Zuversicht trotz einiger Verzögerungen

Nach Baustopp in der Rotebergstraße hinken Mengsbergs Bioenergiegenossen ihrem Zeitplan hinterher

Es soll dabei bleiben: Am 22. Dezember können die ersten Mengsberger ihre Häuser mit Bioenergie beheizen. Sagt Karlheinz Kurz, Ortsvorsteher und Vorstandsmitglied der Genossen in Personalunion.

von Florian Lerchbacher

Mengsberg. An mehreren Ecken der Mengsberger Großbaustelle kam und kommt es zu Verzögerungen. Am meisten in der Rotebergstraße, wo die Leitungen nicht tief genug in der Erde lagen (die OP berichtete). Vier Wochen Baustopp und einige klärende Gespräche zog der Pfusch hinter sich her. Inzwischen geht es aber weiter – und das, obwohl ein notwendiges Statikgutachten noch nicht vorliegt. „Aber das ist mit Hessen Mobil abgesprochen“, betont Karlheinz Kurz, Vorstandsmitglied der Bioenergiegenossenschaft.

Diese Verzögerung habe wahrscheinlich zur Folge, dass die Neue Mengsberger Straße in diesem Jahr nicht mehr wie Be

plant ans Netz angeschlossen werden kann. „Es sei denn, das Wetter bleibt, wie es dieser Tage ist“, ergänzt Kurz mit einem hoffnungsvollen Blick gen Himmel. Doch die Bioenergiegenossen haben noch weitere, kleine Verzögerungen zu beklagen.

Sie nutzten den Baustopp auf der Landesstraße zwar, um das Verlegen der Rohre in einigen Seitenstraßen vorzubereiten. Derweil begann der Bau der Heizzentrale oberhalb des Dorfes aber auch mit zwei Wochen Verspätung. „Da gab es Probleme bei der Beschaffung des Stahls“, berichtet Kurz und ergänzt, dass entsprechend auch die Firma, die sich um den Einbau der Technik kümmert, erst später beginnen kann. Noch dazu ist die für Dienstag geplante Anlieferung eines 18 Meter hohen Schornsteins noch nicht über die Bühne gegangen. „Und die zwei 150 Kubikmeter fassenden Pufferspeicher, die das mit Solarthermie erhitzte Wasser speichern, kommen auch zwei Monate später. Aber das ist nicht so schlimm, weil der Bau des Solarthermiefeldes ohnehin erst für März 2018 geplant ist.“ Ob die Nahwärmezentrale am 22. Dezember wie geplant fertig ist, steht insgesamt noch nicht fest. „Das ist der Plan, an den wir auch glauben“, sagt Kurz und betont, dass aber auch schon eine Notfalllösung in der Schublade liegt: Die Firma Viessmann werde im Fall der Fälle ein „Hot- mobil“ am Standort der Heizzentrale platzieren. „Das ist ein Riesencontainer mit einer Wärmeaufbereitungsanlage. Dieser würde an das Zentralrohr angeschlossen, damit die Menschen die Möglichkeit haben, ihre Heime zu heizen“, erklärt das Vorstandsmitglied der Bioenergiegenossen.

Ob die Abnehmer dann auch sofort darauf vertrauen, ihre Häuser mit Bioenergie heizen zu können, bleibe jedem selber überlassen: „Wer mit Öl heizt, hat einen Zwei-Wege-Hahn im Haus, den sie umlegen können. Nur bei den fünf, die eine Gas-Therme haben, ist es etwas schwieriger – denn diese stehen dort, wo die Übergabestationen hinkommen. Aber der Umbau ist, wenn alles so weit ist, innerhalb eines Tages erledigt“, so Kurz, der das Worst- Case-Szenario und die ausbleibende Nahwärme aber nicht für realistisch hält.

Es gibt also an verschiedenen Stellen Verzögerungen, die sich letztendlich summieren. Trotzdem geht der Ortsvorsteher erhobenen Hauptes durch den Ort: „Wir sind weiterhin optimistisch, da wir für jedes Problem eine Alternativlösung haben. Außerdem ist Land in Sicht.“ Es sei ihm aber wichtig, sich bei den Anwohnern der Straßen, in denen sich schon länger als geplant Baustellen befinden, für Dreck, Lärm und die Verzögerungen zu entschuldigen.

Letztendlich gerät er – trotz der monatelangen Riesenbaustelle im Ort – immer noch ins Schwärmen, wenn die Sprache auf das Nahwärme-Projekt kommt: vom rund 3 000 Quadratmeter großen Solarthermiefeld samt Heizzentrale mit Holzhackschnitzelanlage und einem Biogaskessel, vom rund 9,2 Kilometer langen Nahwärmenetz, aber auch den „Innereien“ der Rohre. Besonders am Herzen liegt ihm ein „Kommunikations- kabel“, über das die Genossen aus der Entfernung auftretende Probleme an den Übergabestationen in den einzelnen Häusern analysieren und zumeist auch beheben können. Ebenso wichtig ist ihm ein „Leckage-Draht“, der bei einem Notfall anzeigt, wo genau im Netz sich ein Defekt befindet: „Das ist allermodernste Technik. Einfach toll.“

Der erste Bauabschnitt umfasst folgende Straßen: Rotebergstraße, Am Roteberg, Zur Wolfsdelle, Schöne Aussicht, Wilhelm- Busch-Straße, Heinrich-Heine- Straße, Hermann-Löns-Straße und Am Räschen. Wie erwähnt ist noch unklar, ob auch die Neue Mengsberger Straße im ersten Abschnitt versorgt werden kann.