Minister a.D. Franz-Josef Jung sprach im Vortrag zum 20. Juli 1944 über Recht Freiheit und Menschenwürde
Mit einer Gedenkveranstaltung im Haus der Begegnung wurde die Ausstellung zum 20. Juli 1944 eröffnet. Der frühere Bundesminister Dr. Franz-Josef Jung erinnerte in seiner Rede an die Bedeutung der Ereignisse des vor 70 Jahren.
von Klaus Böttcher
Neustadt. Mit dieser Veranstaltung setzte die Stadt Neustadt die Serie fort, mit der sie mit prominenten Gästen an bedeutende Ereignisse erinnern. Mal ist es ein freudiger An-lass, mal ein trauriger Anlass. War es kürzlich „Das Wunder von Bern“ (Deutschlands Sieg bei der Fußballweltmeister 1954) mit den Gästen Horst Eckel und Dr. Theo Zwanziger, so stand jetzt das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 im Mittelpunkt. Gleichzeitig fand die Eröffnung der Ausstellung des militärgeschichtlichen Forschungsamtes Potsdam „Aufstand des Gewissens – militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime 1933-1945″ statt.
Das gescheiterte Attentat der Männer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck und Henning von Tresckow auf Adolf Hitler ist als bedeutendster Umsturzversuch des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus in die Geschichte eingegangen. Die Ausstellung dazu hat Bert Dubois durch einige Exponate ergänzt.
Bei seiner Begrüßung stimmte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll auf das Thema ein und betonte, dass der 20. Juli 1944 ein herausragender Tag der deutschen Geschichte sei. „Es ist wichtig, die Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Er hieß Dr. Franz-Josef Jung als erfahrenen Politiker willkommen, der über 30 Jahre dem Bundestag angehörte, von 2005 bis 2009 Bundesminister der Verteidigung war und jetzt stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im deutschen Bundestag ist. In seiner Ministerzeit habe er dafür gesorgt, dass feierliche Gelöbnisse der Bundeswehr am 20. Juli stattfinden, stellte Groll heraus.
Jung lobte zunächst das Engagement der Stadt. Er erinnerte dann an die Gedenkveranstaltung am 20. Juli im Bendlerblock, dem heutigen Verteidigungsministerium, zum 70. Jahrestag. „In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1944 sind dort Graf Stauffenberg und andere Widerstandskämpfer hingerichtet worden“, sagte der Politiker und ergänzte: „Sie wollten die Herrschaft des Rechts wieder herstellen und der Menschenwürde ihre notwendige Achtung verschaffen.“ Es habe damit ein Signal in die Welt gesandt werden sollen, dass ein anderes Deutschland existiere.
Auf die Tradition der Bundeswehr in Bezug auf den 20. Juli eingehend sagte Jung: „Die Bundeswehr stellt sich ganz bewusst in die Tradition des militärischen Widerstandes gegen Hitler, weil ihr Selbstverständnis, weil ihr Staatsverständnis mit den Ereignissen des 20. Juli zu tun haben.“
Im Weiteren zogen sich Recht und Freiheit und die Menschenwürde wie ein roter Faden durch seinen Vortrag. Dabei spannte er den Bogen vom 20. Juli 1944 über die Unterstützung der Alliierten, zum Beispiel die Hilfe bei der Berlinblockade, über den Fall des Eisernen Vorhangs bis hin zu den Einsätzen der Bundeswehr im Kosovo oder in
Afghanistan. Am Ende betonte Jung: „Das Eintreten für Recht und Freiheit, auch unter Einsatz des eigenen Lebens, das ist das eigentliche Vermächtnis der Männer und Frauen des 20. Juli 1944.“
Das Trio Semplice umrahmte die Veranstaltung musikalisch.
Die Ausstellung im Haus der Begegnung ist noch am 26., 27., 29. und 30 Juli jeweils von 15 bis 17 Uhr zu sehen. Am Sonntag, 27. Juli, werden nachmittags zudem Feldpostbriefe von damals im Krieg befindlichen Soldaten aus Neustadt vorgelesen, die eindrucksvoll schildern, wie sie Kontakt in ihre Heimat suchten.