Neustadts Vielfalt ist bunt

94 Künstlerinnen und Künstler machten mit beim 15. Straßenmalerfestival
Von Nadine Weigel
Neustadt.
Ein letzter Strich, damit das Lächeln der Dame noch ein bisschen intensiver wird. Lena Bexte hockt auf dem Boden und betrachtet ihr Werk. Auf dem Asphalt strahlen ihr die Antlitze dreier Frauen entgegen. Sie alle sind Neustädterinnen, aber in Alter, Haut- und Haarfarbe ganz verschieden.
Die Porträts der drei Damen ist Lena Bextes Interpretation des diesjährigen Mottos des Straßenmalerfestivals – Vielfalt. „Ich wollte zeigen, wie vielfältig die Menschen hier in Neustadt sind, und habe dann einfach Personen auf der Straße gefragt, ob ich sie malen darf“, erzählt die 23-jährige Künstlerin aus Geldern lächelnd.

Sie gehört zu den insgesamt 94 Malerinnen und Malern, die in diesem Jahr Neustadts Marktstraße ein bisschen bunter machen. So vielfältig wie die von Lena Bexte porträtierten Neustädterinnen ist auch die Umsetzung des diesjährigen Mottos.

Viele der Kinder-Künstlerinnen und -Künstler setzen sich emotional mit „Vielfalt“ auseinander. So haben einige sich die politische Lage als Thema genommen und ihre Ängste und Sorgen mit Kreide festgehalten. „Bitte Frieden, kein Krieg“ steht auf ein paar der Kreidebilder. Sie zeigen Frauen mit Kopftuch, die weinende Kinder halten.

Vielfalt und Respekt

Gemeinsam möchte der Arbeitskreis Straßenmaler mit der Kulturinitiative Willingshausen (Kiwi) das Kultur- und Kunstgeschehen grenzübergreifend ausbauen und vorantreiben. Profikünstler aus aller Welt, 3-D-Künstler, freie Künstler, Kopisten und Amateure sollten gemeinsam in den Straßen kreativ sein. „Hier herrscht ein Schaffen ohne nationale, kulturelle und sprachliche Barrieren. So werden Respekt und Akzeptanz durch gemeinsames künstlerisches Schaffen erzeugt“, waren sich die Organisatoren bereits im Vorfeld einig.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Chris McCollough, die sich der Vielfalt in der Natur verschrieben hat. Die US-Amerikanerin malt eine gigantische bunte Libelle auf den Asphalt – genauso wie eine lilafarbene Spinne. „Am ersten Tag hatte ich Migräne, jetzt muss ich ein bisschen aufholen“, sagt sie und betont, dass das Straßenmalerfestival in Neustadt ihre liebste Veranstaltung ist. „Wir Künstlerinnen und Künstler werden immer total gut behandelt hier. Alle Menschen in Neustadt sind sehr nett“, freut sich die Künstlerin aus Hardheim.

Schade findet sie, dass zumindest am Samstag nicht so viel Publikumsverkehr war wie sonst. „Aber wahrscheinlich war es zu heiß“, mutmaßt sie. Dass sie dennoch nach Neustadt gekommen ist, obwohl ihr Neffe Hochzeit feiert, wussten die Neustädterinnen und Neustädter zu schätzen, die am Sonntag vor dem großen Regen die vergängliche Kunst bestaunten.