Stadtallendorfer Graffiti-Künstler verziert mit Neustädter Jugendlichen eine Wand
Wer aus Neustadts Kernstadt in Richtung Willingshäuser Straße fahren will, muss derzeit einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Schuld daran ist ein größeres Kunstprojekt.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Nein, es ist kein Akt des Vandalismus, der nachmittags an der Neustädter Bahnhofsunterführung passiert: Die Graffiti-Kunst, die der Stadtallendorfer Emeljan Tews mit Unterstützung Neustädter Jugendlicher auf die einst graue Wand aufbringt, ist eine Auftragsarbeit – initiiert von der Stadt und dem Gewerbeverein.
Bald sollen Bilder der Kirchen, des Rathauses und natürlich des Junker-Hansen-Turms das einstmals triste Bauwerk verschönern. Viel Grün, das den Bürgerpark symbolisiert, und das Blau des Himmels sollen das Werk farbenfroh machen und freundlich-fröhlich erscheinen lassen, wie Jugendpfleger Lars Kietz betont.
Gewerbetreibende hatten die Wand vor zwei Jahren frisch gestrichen. Letztendlich entstand aus diesem ehrenamtlichen Engagement ein Ideenwettbewerb, bei dem die Jugendpflege in Zusammenarbeit mit Tews den besten Vorschlag einreichten. Sie hatten eine Skizze der markantesten Neustädter Gebäude entworfen, die auf große Zustimmung bei Stadt und Gewerbeverein stieß.
Also bekamen Kietz und seine Mitstreiter den Zuschlag. Sie machten sich daraufhin sofort daran, Mittel aus dem Programm „Jugend stärken im Quartier“ zu erhalten. Wieder gab es den Zuschlag, sodass die Jugendpflege nun Tews für seinen Einsatz entlohnen kann.
Doch der junge Stadtallendorfer wird die Wand nicht alleine verzieren: Neustadts Nachwuchs ist dazu aufgerufen, ihn an den Wochentagen ab 15 Uhr zu unterstützen – für Tews nichts Neues. Schon oft habe
er gemeinsam mit Kindern gesprayed und auch schon Workshops gegeben.
Gleich zum Auftakt mit dabei waren Max (12) und Leonhard, die von dem Projekt gehört hatten und es gut fanden. „Wir möchten unsere Stadt verschönern“, sind sie sich einig. Die Unterführung müssten sie täglich passieren und schon oft hätten sie gedacht, dass sie etwas traurig daherkomme – doch dem lasse sich mit etwas Farbe sicher beikommen.
Auch Tews freut sich auf das Projekt. Schon mehrfach habe er ähnlich große Bilder als Graffiti umgesetzt, berichtet er und
betont: „Bunt ist besser. Das wirkt fröhlicher, und dann gibt es für die Kinder etwas zu gucken! Und dass sie sich selber auch noch einbringen können, ist besonders für Kietz wichtig: „Sie sollen ihre Lebenswelt schließlich mitgestalten.“
Die massiven Sperrvorrichtungen sind für ihre Sicherheit unumgänglich, aber auch für die der zahlreichen anderen Fußgänger, die täglich die Unterführung nutzen, wirft Bürgermeister Thomas Groll ein und betont, dass die Straße nach Wasenberg saniert werde und es ohnehin bereits eine Umleitung gebe.