Kunst im Rathaus – Andrea Freisberg stellt Fotografien aus
Erstmals gibt es bis zum 5. Juni 2015 zu den Dienstzeiten der Stadtverwaltung „Kunst im Rathaus“ zu sehen.
Die Stadt Neustadt (Hessen) folgt damit dem Beispiel anderer Kommunen in der Region und öffnet das Rathaus für Künstlerinnen und Künstler.
Den Auftakt macht die Marburger Fotografin Andrea Freisberg. Sie weise zahlreiche „Berührungspunkte“ zu Neustadt (Hessen) auf, so Bürgermeister Thomas Groll anlässlich einer kleinen Vernissage Ende April.
Gemeinsam mit Gerhard Bieker vom Kulturhistorischen Verein habe sie seinerzeit die Chronik „Nova Civitas“ verfasst. Zudem habe sie den kulturgeschichtlichen Rundgang durch die Junker-Hansen-Stadt erarbeitet, der anlässlich des Neustadt-Treffens 2011 aufgestellt worden sei.
Der Bürgermeister betonte, dass Kunst einen Raum zur Darstellung brauche. Er sehe es als Aufgabe der Kommune an, ein solches Angebot für interessierte Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung zu stellen. „Mir ist es wichtig, dass Kunst auch im ländlichen Raum präsent ist. Dies kann Gesang, Theater oder Cabaret ebenso sein wie Malerei oder Fotografie. Auch das alljährliche Straßenmalerfestival gehört für mich dazu.“
Aufgabe von Kunst sei es auch, dass man über die Werke diskutiere. Dies sei, so der Bürgermeister, am frühen Morgen bereits von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung geschehen, welche sich die Fotografien von Andrea Freisberg anschauten und ihre Meinungen dazu äußerten.
Die Bevölkerung hat nun die Gelegenheit, sich die Bilder bis zum 5. Juni 2015 zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung anzuschauen.
Projektarbeiten des Bauhofes in Neustadt:
Aufstellung von Spielgeräten an der Grillhütte/ Neuanlage eines Friedhofsweges
In den vergangenen Wochen wurden durch den städtischen Bauhof zwei Projekte im Bereich der Kernstadt erfolgreich umgesetzt.
Bei der Grillhütte wurden drei Spielgeräte (Rutsche, Schaukel und „Federspiel Pony“) aufgestellt und mit dem notwendigen Fallschutz versehen.
Damit, so Bürgermeister Thomas Groll, erfahre die Anlage eine deutliche Attraktivierung für Kinder. Die Maßnahme wurde seinerzeit vom Ortsbeirat Neustadt nach Beratung mit dem Bürgermeister angeregt. Der Ortsbeirat plant nun noch im Wege von Eigenleistung eine gepflasterte „Terrasse“ anzulegen. Auch hierzu wird der Bauhof unterstützend tätig.
Im Bereich des Friedhofes wurde der dritte Weg innerhalb der letzten vier Jahre durch den Bauhof neu gepflastert, außerdem eine Treppe erneuert. Zudem wurde ein Grabfeld nach Ablauf der Liegezeit größtenteils rekultiviert und so für zukünftige Belegungen vorbereitet.
Ehren wir die Freiheit – Arbeiten wir für den Frieden – Halten wir uns an das Recht
Gedenkveranstaltung aus Anlass des Kriegsendes am 8. Mai 1945 mit Erwin Teufel
Durch die Kapitulation Deutschlands endete am 8. Mai 1945 der II. Weltkrieg in Europa.
Aus diesem Anlass fand am 7. Mai 2015 eine Gedenkveranstaltung der Stadt Neustadt (Hessen) statt. Diese stand unter dem Leitwort „Ehren wir die Freiheit – Arbeiten wir für den Frieden – Halten wir uns an das Recht.“
Diese Aussagen stammen aus der denkwürdigen Rede des kürzlich verstorbenen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985.
Bürgermeister Thomas Groll konnte 130 Personen im Historischen Rathaus begrüßen. Erfreut zeigte er sich darüber, dass auch zwei 10. Klassen der Martin-von-Tours-Schule unter den Gästen waren.
Namentlich begrüßte Groll u. a. den Kreistagsvorsitzenden Detlef Ruffert, den Ersten Kreisbeigeordneten Marian Zachow, Staatsminister a. D. Dr. Christean Wagner und Oberst Rainer Simon vom Stab der Division Schnelle Kräfte aus Stadtallendorf.
Neustadts Nachbarkommunen Stadtallendorf, Schwalmstadt, Willingshausen und Kirchhain hatten ebenfalls offizielle Vertreter entsandt, auch aus Wetter und Marburg waren Gäste vertreten.
Dies ist ein Beleg dafür, welcher Beliebtheit sich inzwischen die historischen Gedenkveranstaltungen der Kommune erfreuen.
Ehrengast war Prof. Dr. h.c. Erwin Teufel, von 1991-2005 Ministerpräsident von Baden-Württemberg und in dieser Zeit einer der einflussreichsten Länderpolitiker der Bundesrepublik.
Bürgermeister Thomas Groll erinnerte eingangs seiner Ansprache an die unvorstellbaren Opferzahlen der Jahre 1939-1945, in denen seinerzeit 110 Millionen Soldaten weltweit unter Waffen standen: 55 Millionen Frauen, Männer und Kinder starben auf den Schlachtfeldern oder im Bombenhagel, 35 Millionen Kriegsversehrte gab es, sechs Millionen Menschen, insbesondere jüdischen Glaubens, wurden in den Konzentrationslagern des NS-Staates umgebracht, 14 Millionen Deutschen wurden unmittelbar nach Kriegsende aus ihrer Heimat vertrieben, zwei Millionen Frauen, Männer und Kinder starben dabei.
