Neustadts Stadtverordnete ärgern sich über immer neue Löcher, die das Haus der Begegnung in den Haushalt reißt
Am Montag diskutierten Neustadts Stadtverordnete ausgiebig über ihr Sorgenkind – und kamen zu dem Schluss, dass es schlicht keine Alternative zum Haus der Begegnung als Veranstaltungsort gibt.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Wenn die Stadtverordneten schon im Jahr 2007 gewusst hätten, was für Kosten das Haus der Begegnung im Laufe der Jahre verursacht, dann hätten sie wahrscheinlich damals einfach den Schlüssel umgedreht. Dies mutmaßte Vorsitzender Hans-Gerhard Gatzweiler am Montagabend und ärgerte sich, mit seiner Fraktion einst nicht vehementer eine Untersuchung der Gesamtsituation des Gebäudes gefordert zu haben. Innerhalb der vergangenen Jahre stieg der Sanierungsbedarf von 1,1 über 1,8 bis auf 3,5 Millionen Euro – wobei in diesem Betrag auch der Fremdenzimmertrakt enthalten ist, den die Stadt allerdings aller Wahrscheinlichkeit nach an einen Investor verkaufen kann (die OP berichtete). Immer wieder investierte die Stadt fünf- oder sechsstellige Beträge, um kurz danach die nächste Hiobsbotschaft zu erhalten. „Jeder Euro, den wir investieren, fällt uns schwer. Es kann immer etwas kaputtgehen – oder es können immer neue Auflagen kommen. Wir diskutieren also, ob das Haus ein Fass ohne Boden ist oder Investitionen angebracht sind“, fasste er zusammen und kommentierte: Die Stadt brauche das Haus, um sein Veranstaltungsleben aufrecht zu erhalten – seine Hoffnung ruhe für die Zukunft allerdings darauf, dass der Landkreis gemeinsam mit der Stadt die Sporthalle der Waldschule saniere und in einen Veranstaltungsort umwandele.
Einen Schritt weiter ging Gatzweilers Fraktionskollege Georg Metz: Die finanzielle Situation der Stadt sei ebenso wie das Schadensbild am Haus der Begegnung prekär: „Jeder Versuch, das Gebäude zu retten, ist nicht nur zu teuer sondern auch finanziell nicht leistbar und vertretbar.“ Das schwarze Loch der Finanzen sei zwar nicht alleine Grund dafür, dass die Stadt den Haushalt nicht ausgleichen könne, leiste aber einen spürbaren Beitrag dazu (neben Sanierungskosten fallen jährlich rund 120 000 Euro an, zudem muss die Stadt bis 2042 jährlich 40 000 Euro für den Kaufpreis abstottern). Noch dazu stelle das Land die Kommunen vor die Wahl, entweder auf eigene Angebote und Anlagen zu verzichten oder durch Gebührenerhöhungen sie von den Bürgern finanzieren zu lassen. Aus diesen Gründen forderte er einen „klaren Schnitt“ in Form eines Abrisses und eines Neubaus. Dieser koste rund zwei Millionen Euro, entsprechend gelte es, in Zukunft „alle unseren knappen Mittel“ für das Erreichen dieses Ziels zu verwenden – vor einem Jahr hatte Metz im Bürgermeister-Wahlkampf noch erklärt, ein Neubau sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht finanzierbar und es gelte, das Haus der Begegnung „noch mindestens zehn Jahre mit einfachen Mitteln in einem nutzbaren Zustand zu halten“.
Auch Bäder sind Thema
Bürgermeister Thomas Groll (CDU) zeigte vollstes Verständnis für die Diskussionen, die gespaltenen Meinungen und die Sorgen: „Klar, vom Dach tropft es manchmal ins Haus, die Heizungsanlage hat ein gewisses Alter und in der Küche sind die Geräte teilweise über 30 Jahre alt. Wir müssen eine Kerze anzünden und hoffen, dass alles gut geht“, sagte er und betonte, dass die Küche im Notfall auch verzichtbar sei: „Wir brauchen einen Veranstaltungsort – aber nichts, wo auch gekocht werden muss.“ Aus diesem Grund wolle die Kommune auch den Vertrag mit dem Pächter umgestalten, um für Eventualitäten gewappnet zu sein und die Küche notfalls spontan schließen zu können. „Herr Gatzweiler hat Recht: Wenn wir die heutigen Kenntnisse im Jahr 2007 oder 2008 gehabt hätten, dann hätten wir vielleicht die Weichen anders gestellt.“ Fakt sei jedoch, dass die Stadt einen Ort für Großveranstaltungen brauche – und dafür seien die von Metz aufgebrachten Ausweichmöglichkeiten (Stadthalle Stadtallendorf und Bürgerhäuser Speckswinkel und Momberg) nicht geeignet, da auch dort beispielsweise Karneval gefeiert werde. „Wenn uns das Haus der Begegnung wegbricht, dann verlieren wir auch ein Stück der örtlichen Kultur.“
Einen Neubau hält er ebenso wie CDU-Fraktionsvorsitzender Franz-W. Michels nicht für finanzierbar. Eine Frage Gatzweilers, der sich erkundigt hatte, ob noch weitere Auflagen rund um den Brandschutz zu erwarten seien, beantwortete er mit Verlesen eines Schreibens des Landkreises. Er gehe davon aus, dass nun alles erfüllt sei, analysierte er die Worte.
Kurios: Diese Diskussion hatten überplanmäßige Ausgaben von verhältnismäßig geringen 27 500 Euro ausgelöst – allerdings ist das Thema „Haus der Begegnung“ ob seines wiederkehrenden Charakters omnipräsent. Bei zwei Gegenstimmen gaben die Stadtverordneten ihr Okay zur Investition.
Doch dann war da noch das Wörtchen „Wenn“: „Wenn wir 2004 das Wissen von heute gehabt hätten, dann hätten wir vielleicht auch beim Hallenbad anders gehandelt“, sagte Groll im Verlauf der Diskussion und kündigte an, dass auch das Freibad bald Thema werden könnte. Er regte an, im Jahr 2015 Geld in Untersuchungen der Einrichtung zu investieren. „Das heißt nicht, dass wir das Freibad schließen“, betonte er – allerdings schwingt in dieser Aussage mit, dass dies bei entsprechend großem Schadensbild durchaus möglich ist.