Stadtverordnete beschließen Neustadts grüne und nachhaltige Zukunft
Von Nadine Weigel
Neustadt.
Wenn es um Klimaschutz und Nachhaltigkeit geht, hat Neustadt im Vergleich zu ähnlich großen Städten die Nase vorn. Ein Punkt, den Bürgermeister Thomas Groll auch bei der Sitzung des Stadtparlamentes am Dienstagabend nicht ohne Stolz verdeutlichte. Ein Park, ein Kultur-und Bürgerzentrum, ein Freibad – „das alles ist für eine Kommune dieser Größe ungewöhnlich, und deshalb müssen wir gemeinsam, Schritt für Schritt weitergehen, damit wir an diesem Ungewöhnlichen weiterarbeiten können“, betonte Groll.
Dass das Parlament diesen Weg mitgehen will, wurde gleich in mehreren Beschlüssen in der für Neustadt typischen Einstimmigkeit bewiesen. So waren sich die Parlamentarier einig darüber, einen „grünen Kilometer“ in Neustadt schaffen zu wollen. Dieser soll in der Kernstadt den an die Altstadt angrenzenden Friedhof über die Allee mit dem direkt benachbarten Bildungs- und Freizeitbereich und dem dortigen Schulhof der Waldschule verbinden.
Vorgesehen sind Maßnahmen in der Grün- und Freiraumentwicklung, die sich dem Klimawandel entgegenstellen und so zur CO2-Minderung beitragen sollen. Alle Projekte beinhalten zugleich das Ziel, klimaangepasste Aufenthaltsbereiche und Verkehrsräume in der Stadt zu schaffen.
Bäume pflanzen, Flächen entsiegeln
Es sollen klimaresiliente Bäume gepflanzt und auch Flächen entsiegelt werden. In Teilbereichen sollen asphaltierte Verkehrsflächen, die sich in der Regel im Sommer stark aufheizen, durch eine helle Farbasphaltoberfläche ersetzt werden, um der Überhitzung des städtischen Raums entgegenzuwirken.
Erst kürzlich war deshalb Sören Bartol, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, in Neustadt und überreichte Bürgermeister Thomas Groll einen Förderbescheid über bis zu 1,335 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“. Die Mittel, hinzu kommt noch ein kommunaler Eigenanteil von 240.000 Euro, sollen bis 2027 für das Projekt „Grüner Kilometer Neustadt“ Verwendung finden.
Doch der „grüne Kilometer“ ist nur ein Puzzleteil Neustadts hin zu einer grünen Vorzeigekommune. Auch mit einem weiteren Beschluss geht das Parlament weiter diesen Weg. Die Stadtverordneten verabschiedeten einstimmig die rund 70-seitige Nachhaltigkeitsstrategie Neustadts, deren enthaltene Handlungsziele nun die Grundlage zukünftigen kommunalpolitischen Handelns bilden sollen.
„Wir können stolz sein auf das, was wir erarbeitet haben“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Gerhard Gatzweiler. Bürgermeister Groll betonte, wie wichtig es sei, die Bürgerschaft bei diesem Thema mitzunehmen. Aber dass es 165 Rückmeldungen zum Radverkehrskonzept gegeben habe, mache ihm große Hoffnung, dass dies auch bei anderen „nachhaltigen“ Themen wie Digitalisierung und kommunale Wärmeplanung gelingen werde.
Ins gleiche Themenfeld passte auch der dritte Beschluss des Abends. Einstimmig votierten die Stadtverordneten dafür, einen Bebauungsplan für einen „Agri-PV-Park Mengsberg“ in die Wege zu leiten. Ziel ist, auf einer rund 13 Hektar großen Ackerfläche südlich von Mengsberg eine Agri-Photovoltaik-Freiflächenanlage zu bauen. Das Besondere: Die Planung sieht eine neuartige Kombination der Installation von schwenkbaren Solarmodulen in Kombination mit der weiterhin landwirtschaftlichen Nutzung der Böden vor. „Das wäre dann die erste Agri-PV-Anlage in Mittelhessen“, betonte Groll. Durch die Doppelnutzung der Fläche könnten sowohl die Flächenproduktivität hinsichtlich des Ertrags erhöht als auch die Versorgung mit erneuerbaren Energien in der Region gesichert werden.