Vom Karnevals-Prinzen zum Junker Hans

Antonio Köhler tritt als Neustadts Symbolfigur auf • Schwester und gute Freundin stehen ihm zur Seite

Erstmals in der Geschichte mimen Bruder und Schwester den Junker Hans und sein Burgfräu­lein. Aber auch das zweite Burgfräulein ist irgendwie ein Teil der Familie Köhler.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Bereits nach einer Woche im Amt steht fest: An­tonio Köhler ist ein besonderer Junker Hans. Zum einen, weil ihm seine Schwester Lisa-Ma­rie zur Seite steht, zum anderen, weil er auf Bitten von Pfarrer Andreas Rhiel spontan in voller Montur im Kirmesgottesdienst den Psalm singt.

Der 18-Jährige ist Sänger aus Leidenschaft. Dies stellte er im Kirchenchor und als jüngstes Mitglied des Männergesang­vereins unter Beweis. „Der in­zwischen verstorbene Norbert Krapp sprach mich einst an, ob ich nicht im Gesangverein aktiv sein wolle“, erinnert er sich und ergänzt: „Ich ging zur Probe und stellte fest, dass die Männer vor­nehmlich ältere Lieder singen – aber auf eine frische Art und Weise. Das war ganz anders, als ich erwartet hatte.“

Momentan bezeichnet sich Köhler allerdings eher als pas­sives Mitglied, da seine Konzen­tration dem Abitur gilt, das er an der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld macht. Danach will er ein freiwilliges soziales Jahr als Erzieher absolvieren, um sich danach entweder in Schwalm­stadt zum Erzieher ausbilden zu lassen oder in Fulda Theologie zu studieren. „Gott hat mir ein Zeichen gegeben“, erklärt er sei­nen Studiumswunsch – gleich­zeitig komme er jedoch sehr gut mit Kindern klar: „Und Kinder mögen mich auch.“

Eine Entscheidung steht al­so noch aus – doch ein Jahr hat er aufgrund seiner Pläne ohne­hin noch Zeit, um sich für eine Richtung zu entscheiden. Ein Jahr, in dem der ehemalige Prinz des Jugendblasorchesters auch noch als Repräsentant der Stadt fungiert. „Die Geschichte Neu­stadts als ehemaliges Sumpf­gebiet hat mich schon immer interessiert“, sagt er und betont, dass ihn die Legende vom Jun­ker Hans, der die Hilfe des Teu­fels in Anspruch nahm, beson­ders fasziniere.

Vom Interesse des Sohnes wis­send schlug Lucia Köhler, Kar­nevalsprinzessin des Jahres 2010, den Filius für den Pos­ten des Junker Hans‘ vor – und Tochter Lisa-Marie (21) sowie Nachbarin Melissa Ruhl (20) gleich mit. „Repräsentanten der Stadt zu sein ist etwas, auf das wir sehr stolz sein können – da­her habe ich der Idee sofort zugestimmt“, freut sich Lisa-Marie Köhler.

Auch sie absolvierte – nach ihrem in Kirchhain abgelegten Fach-Abitur – ein freiwilliges soziales Jahr im erzieherischen Bereich. Inzwischen ist sie Aus­zubildende zur Rechtsanwalt-Fachangestellten. „Mich inte­ressieren die Abläufe, die Form­vorschriften und vieles mehr“, erklärt sie ihre Berufswahl. An­sonsten ist sie Mitglied des Dartvereins „Non plus ultra“, der „besten Mannschaft der Welt“, wie sie sagt. Zudem zeichnet sie gerne, ist Mitglied des Frau­envereins und tanzt für die „Luxus-Tussis“.

Höhepunkt Neustadt-Treffen

Dieser Gruppe gehört auch Melissa Ruhl an, mit der die Köhler-Kinder quasi zusammen aufwuchsen. „Wir haben vor ein oder zwei Jahren schon einmal darüber gesprochen, ob das Amt nichts für uns wäre“, erinnert sich die 20-Jährige und betont: „Wenn die beiden nicht dabei wären, hätte ich mich nicht als Burgfräulein zur Verfügung ge­stellt. Es ist mir wichtig, dass wir uns miteinander wohlfühlen.“

Die Fach-Abiturientin be­ginnt Anfang Juli mit einer Aus­bildung zur tiermedizinischen Fachangestellten: „Das ist mein Traumberuf. Ich wusste schon als Kind, dass ich etwas machen möchte, das mit Tieren und Me­dizin zusammenhängt.“ Tiere prägten und prägen ihr Leben. So ist sie derzeit zum Beispiel regelmäßig mit den Familien­hunden – einem Border-Col­lie- und einem Chihuahua-Mix – in einer Hundeschule in Stadt­allendorf anzutreffen.

Als Höhepunkt des kommen­den Jahres bezeichnet sie das Neustadt-Treffen. Allerdings müssen Lisa-Marie Köhler und Melissa Ruhl dann mit Max Spielvogel als vergangenem Jun­ker Hans vorlieb nehmen. Das Treffen fällt auf einen Termin mit Antonio Köhlers Abiball. Der wiederum nimmt es gelas­sen, dass er diesmal nicht dabei sein kann: „Dann fahre ich eben nächstes Jahr mit.“