Der Bürgermeister verwies darauf, dass die Millionen Opfer zunächst weit weg und anonym scheinen. Aber jeder einzelne Tote habe Familie und Freunde gehabt, auch in Neustadt, Mengsberg, Momberg und Speckswinkel. Über 160 Männer und auch einige Frauen aus unserer Heimatstadt seien nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Sie wurden von den Angehörigen betrauert und unter uns lebten nach wie vor Frauen und Männer, die ihre Väter nie kennenlernen durften.
Thomas Groll nannte den 8. Mai 1945 „im Kern“ einen Tag der Befreiung von den Schrecken des Krieges und der Gewaltherrschaft. Zugleich sei es – für die drei westlichen Besetzungszonen – auch ein Tag des Neuanfanges hin zu Demokratie und Wohlstand gewesen. Der Bürgermeister räumte aber ein, dass Menschen in der späteren DDR und den Ländern Osteuropas oftmals eine andere Sichtweise hätten. Sie seien zwar von der NS-Herrschaft befreit worden, eine kommunistische Diktatur habe sich aber nahtlos angeschlossen.
In diesem Zusammenhang nannte Groll auch noch die Vertriebenen und die Soldaten der Wehrmacht, die in Gefangenschaft gerieten. In seinen Augen sei es aus historischer Sicht durchaus berechtigt, den 9. November 1989 – den Tag des Mauerfalls in Berlin – als eigentliches Ende des Krieges und aller seiner Folgen anzusehen.
Abschließend zitierte Groll Worte des griechischen Geschichtsschreibers Herodot „Im Frieden begraben die Söhne die Väter, im Krieg die Väter die Söhne“ und betonte, dass es an uns allen liege, dass diese schlimme Vorstellung für uns Deutsche nicht mehr Wirklichkeit werde.
Prof. Dr. h.c. Erwin Teufel hielt in freier Rede eine über 45-minütige Gedenkansprache, die durch Rhetorik und Inhalt bestach. Ausgehend vom Tag des Kriegsendes blickte der ehemalige baden- württembergische Landesvater zunächst bis zum 30-jährigen Krieg von 1618-1648 zurück und verwies darauf, dass es vom „Ewigen Frieden“ von Münster und Osnabrück bis hin zum II. Weltkrieg fast 50 Kriege inmitten Europas gegeben habe. Eine Nachkriegszeit sei quasi immer auch schon wieder eine Vorkriegszeit gewesen. Teufel vertrat die Auffassung – die im Übrigen alle namhaften Historiker teilen – dass der II. Weltkrieg ohne die Folgen des großen Kriegs von 1914-1918 denkbar sei.
Auch ging er auf die instabilen Jahre der Weimarer Republik bis hin zur Ernennung Hitlers als Reichskanzler im Januar 1933 ein. Eindrücklich stellte er das Leid des II. Weltkriegs dar und stützte sich dabei auf die von Bürgermeister Groll eingangs genannten Opferzahlen. Wenn das Attentat vom 20. Juli 1944 Erfolg gehabt hätte, so Erwin Teufel, dann wäre insbesondere Deutschland viel Leid erspart geblieben. Die Bombenangriffe auf deutsche Großstädte und die Vertreibung aus dem Osten hätte erst danach eingesetzt.
Prof. Dr. h. c. Teufel blickte aber auch von der „Stunde Null“ auf die weitere Entwicklung Deutschlands und Europas. Er hob dabei die große Hilfe der USA zum Wiederaufbau ebenso hervor wie die
Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich. Staatsmänner wie Winston Churchill, Robert Schumann, Charles de Gaulle und Konrad Adenauer hätten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die „alte“ Bundesrepublik in die Gemeinschaft der freien Völker des Westens integriert wurde. Die Menschen in der sowjetischen Besatzungszone und in Osteuropa hätten stattdessen noch vier Jahrzehnte hinter dem „Eisernen Vorhang“ leben müssen. Erwin Teufel stellte auch die Freiheitsrechte des Grundgesetzes heraus. Diese seien einmalig in der Geschichte unseres Landes. Kein Gnadenerweis der Obrigkeit, sondern verbriefte Rechte eines jeden Einzelnen.
Der Gast aus Baden-Württemberg verstand es hervorragend, eigenes Erleben in seine Ansprache einzufügen.
Abschließend lobte er das Engagement von Kommune und Bürgermeister. Es sei „fast einmalig“, dass eine kleine Kommune regelmäßig zu solchen Veranstaltungen einlade. Dies sei für ihn Motivation gewesen, nach Neustadt (Hessen) zu kommen.
Zum Abschluss sprach Bürgermeister Thomas Groll Worte des Gedenkens für alle Opfer des II. Weltkrieges und der Gewaltherrschaft.
Mit der von Willfred Sohn und Karl-Joseph Lemmer intonierten Nationalhymne klang die eindrucksvolle Gedenkveranstaltung aus.
Die beiden Musiker hatten bereits zuvor mit der „Fantasie Impromtu“ von Frederic Chopin und den Stücken „Die Antwort weiß ganz allein der Wind“ und „Heal the World“ für einen würdevollen Rahmen gesorgt.
Im Nachgang waren viele positive Stimmen und Dankensworte über die Veranstaltung zu hören. Schwalmstadts Bürgermeister Dr. Gerald Näser sprach beispielsweise „von einer Stunde lebendigem Geschichtsunterrichts“.