Startschuss für mehr Klimaschutz

Vier Städte wollen gemeinsam einen Experten anstellen / Individuelle Konzepte kommen
Von Michael Rinde
Ostkreis. Vier Städte wollen in Sachen Klimaschutz gemeinsam weiter vorankommen und setzen dabei auch auf externe Fachkenntnisse: Amöneburg, Neustadt, Kirchhain und Rauschenberg planen, einen Klimaschutzmanager zu beschäftigen. Damit sie in den Genuss von Fördergeldern für diese Stelle kommen und um eine sachliche Grundlage zu erhalten, geben sie zunächst Klimaschutzkonzepte in Auftrag.

Jede der vier Städte erhält ein solches Konzept. Darin wird es um die CO2-Bilanz, die Klimaschutzpotenziale bei der jeweiligen Stadt, aber eben auch konkrete Vorschläge gehen.

Die Konzepte müssen individuell ausfallen. Schließlich haben die vier Städte in der Vergangenheit schon selbst Engagement in Sachen Klimaschutz gezeigt oder sich für die Energiewende engagiert. Rauschenberg ist etwa Bioenergiestadt, die übrigen Kommunen haben gerade bei diesem Punkt auch bereits viel Engagement gezeigt, zum Beispiel bei der Windenergie. Aber es gibt eben auch Unterschiede in den Strukturen, um so wichtiger ist das maßgeschneiderte Konzept.

Ein Experte für 35000 Einwohner

Zusammengerechnet geht es um 35 000 Einwohner, die in den vier Städten leben. „Damit haben wir die richtige Größe für eine solche gemeinsame hauptamtliche Stelle“, sagt Neustadts Bürgermeister Thomas Groll mit Blick auf den Klimamanager. Er soll nicht nur Konzepte ausarbeiten und umsetzen, er soll dabei auch die Fördermöglichkeiten ausloten. Bei keinem Feld sei die Förderlandschaft derart kompliziert wie bei Klimaschutzprojekten, merkt Groll an. Darauf verweist auch Rauschenbergs Bürgermeister Michael Emmerich. „Bei allen Projekten ist die Förderkulisse ein großes Thema, wir können dort gar nicht mehr den Überblick besitzen“, sagt er. Und ohne Fördergeld, auch das ist klar, droht manches Vorhaben im Sinne des Klimaschutzes schwierig zu werden. „Gerade für Kommunen mit angespannter Haushaltslage sind Fördergelder wichtig“, unterstreicht Emmerich.

Amöneburg ist als letzte Kommune zu dem Bündnis hinzugestoßen. Bürgermeister Michael Plettenberg etwa freut es, dass sich schon durch das Klimaschutzkonzept für seine Stadt jetzt etwas in Bewegung setzt. Die CO2-Bilanz für Amöneburg stehe bereits lange auf seiner Agenda, sei aber bisher an fehlendem Personal gescheitert. „Ende des Jahres haben wir sie endlich“, so Plettenberg. Er betont, wie wichtig der Klimaschutz auf kommunaler Ebene werden wird. Der künftige Klimaschutzmanager wird, so die Hoffnung aller vier Partner, auch gemeinsame Fördermöglichkeiten auftun können. Ist ein Förderantrag für eine Stadt einmal erstellt, so ließe er sich möglicherweise auch auf eine andere der beteiligten Kommunen übertragen.

Impulse für die Bürger der vier Städte

Kirchhains Bürgermeister Olaf Hausmann hofft, dass das kommunale Engagement dabei auch bei den Bürgern der vier Städte zu Impulsen führt. Ein Element auf dem Weg zu den unterschiedlichen Klimaschutzkonzepten ist beispielsweise ein Bürger-Workshop in den jeweiligen Städten. „Es ist wichtig, dass wir die Bürger mitnehmen bei diesem Prozess“, sagt Hausmann. Wichtig ist ihm außerdem, dass es im Zusammenhang mit dem Konzept konkrete Handlungsempfehlungen geben wird. Die Konzepte erstellt Armin Raatz von der Klima- und Energieeffizienzagentur in Kassel.

Die Bürger mitnehmen – das wird auch eine der zahlreichen Aufgaben des künftigen Klimaschutzmanagers sein. Den vier Bürgermeistern ist dabei bewusst, dass der Weg bis zu dessen Arbeitsbeginn noch weit ist.

Vor Mitte nächsten Jahres tritt der- oder diejenige ihre Stelle nicht an. Den Bürgermeistern ist dabei auch klar, dass die Zahl der entsprechend Qualifizierten begrenzt und die Nachfrage inzwischen sehr hoch ist.

Dass dieser Prozess so lange dauert, hängt wiederum mit der Förderung zusammen. Denn die Stelle in Jülich, die die Förderanträge bearbeitet, hat schon mitgeteilt, dass sie für eine Prüfung des Antrages fünf Monate brauchen wird. Im Idealfall könnte es eine Förderung von 65 Prozent für die Stelle geben. Die Kommunen rechnen mit Kosten von etwa 90 000 Euro. Die Förderung ist auf zwei Jahre befristet, doch der Klimaschutzmanager soll – so der Wunsch der Bürgermeister – langfristig bleiben. Deshalb gibt es bereits jetzt Gespräche über eine Anschlussförderung durch das Land.