort entstehen.
Das Interesse sei groß gewesen, berichtet Wolf. Zahlreiche Bürger hätten sich Informationen zukommen lassen und sogar ein ähnliches Gebäude des Unternehmens in Dautphetal unter die Lupe genommen. Wenn es jedoch darum gegangen sei, dann auch zum Notar zu gehen und einen Kaufvertrag zu unterzeichnen, hätten die Interessenten meist Gründe gehabt, um ihre Unterschrift doch noch nicht zu leisten. „Beim Erwerb stockte es. Und das hilft uns als Bauträger bei einer Bank natürlich auch nicht weiter“, sagt Wolf.
Fast eine halbe Millionen Euro habe sein Unternehmen bereits in den Kauf des Geländes, den Abriss des Gebäudes, in Notarverträge, Bodengutachten, Baugrunduntersuchung und vieles mehr, das für die Vorbereitung des Neubaus notwendig war, gesteckt. Doch ohne ausreichend Kaufzusagen, gebe eine Bank eben kein Geld für die Umsetzung des Projektes: „So funktioniert die Finanzierung dann eben nicht“, resümiert Wolf und gibt zu: „Leider war es nicht der Selbstläufer, den wir uns erhofft hatten.“ Die Lage am Park und in der Nähe der Innenstadt sei eigentlich kaum besser vorstellbar – entsprechend wundert er sich, dass die Unterschriften unter den Kaufverträgen ausblieben. „Irgendwann ist eben der Zeitpunkt gekommen, das Projekt auf Eis zulegen, ehe man sich finanziell richtig an die Wand fährt.“
Mit einer Investitionssumme von insgesamt rund zweieinhalb Millionen Euro hatte „WBC Bauen für Senioren“ gerechnet. Nun muss das Unternehmen hoffen, dass Thomas Groll und sein Verhandlungsgeschick zum Zuge kommen. Der Bürgermeister bezeichnet die Fläche neben dem Bürger- und Kulturzentrum als „aus Stadtentwicklungssicht sehr wichtig“. Vor allem glaubt er, dass die Themen „seniorengerechtes Wohnen“ aber auch „bezahlbarer kleiner Wohnraum für jüngere Menschen“ aktuell und in Zukunft eine zentrale Rolle spielen werden. Entsprechend sei das Interesse groß, die Pläne nicht einfach in der Schublade verschwinden und die Fläche brach liegen zu lassen. „Ich sehe nicht, dass wir die Fläche zurückkaufen und das Projekt selber entwickeln“, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung. Wohl aber wolle er seine Kontakte spie
len lassen und Gespräche führen – und wenn er dabei ein tatsächliches Investitionsinteresse bei seinem Gegenüber entdecke, dann wolle er den Kontakt zu WBC vermitteln. „Ich werde mit dem ein oder anderen reden. Erst, wenn gar nichts passiert, dann muss die Kommune darüber nachdenken, ob sie nicht doch selber aktiv werden sollte.“
Bürgerzentrum-Neubau:
Auftrag für Rohbau vergeben
Zum Sachstand hinsichtlich des Neubaus des Kultur- und Bürgerzentrums berichtet Groll, dass mittlerweile die Auftragsvergabe für den Rohbau erfolgt sei. Die Arbeiten sollen noch im Laufe dieses Monats beginnen. Erfreulich sei, dass die Auftragssumme unter dem geschätzten Wert des Planungsbüros liege (auch der Abriss war billiger).
Derzeit laufen zudem die Ausschreibungen für Gerüstbau und Dachdeckerarbeiten. Einen „stabilen Trend“ bei der Baukostenentwicklung könne er erst vermelden, wenn die Ergebnisse der Ausschreibung vorliegen. Für das bauliche Prüfverfahren habe die Stadt Anfang Januar Bruttobaukosten in Höhe von rund 6,2 Millionen Euro angemeldet – weil sie auf das Preisniveau des Herbstes 2018 und die „finalisierte Planung“ reagiert habe. Aktuell liege man 4,5 Prozent unter dieser Kostenschätzung und damit im Rahmen des Haushaltsansatzes in Höhe von sechs Millionen Euro. Dies sei aber nur eine Momentaufnahme, stellt Groll heraus.