Sie graben und sie hämmern

 

Mengsberger öffneten am Tag des Geotops den Steinbruch

„Was ist das?“, war wäh­rend des Tages des Geo­tops in Mengsberg die mit Abstand am häufigsten gestellte Frage, die Hobbygeologe Willi Schütz im Kalksteipbruch beantworten musste.

von Yanik Schick

Mengsberg. Zahlreiche Kinder haben sich im Steinbruch ver­teilt und sind fleißig am Graben und hämmern – immer auf der Suche nach einem Fossil, das am besten noch mehrere hun­dert Millionen Jahre alt sein sollte. Sind sie fündig geworden, laufen sie zu Willi Schütz und lauschen den Erklärungen des Experten, der ihnen erläutert, was sie gefunden haben.

Zum zweiten Mal beteilig­ten sich die Mengsberger am deutschlandweit stattfindenden Tag des Geoptops. Damit der Zugang zu dem Kalksteinbruch überhaupt möglich wurde, hat­ten die Mitglieder einer wäh­rend des Wettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ gegründeten Arbeitsgruppe das Gelände im Vorhinein aufbereitet und ge­pflegt. „Wichtig war, dass die in­vasiven Pflanzen entfernt wur­den“, erklärte der stellvertreten­de Ortsvorsteher Björn Wolfig.

Der Kalksteinbruch in Mengs­berg liegt im sogenannten „Momberger Graben“, der wei­tere Steinbrüche – drei in Win­terscheid und zwei in Mom­berg – umfasst. Das will sich die Arbeitsgruppe zunutze ma­chen: „Wir planen im kommen­den Jahr die Vorstellung des Tri­as-Wegs, ein Wanderweg, der an Steinbrüchen des Momberger Grabens vorbeiführt“, so Wolfig.

Vorstellung des Trias-Wegs

Die Struktur des Weges soll ei­nen Einblick geben in die geo­logische Formation der Unteren und Mittleren Trias (von vor 250 bis 235 Millionen Jahren), den ehemaligen und heutigen Kalk­abbau (ab dem 18. Jahrhundert) sowie die Existenz vieler vom Muschelkalk abhängiger Tier- ­und Pflanzenarten.

Der noch heute im Steinbruch vorliegende Muschelkalk kann in drei Gruppen klassifiziert werden: Unterer, mittlerer und oberer Kalk. „Alle Formatio­nen sind hier in Mengsberg auf­zufinden“, erklärt Willi Schütz und deutete auf das ungefähr zwei Hektar große Gelände.

„Durch die alten Römer wurde man darauf aufmerksam, dass Kalk auf nützliche Art und Wei­se verwendet werden kann“, be­tont er. Eine Möglichkeit stellte das „Kalklöschen“ dar, eine ge­fährliche Verarbeitung zu Mör­tel, aber auch zu Zahnmedi­zin- und Desinfektionsmitteln. Das ist ein Grund für die vielen Gräben und Unebenheiten im Steinbruch, wie Schütz erläu­tert: „Der Kalk würde lange Zeit aus wirtschaftlichen Gründen abgebaut“.

Heute ist der Steinbruch Le­bensraum für Tiere und Pflan­zen. „Orchideen zum Beispiel sind sehr wärmeliebende Pflan­zen und auf den Säuregehalt im Boden angewiesen“, berichtet der Experte. Die Blütenpflan­ze siedelte schon vor mehre­ren Tausend Jahren in diesem Gebiet an. Da der Mengsber­ger Steinbruch im Vergleich zu anderen Geotopen sehr flachgründig sei, profitiere die Or­chidee von einer hohen Son­neneinstrahlung. Neben Wald-und Zauneidechsen „leben hier auch auf den Kalk angewiesene Käfer und Schmetterlinge“, sagt der Autor des Buchs „Die Kalk­kuppen bei Winterscheid“.

„Es existiert eine Soziologie zwischen Pflanzen und Tieren, die ah einem anderen Ort kaum vorkommt“, gibt Schütz an. Die­sen Seltenheitswert gelte es aus Naturschutzgründen zu erhal­ten. „Außerdem müssen wir un­seren Nachkommen die Erd­geschichte weiterhin zugäng­lich machen. Sonst verlieren sie den Bezug zur Natur“, sagt 68-Jährige mit Blick auf die im­mer noch grabenden Kinder.

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