ln Mengsberg steht jetzt das weltweit größte Solarthermiefeld, das einer Genossenschaft gehört
3 500 Quadratmeter ist es groß – und kann problemlos noch erweitert werden: Das Mengsberger Solarthermiefeld, das bald Wärme in 148 von 225 Haushalten im Dorf bringt.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. Ralf Orths und Okke von Bodungen von der Firma Wagner Solar prüfen im Auftrag von Viessmann noch einmal alle Anschlüsse. „Am Montag werden die Module befüllt und in Betrieb genommen“, erklärt von Bodungen. Das heißt, dass ab dann „Solarflüssigkeit“ durch einen Teil des Solarthermiefeldes läuft – eine Flüssigkeit, die weder frieren noch aufkochen kann, wie Karlheinz Kurz, Ortsvorsteher und Mitglied im Vorstand der Bioenergiegenossen, einwirft und anschließend grob die Funktionsweise erläutert: Die Sonne erwärme die Flüssigkeit, die dann durch Rohre in die Energiezentrale fließt, wo ein Wärmetauscher steht. Dort wird dann mit der Flüssigkeit Wasser aus zwei Pufferspeichern auf 80 bis 90 Grad erhitzt, das anschließend über das Nahwärmenetz in die Heizungsrohre der Haushalte fließt. Mit 60 bis 65 Grad kommt das Wasser letztendlich zurück in die Heizzentrale, wo der Kreislauf von vorne beginnt.
Sollte die Sonne nicht ausreichend scheinen, springt ein mit Holzhackschnitzel gefütterter Biomassekessel an. Sollte dieser ausfallen, gibt es als Backup immer noch einen mit Biogas betriebenen Gaskessel. „Die schalten sich automatisch an, wenn es sein muss“, freut sich Kurz und schwärmt von der Technik, die Viessmann oberhalb von Mengsberg errichtet hat. Mit 3500 Quadratmetern
ist das Solarthermiefeld das größte, das sich weltweit in den Händen einer Bioenergiegenossenschaft befindet. Es besteht aus 2 600 Modulen (die ganz nach Wärmebedarf im Dorf aktiviert werden), kann aber noch problemlos erweitert werden – die Bioenergiegenossen halten schließlich zum einen noch Fläche vor, zum anderen haben sie sich auf dem Nachbargrundstück Vorkaufsrecht auf Land gesichert. „Unser Projekt wird sich nämlich als vorteilhaft erweisen – und dann kommen noch weitere Anschlüsse hinzu“, gibt sich Kurz zuversichtlich. Mit 150 Anschlüssen hatten die Bioenergiegenossen einst gerechnet. Mit 138 ging’s los, inzwischen gibt es 148 Anschlusswillige. „Und zwei bis drei sind in Lauerstellung“, so Kurz.
58 Haushalte sind bisher ans Nahwärmenetz angeschlossen. Von 9 500 Metern Nahwärmerohren sind rund 6000 verlegt. Kurios: Es fehlt quasi noch der Zusammenschluss im Dorf. Da einige Genehmigungen für Straßensperrungen bei Baubeginn noch nicht vorgelegen hatten, sparten die Bioenergiegenossen die betroffenen Stellen aus. „Wir haben mit kommunalen Straßen weitergemacht und quasi rückwärts gearbeitet“, erklärt Kurz und äußert sich auch zur Beschwerde einer Bürgerin, die kürzlich bei Facebook die zahlreichen Baustellen im Dorf kritisiert hatte:
„Ich habe das persönliche Gespräch gesucht. Man sollte lieber den direkten Kontakt wählen, denn wir können über alles reden und werden für alles Lösungen finden“, sagt er und ergänzt, dass die Kritiker allesamt „Nicht-Anschlussnehmer“ seien. Die Bauarbeiter würden ihr Möglichstes tun – zahlreiche Kolonnen seien im Dorf unterwegs, die Hand in Hand arbeiten müssen. „Erst kommt der Tiefbau und die Öffnung der Gräben, dann werden die Rohre verlegt, von der nächsten Kolonne zusammengeschweißt, dann isoliert – und dann kommt die zweite Tiefbaukolonne und macht die Gräben wieder zu“, nennt Kurz ein Beispiel und hofft auf Verständnis, dass es noch einige Zeit Verkehrsbehinderungen geben wird.
Drei Wochen dauerte der Bau des Solarthermiefeldes. „Eine Mordsvorbereitung war nötig. Die Standorte der Eisenpfähle, an denen die Module angebracht sind, wurden mit Laser vermessen“, berichtet Kurz von der Feinarbeit, die für den Aufbau notwendig war.
In der Heizzentrale sind die Arbeiten noch im Gange. „Es sind noch Kleinigkeiten zu erledigen – aber die Technik läuft bereits wunderbar“, schwärmt Kurz und präsentiert einen unscheinbaren Schrank mit zahlreichen Kabeln, Steckern und einem Bedienfeld an der Tür. „Dort kann ich mir jeden Anschluss aufrufen und mir sämtliche Informationen einholen“, freut er sich.
Die Übergabe des Nahwärmenetzes an die Bioenergiegenossen ist für den 31. Dezember dieses Jahres geplant.