Tagespflege bietet älteren Menschen ein vielfältiges Angebot

In den Räumen von „Tagwerk“ können bis zu 20 Senioren backen, spielen und fit bleiben
Von Stefan Dietrich
Neustadt. Es roch nach frisch Gebackenem und die Räume waren weihnachtlich geschmückt, als am Mittwoch zum ersten Mal ältere Menschen in der Neustädter Seniorentagespflege „Tagwerk“ beisammen saßen. „Wir haben heute schon 13 Gäste – bei einer maximalen Auslastung von 20 ist das eine gute Quote“, sagte Martin Krapp, als er Bürgermeister Thomas Groll und den Ersten Stadtrat Wolfram Ellenberg am Eröffnungstag in den neuen Räumlichkeiten begrüßte.

Krapp führt gemeinsam mit Eva Hartmann die Geschäfte von Tagwerk Neustadt. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, eine Hofreite in der Ringstraße zu sanieren und dort eine Tagespflege aufzubauen. Als Zwischenschritt hat Tagwerk nun in angemieteten Räumlichkeiten „An der Ziegelei 7“ eine Tagespflege eröffnet. Das Gebäude gehört zum Seniorenzentrum MENetatis, das ebenfalls am Mittwoch Eröffnung feierte (die OP berichtete).

Jeden Tag gibt es vier Angebote zur Auswahl

Bürgermeister Groll äußerte sich erfreut, dass es in Neustadt jetzt auch eine Tagespflege gibt. „Die jüngere Generation muss arbeiten, die Kinder gehen in die Kita, und für die ältere Generation gibt es die Seniorentagespflege“, sagte er. Tagwerk bietet von Montag bis Freitag Seniorentagespflege an – ab 7 Uhr werden die ersten älteren Menschen mit dem eigenen Tagwerk-Bus abgeholt, bis 17 Uhr werden sie wieder nach Hause gebracht, die Kernzeit ist etwa 8 bis 16 Uhr, erläuterte Hartmann. „Manche kommen nur einen Tag in der Woche, manche zwei oder drei Tage, andere fünf Tage“, sagte sie.

Ab Pflegegrad zwei finanziere die Pflegekasse einen großen Teil der Tagespflege-Kosten, ohne dass deswegen das Pflegegeld oder Sachleistungen gekürzt werden, erläuterte Hartmann. Einen kleinen Eigenanteil müssten die Gäste selbst zahlen.

Für die Seniorinnen und Senioren bietet die Tagespflege wechselnde Aktivitäten an, jeden Tag gibt es vier zur Auswahl. Das Angebot umfasst ein breites Spektrum von kreativen Tätigkeiten bis zur Stärkung der körperlichen und geistigen Fitness: Kochen, Backen, Gymnastik, Singen, Musizieren, Kreatives Gestalten, Spiele, Gedächtnistraining, Erinnerungs- und Biografiearbeit, Spaziergänge, Treppentraining, Gangschule, Handmassage und Entspannung.

Auch Ausflüge und Veranstaltungen soll es geben, sobald das die Entwicklung der Pandemie wieder möglich macht. Die pflegerische Versorgung gehört natürlich ebenso zur Tagespflege wie Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen.

Die Idee, eine Tagespflege in Neustadt zu eröffnen, hatte Eva Hartmann schon vor eineinhalb Jahrzehnten. Sie ist Diplom-Ergotherapeutin und hat 2006 in ihrer Diplomarbeit den Bedarf für Seniorentagespflege in Neustadt untersucht. Dabei sei sie zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser Bedarf besteht, habe sich aber zunächst nicht getraut, selbst ein Unternehmen zu gründen, erzählte sie. Das änderte sich vor drei Jahren, als Martin Krapp sie auf die Idee einer Tagespflege ansprach. Beide sind in der Ringstraße aufgewachsen, wo auch langfristig die Tagespflege entstehen soll, sie kennen sich also schon sehr lange. Sie stellten fest, dass sich ihre Kenntnisse ideal ergänzen: Sie hat 16 Jahre lang in einem Pflegeheim gearbeitet, darunter 14 Jahre als Leiterin der sozialen Betreuung im Pflegezentrum Haus Rauschenberg, hat also viel Erfahrung in der Arbeit mit älteren Menschen; er kennt sich als Steuerfachwirt mit Zahlen aus. So entstand die Tagwerk Neustadt GmbH. Auch Krapps Ehefrau und Hartmanns Ehemann arbeiten an dem Projekt mit.

In der Hofreite soll es drei Tagespflege-Gruppen geben

Insgesamt hat Tagwerk derzeit zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – inklusive Krapp und Hartmann. In den derzeit angemieteten Räumen gibt es eine Wohn-Essküche, ein Wohnzimmer, einen Therapieraum, ein großes Pflege-Wellness-Bad und zwei Ruheräume – dort können die Senioren zum Beispiel Mittagsschlaf machen.

Voraussichtlich Ende 2022 will Tagwerk dann in die sanierte Hofreite in der Ringstraße, eine ehemalige Schusterei, einziehen. Dort soll es auf drei Etagen drei verschiedene Tagespflege-Gruppen geben – für rüstige Ältere, für Pflegebedürftige und für Demenzkranke. Die Stadt Neustadt und der Landkreis fördern das Projekt finanziell. „Für so ein Projekt braucht es Mut“, lobte Bürgermeister Groll am Mittwoch und überreichte zur Eröffnung der Tagespflege eine Kachel der Stadt Neustadt.