Umwelt- und Naturschutzgruppe kooperiert bei ihrem Lehrgarten mit immer mehr Einrichtungen
Tomaten gehören nicht unbedingt zu den Lieblingsspeisen von Kindern. Im Lehrgarten sieht das anders aus: Begeistert pflücken Jungen und Mädchen das Gemüse und verputzen es mit Genuss.
von Florian Lerchbacher
Momberg. Vor etwas mehr als einem Jahr richtete die Momberger Umwelt- und Naturschutzgruppe in der Verlängerung der Kriegergasse einen Naturlehrgarten ein. Der Verein wolle Kindern die Natur näherbringen, erklärte Vorsitzender Michael Krieger damals. Inzwischen lässt sich sagen: Das Konzept ging voll auf. Mit großem Interesse stromern Kinder durch den Garten, gießen Pflanzen, stecken ihre Nasen neugierig in Zucchinipflanzen, befühlen Kürbisse oder plündern Tomatenstauden. Besonders gut: Die liebevoll hergerichtete Anlage ist nahezu barrierefrei, sodass auch Kinder mit Beeinträchtigung Zugang zur Natur haben – so gut dies bei einem Garten eben möglich ist. Bisher nutzen zum Beispiel der Kindergarten „Weißer Stein“ Stadtallendorf, die Umwelt-AG des Schwalmgymnasiums und der Kindergarten Momberg das Angebot. In naher Zukunft kommen wohl noch die Astrid-Lind- gren- und die Landgräfin-Elisabeth-Schule Stadtallendorf hinzu, freut sich Krieger über die hervorragende Resonanz.
Beeindruckt zeigte sich nun auch* Hessens Umweltministerin Priska Hinz, die dem Momberger Verein eine „sehr gute Umwelt- und Naturschutzarbeit“ bescheinigt und die Mitglieder für die Umsetzung zahlreicher Projekte wie den Erhalt und die Pflege von Streuobstwiesen oder die Ansiedlung von Wasserbüffeln zwecks Pflege von Gewässern lobte. Sie erinnerte daran, dass die Umwelt- und Naturschutzgruppe kürzlich als eine der ersten Initiativen 5 000 Euro bei der hessischen Umwelt-Lotterie „Genau“ („Gemeinsam für Natur und Umwelt“) gewann. Zudem hatte die Ministerin 500 Euro im Gepäck, um weitere Projekte zu fördern.
Momberger legen derzeit einen Lehrteich an
Die Momberger sind schließlich noch lange nicht am Ende mit ihren Vorhaben. Im Naturlehrgarten legen sie derzeit einen Teich an. „Kinder können hier lernen, wie Pflanzen und Tiere ihren Lebensräumen angepasst sind und in welchem Verhältnis sie zueinander in der Nahrungskette stehen“, erklärt Krieger. Zudem werde ihnen ermöglicht, ökologische Zusammenhänge zu erschließen und die jahreszeitlichen Abläufe zu erleben sowie ein Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Lebewesen und ihren Lebensräumen zu entwickeln.
Durch ein besonders Detail, das ausnahmsweise nicht in Eigenleistung erledigt wird, bekommen Kinder noch mehr Einblicke in die Natur: Die Umwelt- und Naturschutzgruppe lässt eine Fachfirma ein „Teichfenster“ einbauen, durch das sich das Leben in dem Gewässer beobachten lässt – quasi wie in einem Aquarium. Und natürlich soll dorthin eine Rampe führen, damit auch Rollstuhlfahrer sich die Nase am Fenster plattdrücken können.
Auch die Stadt unterstützt die mehrfachen Gewinner ihres Umweltpreises: Sie bringt derzeit einen Antrag auf EU-Fördermittel mit dem Titel „Neustädter Naturportal“ auf den Weg, wie Neustadts Bürgermeister Thomas Groll erklärt. Geplant ist unter anderem, in der Kernstadt ein Storchennest aufzustellen, in Speckswinkel Arbeiten am Dorfteich zu erledigen, in Mengsberg sich um Wanderwege und den Kalksteinbruch zu kümmern und für Momberg eine mobile Kelteranlage zu kaufen – die aber auch in den anderen Stadtteilen auf den Streuobstwiesen zum Einsatz kommen soll. Zudem ist vorgesehen, ein Internet-Portal zu erstellen, um alle Neustädter Angebote rund um das Thema „Natur“ öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Das Gesamtvolumen der Vorhaben beträgt rund 120 000 Euro.