Nach 21 Jahren ist das Ende gekommen

Kinder, Eltern und Erzieherinnen nahmen am Freitag Abschied vom Kindergarten „Zwergenstübchen“

Klein, aber fein war Speckswinkels Kindergarten, der passenderweise „Zwergenstübchen“ hieß. Entsprechend eng war das Verhältnis zwischen Erzieherinnen, Kindern und Eltern, die nun voneinander Abschied nehmen mussten.

von Florian Lerchbacher

Speckswinkel. Glücklich war am Freitag niemand. Weder Erzieherinnen noch Eltern oder Kinder. Und auch Bürgermeister Thomas Groll, der zur Abschiedsfeier in den Kindergarten „Zwergenstübchen“ kam, war das Bedauern anzumerken: „Ich will hier nichts schönreden“, sagte er, verwies auf den Rückgang der Geburtenzahlen im Dorf und hob hervor, dass sich die Stadt auch mit den Kindergärten Mengsberg und Momberg auseinandersetze, wo eine Zusammenlegung angedacht ist. Die Stadt muss sparen – „auch wenn’s weh tut.“

Und weh tat’s. Das wurde vor allem bei Erzieherinnen und Eltern deutlich, bei denen immer mal wieder die eine oder andere Träne floss. „Es ist furchtbar“, kommentierte Elternbeirat Kathrin Spahn, deren Söhne künftig nach Neustadt in die Kindertagesstätte „Regenbogen“ gehen. Natürlich sei es lästig, künftig die Kinder nicht mehr einfach zu Fuß abholen zu können. Vor allem werde sie jedoch das Überschaubare des Zwergenstübchens vermissen. Durch die mit 13 Kindern geringe Größe der Gruppe habe eine sehr familiäre Atmosphäre geherrscht, und die Erzieherinnen hätten sehr individuell auf die Jungen und Mädchen eingehen können. Dass es auch in 25-köpfigen Gruppen eine so spezifische Betreuung gebe, glaubt sie nicht: „Deswegen bin ich sehr traurig.“

Ähnlich ist die Gemütslage bei Christine Schneider, die 13 Jahre lang das „Zwergenstübchen“ leitete und eigentlich gehofft hatte, bis zu ihrer in sieben Jahren anstehenden Rente in Speckswinkel bleiben zu können. Sie wechselt in die Kindertagesstätte „Sonnenschein“ in Neustadt, wo sie als Springerin eingesetzt wird. Ganz zufrieden ist sie damit nicht: „Ich wäre lieber wieder einer Gruppe fest zugeteilt worden“, gibt sie zu, freut sich aber für ihre Kollegin Nel-ja Dammer, die im „Regenbogen“ im Gruppendienst untergekommen ist.

21 Jahre lang gab    es   das „Zwergenstübchen“. Bei allem Bedauern weiß Schneider aber auch, dass die Einrichtung nicht mehr den modernen Ansprüchen genügt habe. Eltern benötigten in der heutigen Zeit längere Öffnungszeiten als von 7.15 bis 13.30 Uhr – was ein Grund sei, warum manche Speckswinkler ihre Kinder schon früher in Neustädter Tagesstätten angemeldet hätten. Eine längere Betreuung sei in dem kleinsten Ortsteil aber allein schon wegen der Räumlichkeiten nicht drin gewesen: Es fehlte ein Ruheraum, zudem war die Küche im Gruppenraum integriert – was heutzutage nicht mehr genehmigungsfähig sei. Des Weiteren fehlte ein U-3 -Angebot, für das es keine Betriebserlaubnis gegeben hatte. Die Mindestzahl von 15 Kindern hätte die Einrichtung zwar durch Auswärtige noch erreicht, glaubt Schneider – das „Zwergenstübchen“ nur durch Speckswinkler Jungen und Mädchen dauerhaft zu erhalten, sei aber wahrscheinlich nicht möglich gewesen, ergänzt sie mit Bedauern:

„Es ist unglaublich schade, dass es keine Möglichkeit gab, den Kindergarten zu retten. Ich habe sehr gerne hier gearbeitet.“

Die Kinder wechseln entweder in die Schule oder eben in „Regenbogen“ oder „Sonnenschein“, wo sie dann zumindest ihnen bekannte Möbel vorfinden werden. Einen Teil des Inventars will die Stadt in ihren Einrichtungen weiternutzen, für den Rest plant sie einen Basar. Das Gebäude möchte laut Groll die Speckswinkler Trachtengruppe als Vereinsheim anmieten.