Ortsbeirat gibt grünes Licht für Teilnahme an Fortsetzung von „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Europaebene
Nach den überwältigenden Erfolgen auf Regional-, Landes- und Bundesebene will Mengsberg eine historische Chance nutzen und Hessen im Dorfwettbewerb auf europäischer Bühne vertreten.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. Die Chance ist einmalig und sollte genutzt werden – da waren sich Bürgermeister Thomas Groll, Ortsvorsteher Karlheinz Kurz, die Ortsbeiratsmitglieder aber auch engagierte Bürger wie Helmut Zieße (Vorsitzender des Heimat-und Verschönerungsvereins) oder Erwin Schorbach (Vorsitzender der Waldinteressenten) einig: Mengsberg könnte als Goldmedaillengewinner beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ das Land Hessen auf Europaebene vertreten. Das Hessische Wirtschaftsministerium hat angefragt, ob Interesse besteht an einer Teilnahme am Wettbewerb mit dem sperrigen Titel „Europäischer Dorferneuerungspreis 2014 der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung unter dem Motto »Besser Leben'“. Und wie die Mengsberger so sind: Es besteht Interesse. Zumindest schon einmal bei den Mitgliedern des Ortsbeirates und Triebfedern wie Schorbach oder Zieße. Fehlt nur noch die Zustimmung der Leiter der Arbeitsgruppen, die im Zuge der Teilnahme an „Unser Dorf hat Zukunft“ entstanden – doch wer den Ortsvorsteher und die Mengsberger kennt, der weiß: Das Dorf ist bereit für die neue Herausforderung.
Dann allerdings muss noch grünes Licht aus dem Ministerium kommen, das neben Mengsberg auch beim zweiten hessischen Goldmedaillengewinner Ueberau sowie den Bronzedörfern des Jahres 2010 Schönstadt und Edertal-Kleinern angefragt hat. „Schönstadt ist zu 99 Prozent nicht dabei, Kleinern hat sich noch nicht gerührt, doch Ueberau will sich bewerben“, berichtet Kurz, der natürlich
schon einmal alle Fühler ausgestreckt hat. Bewerbungsfrist ist der 1. November, danach fällt im Wirtschaftsministerium die Entscheidung, wer aus Hessen europäisch mitmischen darf.
Mengsberg gilt als heimlicher Favorit, die weiteren Fortschritte auf dem Weg zum Bioenergiedorf könnten das Zünglein an der Waage sein. In jedem Fall treibt die zuständige Projektgruppe auch nach dem Gewinn der Goldmedaille ihr Anliegen weiter voran. Problem sei, dass es noch keine Biogasanlage im Dorf und bisher auch keinen potenziellen Betreiber gebe, berichtet Kurz, betont jedoch im selben Atemzug, dass bereits am 9. Oktober eine weitere Sitzung stattfinde. Eine ausgewählte Gruppe wolle sich dann noch einmal explizit mit der Bau- und der Betreiberfrage auseinandersetzen. Eine Biogasanlage am Waldrand Richtung Wiera mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk in Dorfnähe sei in der Diskussion. Ein Planungsbüro habe allerdings auch noch Alternativen im Köcher – auch solche ohne Biogasanlage.
Innerhalb von 3 Monaten 12 Neubürger gewonnen
Wie auch immer sich diese Planung weiterentwickelt: Sollte Mengsberg es tatsächlich den Kickern von Eintracht Frankfurt gleichtun dürfen und im „Europapokal“ der „Dörfer mit Zukunft“ mitmischen, dann käme laut Kurz kaum Arbeit auf
die Bürger zu: „Die Präsentation im Wettbewerb würde genauso ablaufen wie beim Bundesentscheid, nur dass wir mehr Zeit bekommen. Wir müssten nichts Neues anfangen, aber sollten uns vielleicht etwas anders präsentieren.“ Auch sprachliche Schwierigkeiten müssten die -Mengsberger nicht fürchten, da die meisten Jurymitglieder laut Groll aus Österreich und der Schweiz kommen und entsprechend Deutsch verstehen.
Der Bürgermeister hat den Mengsbergern auch schon zugesagt, für den Haushalt 2014 wieder finanzielle Unterstützung für die Dorfverschönerung einzuplanen. Vonseiten des Landkreises habe Margot Schneider, die Mengsberg bei der Vorbereitung auf den Landes- und den Bundesentscheid half, auch schon Bereitschaft signalisiert, wieder unterstützend zur Seite zu stehen, freut sich Kurz.
Mitte Januar nehmen er und zahlreiche Bürger in Berlin die beim Bundeswettbewerb gewonnene Goldmedaille entgegen. Ein Kritikpunkt, den die Bundesjury angebracht hatte, gehört bereits der Vergangenheit an: Die Mengsberger sollten den Kalkschotterbruch „entbuschen“ – was in Vorbereitung des Tages des Geotops bereits geschehen ist (die OP berichtete).
Ein zweiter Kritikpunkt betraf „den „Dorfteich“, der bürgerfreundlicher gestaltet werden sollte. „Ich glaube, ich habe beim Dorfbegang nicht deutlich genug gemacht, dass dies vornehmlich ein Feuerlöschteich ist“, betont Kurz, der nach einer Diskussion im Ortsbeirat einlenkt. Nun soll sich ein Arbeitskreis mit der erneuten Umgestaltung des Teiches befassen und ein Konzept erstellen mit dem Ziel, im Jahr 2015 die Anlagen umzubauen.
Für das Jahr 2014 wollen die Mengsberger Kämmerer Thomas Groll dazu bewegen, 10 000 Euro für das Einrichten von zwei Stellplätzen für Wohnmobile am Sport- und Freizeitgelände einzuplanen. Dies sei wichtig, um das Gold-Dorf für Touristen noch attraktiver zu machen/erläutert der Ortsvorsteher. Derweil scheint die Auszeichnung als „Dorf mit Zukunft“ Mengsberg besonders für junge Familien attraktiv zu machen: Seit dem Bundeswettbewerb verzeichnete die Stadt Neustadt zwölf Neubürger im östlichsten Dorf des Landkreises – ein sensationeller Wert, wie der Bürgermeister betont.