„Lästig, aber nicht bedrohlich“

 

Landkreis fährt nach Katzenpilz-Fällen das ganz große Programm  Eltern fühlten sich im Stich gelassen

„Wir fühlen uns hilflos und wissen nicht, wie wir unsere Kinder schützen sollen“, klagte Michael Zein, nachdem es an der Grundschule Mengsberg- Momberg drei Fälle von Katzenpilz gegeben hatte.

von Florian Lerchbacher

Mengsberg. Bei den Eltern der Viertklässler der Grundschule Mengsberg-Momberg herrscht Verunsicherung: In den vergangenen vier Monaten erkrankten zwei Schüler und eine Lehrkraft an Katzenpilz. Den ersten Fall hatte es noch im vergangenen Jahr gegeben. „Das Kind kehrte damals nach einiger Zeit mit einer Bescheinigung seines Hautarztes zurück, dass alles wieder okay sei“, berichtet Michael Zein, Vater einer Viertklässlerin. Die Eltern der Mitschüler hätten dennoch bei Gesundheitsamt und Veterinäramt nachgefragt, aber keine Informationen erhalten. „Das Thema schien sich aber auch erledigt zu haben“, ergänzt der Mengsberger und betont: „Dann erkrankte jedoch eine Lehrerin.“

An Grundschule gab es drei Katzenpilz-Fälle

Auf Rückfrage hätten die Eltern diesmal Antwort von den Ämtern erhalten: „Es hieß, Katzenpilz sei nur bei direktem Hautkontakt ansteckend“, sagt Zein und betont: „Das stimmt aber nicht. Die Berührung eines Haares mit Sporen reicht aus, um sich zu infizieren.“ Diese Informationen hätten die Eltern allerdings nur durch mühsame Recherchen im Internet erhalten, da es über die selten auftretende Krankheit eher wenig Lektüre gibt – was Stephan Schienbein, Sprecher des Landkreises, gestern bestätigte. „Wir sind deshalb in Kontakt mit dem Robert-Koch-Institut in Berlin und dem Institut für Mikrobiologie der Marburger Philipps-Universität.“ Sicherste Infoquelle für die Eltern war bis dato ein ARD- Bericht, in dem es unter anderem heißt, dass besonders Kinder gefährdet sind.

Als nun ein dritter Katzenpilz-Fall an der Schule auftrat, verloren die Eltern die Geduld: „Wir wollen wissen, was wir tun können, um unsere Kinder aber auch unsere teilweise altersbedingt stark immungeschwächten Angehörigen zu schützen“, kommentierte Zein am Montag hilfesuchend im Gespräch mit dieser Zeitung und betonte: „Wir wollen keine Sau durchs Dorf treiben – Krankheiten können immer auftreten, und dass sich Kinder anstecken, ist normal. Aber wir haben keine konkreten Infos bekommen – die wir eigentlich vom Schule oder dem Gesundheitsamt erwarten.“ Zum Beispiel wollten sie dringend wissen, welche Art der Desinfektion wirksam sei.

Quelle der Erkrankung ist laut Zachow noch unklar

Eine Anfrage dieser Zeitung vom Montag beantwortete der Landkreis zwar ausführlich, allerdings „nur“ mit einer generellen, an verschiedene Medien versendeten Pressemitteilung. Darin enthalten sind jedoch die von den Eltern geforderten Informationen: Unter anderem, dass eine Infektion mit Katzenpilz zwar lästig, aber nicht gefährlich sei. Ausgangspunkt der Hauterkrankung seien infizierte Katzen oder Hunde, wobei die Tiere selbst keine Krankheitszeichen zeigen müssen. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei grundsätzlich möglich. Voraussetzung hierfür sei jedoch ein enger Kontakt oder Kontakt zu infizierten Körperstellen. „Die Quelle dieser Erkrankung ist derzeit noch genauso unklar wie der Infektionsweg“, teilte der Erste Kreisbeigeordnete und Schuldezernent Marian Zachow mit. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Schule selbst die Quelle der Infektion oder dort eine Ansteckung begünstigt worden sei. „Wir möchten jedoch sicher sein, dass sich diese Erkrankung in der Schule nicht weiter verbreitet.“ Aus diesem Grund werde der Kreis die Schule morgen schließen und die Räume in Mengsberg und Momberg inklusive der Turnhalle desinfizierend zu reinigen.

Kreis will heute Eltern „umfassend informieren“

Noch dazu werde er heute um 17.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus während einer extra einberufenen Elternversammlung „die Schulgemeinde umfassend informieren und aufklären“. Dass sich die Eltern bisher alleingelassen fühlen, kann Schienbein nicht verstehen: Der Kreis habe die Krankheitsfälle weder unterschätzt noch sich nicht gekümmert: „Der Fachbereich Gesundheit ist seit vier Monaten involviert.“ Von Dr. Martin Just vom Gesundheitsamt des Landkreises richtete er aus, dass sich die Erkrankung beim Menschen mit teilweise entzündlichen, runden Hautveränderungen, insbesondere am behaarten Kopf und am Rumpf äußere. Die Hautveränderungen können stark jucken. „Die Erkrankung bleibt aber auf die Haut beschränkt, ist lästig, im Ergebnis aber nicht bedrohlich“, sagt Just und betont: „Wir haben es hier mit einer seltenen, durch einen Hautpilz ausgelösten und nicht meldepflichtigen Erkrankung zu tun.“ Der Kreis sei in Kontakt mit dem Robert-Koch- Institut und dem Institut für Mikrobiologie der Marburger Philipps-Universität, um weitere Schritte abzustimmen und weitere Informationen zu bekommen. Die Hautpilz-Erkrankung befalle die oberen Hautschichten und sei mit Medikamenten behandelbar.

Gleichzeitig appelliert Just aber auch an die Eltern, Hunde und Katzen untersuchen zu lassen, da auch gesunde Tiere mit dem Erreger infiziert sein und diesen dann übertragen können: „Nur wenn die infizierten Tiere auch behandelt werden, kann die Erkrankung wirklich kontrolliert werden.“