Ab dem 1. Oktober geht’s in die Natur

Stadt Neustadt richtet einen Waldkindergarten ein Informationsabend findet am 8. August statt

Ein Ziel der Stadt ist es, familienfreundlich zu sein. Um Eltern ein möglichst breites Angebot zu machen, kommt die Kommune einer Anregung nach und richtet einen Waldkindergarten ein.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Noch fehlt die Betriebserlaubnis, doch der Neustädter Waldkindergarten kommt. Am 1. Oktober soll es in der Nähe der Grillhütte mit dem neuen Angebot losgehen. Insgesamt wird es 22 Plätze für Kinder ab drei Jahren geben – für die schon jetzt ein reges Interesse besteht. Um die Neuerung vorzustellen, plant die Stadt für den 8. August (19.30 Uhr) im historischen Rathaus einen Informationsabend für Eltern. Anmeldungen nimmt die Stadt dann ab dem 14. August – also nach einer kurzen Bedenkzeit – entgegen. Zunächst will Bürgermeister Thomas Groll beim Infoabend aus kommunaler Sicht sprechen und die Ziele vorstellen, die die Stadt mit der Neuerung im Auge hat. Danach berichten die Mitglieder einer Elterninitiative, die den Stein ins Rollen gebracht hatte, über ihre Beweggründe. Anschließend sind Mitarbeiter des Vereins bsj, der das Projekt umsetzt, an der Reihe. Sie widmen sich den Hintergründen der Umweltpädagogik und ihren Überlegungen und Zielen, anschließend stellen sich die Mitarbeiterinnen vor, die im Waldkindergarten letztendlich die fachliche Begleitung und Betreuung der Kinder übernehmen. Eine von ihnen bekommt einen 30-Stunden-Vertrag, zwei weitere 17,5-Stunden-Verträge – sodass während der Öffnungszeiten (7.45 bis 13 Uhr) immer zwei Pädagoginnen bei den Jungen und Mädchen sind.

Theoretisch könnten sie 25 Kinder betreuen. Vorerst limitiert die Stadt die Zahl der Plätze aber auf 22. „Wir wollen den besonderen Gegebenheiten des Waldes Rechnung tragen“, betont Groll und weist daraufhin, dass die Stadt Neuland betrete und lieber mit einem reduzierten Angebot startet – und dies dann gegebenenfalls ausbaut.

Der Verein bsj kümmert sich um die Umsetzung

Derzeit geht sie von 12 bis 15 sicheren Anmeldungen aus: „Aber wir haben viele positive Rückmeldungen“, ergänzt der Bürgermeister, der sich auf die „Pionierarbeit“ freut – aber gleichzeitig auch durchaus bewusst ist, dass beim Betreten von Neuland nicht alles sogleich optimal laufen wird: „Im Frühjahr werden wir dann schauen, wo noch etwas verändert werden muss – wir beginnen schließlich bei null. Einige Dinge, die vorerst provisorisch sind, werden wir dann verstetigen: Zum Beispiel müssen wir noch klären, ob wir für das Material einen Bauwagen nutzen oder einen naturangepassten Container,“ Einen Schutzraum richtet die Stadt an

der Waldschule ein, dieser wird aber räumlich von ihr getrennt.

Der bsj hat inzwischen ein Konzept für seinen Waldkindergarten erarbeitet. Hintergrund des Bildungsansatzes ist, dass der Wald Kindern vielfältige Möglichkeiten eröffnet. „Hier können sie neugierig und forschend ihren Interessen nachgehen und sich in einer Gemeinschaft erfahren, in der ihre Ansichten, Emotionen und Meinungen ein Gewicht haben“, heißt es in der Konzeption. Die Fachkräfte sollen den Kindern Zeit gewähren, „um Spiel- und Bildungsprozesse in Muße aufnehmen und ausleben zu können“ und eine „offene, wertschätzende, an den Ressourcen der Kinder ansetzende Grundhaltung“ an den Tag legen. Gleichzeitig sollen sie „die Kinder vor Gefahren schützen und gleichermaßen die kindliche Autonomie stärken“.

Der Verein stellt auch noch einmal heraus, warum ein Waldkindergarten sinnvoll sei „Die Natur bietet für Kinder äußerst spannende Erfahrungs- und Bildungsräume, weil sie einerseits den kindlichen Bedürfnissen nach Bindung und Sicherheit und andererseits dem Drang nach Erkundung und Exploration nachkommt.“

Anmeldungen sind ab dem 14. August möglich

Auf der einen Seite bleibe der Wald auch im Wechsel der Jahreszeiten in seinen Grundzügen gleich – und, obwohl er sich beispielsweise je nach Wetterlage stets verändere -, auf der anderen Seite biete er jede Menge Möglichkeiten, zu forschen und zu erfahren. Kinder wollten „die Dinge ergründen, auseinandernehmen, umdrehen und auf den Kopf stellen“. Die Natur stecke voller Geheimnisse und Überraschungen – und wecke die Neugierde (oder rege sie an), die wiederum ein zentraler Motor für Bildungsprozesse sei.

Aber natürlich werden die Kinder nicht einfach in den Wald geschickt, um diesen komplett selbst zu erkunden. Es gibt selbstverständlich gewisse Regeln beispielsweise dazu, was erlaubt und verboten ist, wie in Notfällen zu handeln ist, wie das Verhalten bei Sturm und Gewitter sein sollte oder wie mit Waldfrüchten und -tieren umzugehen ist.

Zudem ist es ein Wunsch des bsj, Eltern in verschiedene Aktivitäten und Aktionen einzubinden – also genauso wie in „normalen“ Kindergärten. Und ebenso wie dort wird es auch die üblichen Möglichkeiten geben, sich einzubringen, zum Beispiel über den Elternbeirat oder die Inanspruchnahme des Beschwerdemanagements.