Zur Eröffnung findet am Sonntag eine Radtour statt Route durch Herrenwald ist gespickt mit Informationen
Es war einmal ein Bürgermeister, der im Herrenwald einen Märchenpfad einrichten wollte. Drei Jahre sind seitdem vergangen. Doch da das Projekt in dieser langen Zeit nicht gestorben ist, steht nun die Einweihung an.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. 14 Tafeln stehen bereits seit einiger Zeit im Herrenwald. Auf ihnen gibt es Informationen rund um Wüstungen, Teiche oder Brunnen, die es zwischen Neustadt und Stadtallendorf zu entdecken gibt. Weitere Themen sind unter anderem der Kolkrabe, der Bär, der Wolf und weitere Tiere.
Was stark nach einem Naturlehrpfad klingt, ist indes noch viel mehr: Den roten Faden bilden die Märchen der Brüder Grimm. In dem von der Region Herrenwald – also den Städten Neustadt und Stadtallendorf -initiierten Projekt sind sie das übergreifende Thema. „Da hat jeder eine bestimmte Vorstellung im Kopf, sagt Astrid Wetzel, die mit dem Büro „biopresent – Naturwissen auf neuen Wegen“ die Entwicklung der Tafeln übernommen hatte. Sie hat Figuren, Tiere und Symbole ausgewählt und vergleicht, wie sie im Märchen geschildert werden und wie und wo der Mensch ihnen in der Realität begegnen kann. „Neben dem Einführungstext gibt es immer ein Zitat aus einem Märchen, in dem das entsprechende Tier oder Thema vorkommen. Dem gegenübersteht, wie es damit im tatsächlichen Leben im Herrenwald aussieht“, ergänzt sie.
Ergänzende Informationen zu denen, die auf den Tafeln festgehalten sind, gibt es in einem Faltblatt, das pünktlich zur Eröffnung am 18. Mai fertig geworden ist. Zunächst ist es nur in den Rathäusern Stadtallendorfs und Neustadts erhältlich. „Wer das Blatt in der Hand hält, kann viel Neues erfahren“, ist sich Wetzel sicher und ergänzt:
„Auch ohne den Flyer findet man den Weg, denn er ist gut ausgeschildert. Mit etwas Fantasie kann man sich im Herrenwald märchenhaft verlieren -aber nicht verlaufen.“
Unter anderem geht es in dem Faltblatt um Eulen – die in der Märchen-Sammlung der Brüder Grimm fünfmal vorkommen. Besonders eindrücklich sei dies bei „Jorinde und Joringel“ der Fall. Das Märchen soll aus dieser Region kommen. Grund genug für die Initiatoren, es gesondert zu präsentieren: An der Forstkapelle liegt eine wetterfeste Ausgabe aus, damit Nutzer des Märchenpfades während einer Pause auf ihrem Weg tatsächlich auch ein ganzes Märchen lesen können.
Zwölf Kilometer ist, der Pfad lang, der von Neustadts Grillhütte zur Südschule Stadtallendorf führt (oder umgekehrt). Eingebettet sind zwei kürzere Schleifen, um auch Strecken anzubieten, die kleinere Kinder problemlos bewältigen können. Für diejenigen, die mehr über das Thema Wasser erfahren wollen, stehen auf dem Märchenpfad noch acht „Tropfentafeln“, deren Inhalt sich rund um das nasse Element dreht. Drei Jahre ist es her, seit Mitglieder des Marburger Vereins Spielaum Umwelt-Bildung und Ludwig Nothvogel, Vorsitzender der Wanderfreunde Neustadt, durch den Herrenwald liefen, um eine Strecke für den Pfad zu finden. „Was lange währt, wird schließlich gut“, lautet entsprechend der Kommentar von Bürgermeister Thomas Groll zur anstehenden Einweihung. Die Abstimmung mit Naturschutzbehörde, Naturschutzverbänden, Forstamt und Jägerschaft habe ebenso Zeit gekostet wie das Stellen eines Förderantrages bis hin zur Genehmigung. Es seien diverse Faktoren zusammengekommen, berichtet er, ist sich aber sicher, dass die Region Herrenwald pünktlich zu ihrem Ende (sie wird Teil der Region Marburger Land) mit dem 25 000-Euro-Projekt etwas auf die Beine gestellt habe, „was vielen großen und kleinen Besuchern eine Freude bereiten wird“. 16 000 Euro kommen aus EU-Fördermitteln.
Als Ergänzung zum Märchenpfad und dem Faltblatt gibt es zwei Aktionskoffer zu den Themen „Entdecke den Herrenwald“ und „Kleine Tiere ganz groß“. Enthalten sind neben Informationen rund um Biotope, Pflanzen, Tiere und mehr auch Anleitungen für Spiele, Fantasiereisen und Aktionen. Die Stadt Neustadt plant für den 3. Juni einen Workshop für Lehrer und Erzieher, um ihnen den Umgang mit den Materialien zu erläutern.
Doch zunächst steht am Sonntag, 18. Mai, die Einweihung bevor. Das Forstamt Kirchhain, die Städte Neustadt und Stadtallendorf sowie der Schützenverein Horrido Neustadt gestalten dafür unter Federführung von Florian Zilm eine rund acht Kilometer lange Fahrradtour. Die Federführung hat der Experte für Waldpädagogik und Naturschutz vom Forstamt inne. Ziel der Veranstaltung, die um 13.30 Uhr an der Grillhütte Neustadt beginnt, sind es, den Bürgern den Märchenpfad näherzubringen und sie an den Wald heranzuführen.
In drei Gruppen sollen die Teilnehmer im Wald unterwegs sein und Station an einigen der Tafeln machen. Zilm und zwei ihn unterstützende Förster gehen dann unter anderem aus forstlicher Sicht auf die Märchen ein. Beispielsweise sei in Märchen immer die Rede von Tannen, wenn es um Nadelbäume gehe, erläutert er und plant ein passendes Spiel. Bei der Station am Schützenhaus ist die Jagd Thema, zudem bekommen die Gäste die Möglichkeit, sich am Lasergewehr zu probieren.
Ebenfalls zum Programm gehört ein Quiz, bei dem es Zehnerkarten für die Freibäder zu gewinnen gibt.