Noch ist keine Besserung in Sicht

Bewohner „Am Schalkert“ weiterhin verärgert über abkürzende und rasende Autofahrer

Der Initiative einer Familie, rasende Autofahrer „Am Schalkert“ etwas auszubremsen, schob die Stadt einen Riegel vor. Doch sie will sich der Probleme der Anwohner annehmen.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Heiko Juraschek und Bianka Hock haben die Nase voll: „Bei uns jagen die Autos oft locker mit geschätzten 60 oder 70 Sachen vorbei. Da rappeln die Tassen im Schrank“, kritisiert der Anwohner der Straße „Am Schalkert“ – die eigentlich eine Tempo-30-Zone ist. In den vergangenen Monaten hatte Juraschek die Autofahrer etwas ausgebremst, indem er sein eigenes Fahrzeug an einer Engstelle nahe einer Brücke parkte und quasi für ein Verkehrshindernis sorgte. Doch nun, da die Stadt für die Straße ein Halteverbotsschild aufstellte, hätten Raser wieder freie Bahn, moniert er.

„Die Einbuchtung ist dafür gedacht, dass Autos ausweichen können. Da zu parken, geht einfach nicht“, erklärt Bürgermeister Thomas Groll die Initiative der Stadt. Groll kennt das Haus von Juraschek und Höck ganz genau, da einst seine Großeltern dort lebten. „So dicht an der Straße fühlt es sich natürlich so an, als würde jedes Auto rasen“, kommentiert er die Kritik der Bürger – will diese aber nicht kleinreden: „Das ist subjektives Empfinden. Wir wollen aber nicht spekulieren und brauchen also objektive Zahlen.“ Daher werde die Stadt ein neu angeschafftes Verkehrsmessgerät „Am Schalkert“ einsetzen, um Anzahl und Geschwindigkeit‘ passierender Fahrzeuge zu messen. Allerdings sei dies erst Ende September / Anfang Oktober möglich. Liegen die Zahlen vor, werde die Stadt das Thema gegebenenfalls angehen.

Ein weiteres Problem der Anwohner der Straße sind Autofahrer, die das engmaschige Wohngebiet als Abkürzung in die Schwalm nutzen – so sparen sie sich mehrere Ampeln. Das ist jedoch nichts Neues. Schon vor drei Jahren suchten die Neustädter nach Alternativen. „Unser Vorschlag würde das Problem an der Wurzel packen und lösen – auch wenn dieser mit einer Mehrbelastung für die Anlieger verbunden ist“, hatte der Rathauschef damals gesagt. Eine entsprechende Einbahnstraßenregelung, die das Problem behoben hätte, lehnten die Anwohner jedoch mit großer Mehrheit ab – vornehmlich, da sie sonst selber Umwege hätten in Kauf nehmen müssen. Die Suche nach Alternativen legte die Stadt daraufhin auf Eis, da sie durch die Baustelle in der Hindenburgstraße auf das Wohngebiet als Ausweichstrecke angewiesen war.

„In Neustadt herrschen nicht gerade ideale Bedingungen, was den Verkehr angeht, gibt Groll zu. Vor allem, wenn der „Schichtverkehr“ sich seinen Weg durch die Stadt bahne, sei es oftmals schwierig. In nächster Zeit sei es jedoch müßig, nach anderen Lösungen zu suchen: Im kommenden Jahr steht die Sanierung der Querallee auf der Agenda, ein Jahr später ist die Bahnhofstraße an der Reihe. „Wir werden dann leider wieder auf Verkehrsführungen durch Wohngebiete angewiesen sein“, kündigt der Bürgermeister an und betont, dass die Stadt das Thema weiterhin verfolgen würde – dies aber momentan aufgrund der anstehenden Bauprojekte Unsinn wäre. „Unser Problem ist, dass wir keine Ortsumgehung haben. Das wurde einst verpasst. Umso dringender ist der Bau der A49 notwendig, weil diese die benötigte Entlastung für Neustadt mit sich bringen würde.“