Öffentliche und private Projekte können sechs Jahre lang in der Kernstadt und den Stadtteilen vom Land gefördert werden
Bei einer gut besuchten Auftaktveranstaltung in Momberg wurde der Grundstein für die Dorfentwicklung in Neustadt mit seinen Stadtteilen Mengsberg, Momberg und Speckswinkel gelegt.
von Karin Waldhüter
Momberg. Im Herbst 2017 wurde die Stadt Neustadt mit seinen drei Stadtteilen in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen. Damit können in den nächsten sechs Jahren öffentliche Vorhaben in allen drei Stadtteilen sowie private Vorhaben gefördert und umgesetzt werden.
Als Grundlage für die Förderung öffentlicher Vorhaben und die Abgrenzung von Fördergebieten für private Projekte soll in den kommenden Monaten gemeinsam mit der Bevölkerung ein „Integriertes kommunales Entwicklungskonzept“ (IKEK) erstellt werden. Darin sollen die Entwicklungsziele für die Kommune und die Projekte in den Ortsteilen festgelegt werden. Zahlreiche Veranstaltungen bieten die Gelegenheit, sich an der Umsetzung zu beteiligen.
Erste Vorschläge kommen aus der Versammlung
Erste Ideen, Vorschläge und Kritikpunkte wurden bereits während der Auftaktveranstaltung geäußert, zu der 70 Interessierte gekommen waren. Neben dem Städtebauförderprogramm Soziale Stadt“ für die Neustädter Kernstadt besteht damit auch für die Stadtteile die Chance, sich mit finanzieller Unterstützung des Landes fit für die Zukunft zu machen.
Bürgermeister Thomas Groll freute sich über das große Interesse und warf zunächst einen Blick auf den bisherigen Weg. Seit 2013 sei auf die Aufnahme in das Dorfentwicklungsprogramm hingearbeitet worden. Groll stellte die Ziele der Dorfentwicklung, wie zum Beispiel die aktive Gestaltung des demografischen Wandels, die Stärkung der Innenentwicklung, den Erhalt einer zukunftsfähigen Wohn- und Lebenskultur und des bau- und kulturgeschichtlichen Erbes vor und fasste die Ziele so zusammen: „Da wo wir wohnen, da wollen wir auch in 10 bis 15 Jahren wohnen und uns wohlfühlen“. Die Dorfentwicklung sei eine große Chance, aber auch eine große Herausforderung. In den Orten sei mit der Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ eine hervorragende Vorarbeit geleistet worden, hob er hervor.
Nun gelte es für die Stadt und die Ortsvorsteher, gemeinsam aus den Startblöcken zu kommen und inhaltlich in die erste Phase „analysieren, bedenken, entwickeln“ einzusteigen. Dabei seien die Finanzen nicht gleich als Ko-Kriterium, aber auch nicht als „wünsch dir was“ zu sehen. „Es wird ein arbeitsreiches Jahr, aber es wird auch eine gute und interessante Zeit“, blickte Groll in die Zukunft.
Die Jugend soll in Neustadt bleiben
Es müsse ein gemeinsames Anliegen sein, so Groll, die Heimat so zu gestalten, dass die Jugend hier bleibe. Dabei sparte er nicht mit gängigen Metaphern. Er sprach von Neuland, vom Verlassen gewohnter Pfade und vom Staffelholz, das weiterzugeben sei.
Platz auf dem Podium genommen hatten, neben Groll, auch Ralf Laumer vom Landkreis, Mena Söhlke vom Fachdienst Kreisentwicklung, Heike Brandt und Sonja Kunze vom Kasseler Büro für Regionalentwicklung und Stadtplanung akp, das mit der Erarbeitung des Integrierten Entwicklungskonzeptes beauftragt wurde.
Das Büro betreut in Neustadt bereits das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ und ist mit der konzeptionellen Weiterentwicklung der Seniorenarbeit befasst. Gekommen war auch Guendalina Balzer von der kommunalen Stabsstelle für Regionalentwicklung-, Stadt- und Dorfentwicklung.
Das Datengerüst ist schon vorhanden
Erste Daten über Leerstände, Baulücken, Kitas, Schulen und Bevölkerungsentwicklung wurden bereits gesammelt und während der Auftaktveranstaltung näher vorgestellt. Als mögliche Themen der Dorfentwicklung wurden unter anderem städtebauliche Entwicklung, Wirtschaft/Arbeitsplätze, soziale Infrastruktur und Nahversorgung, Mobilität und Energie, Tourismus, Freizeit und Kultur vorgestellt. Eine Lenkungsgruppe unter dem Vorsitz von Bürgermeister Groll, mit allen drei Ortsvorstehern, Vertretern des Landkreises, der Politik und der Kommunalverwaltung sowie weiteren engagierten Mitbürgern, hat sich gegründet und übernimmt die Steuerung des Prozesses.
Parallel zum IKEK-Prozess besteht die Möglichkeit, am Erasmus-Projekt „Lebensqualität durch Nähe“ teilzunehmen. Ziel ist dabei die Schulung eines Kernteams, das sich aus jeweils drei Vertretern der Stadtteile, der Kernstadt und der Verwaltung zusammensetzt. Das Team soll sich regelmäßig treffen und die Umsetzung der Projekte steuern. Begleitet wird das Projekt von LQN-Prozessbegleitern (regioTrend & kommunare).
Im April sind für jeden Ortsteil einstündige Ortsbegehungen mit anschließenden Workshops vorgesehen. Ziel ist es, Projektideen zu sammeln, Schwerpunkte zu setzten und die Infrastruktur und den Veränderungsbedarf im Ort kennenzulernen.
Alle Veranstaltungen sind öffentlich. Für Mittwoch, 5. Dezember, ist die Abschlussveranstaltung geplant. Zeit und Ort sind noch offen. Ab 2019 beginnt die Umsetzung.