Historisches Pflaster soll größtenteils bleiben Barrierefreiheit ist Ziel Bürgerbüro zieht ins Jugendheim um
Die Stadt Neustadt will den Rathausplatz barrierefrei gestalten.
Beim Rathaus an sich ist ein solches Vorhaben kaum umsetzbar, daher steht die Umfunktionierung des Jugendheims an.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Ritter- und Turmstraße kommen bereits seit j einigen Jahren in modernem j Chique daher. Nun will die Stadt auch den Rathausplatz anpassen und, vor allem, möglichst barrierefrei machen. Das war einst schon während der Altstadtsanierung geplant, damals fehlte allerdings das notwendige Kleingeld.
Inzwischen sieht’s aus finanzieller Sicht besser aus – und das , auch, weil die Stadt Glück und eine Art Schleichweg gefunden I hat: 800 000 Euro sagte der Bund den Neustädtern im Jahr 2015 ; aus Mitteln des Kommunalen I Investitionsprogramms (KIP) zu, von denen die Kommune lediglich ein Zehntel tragen muss. „Bisher war angedacht, die Gelder ins Haus der Begegnung zu investieren“, berichtet Bürgermeister Thomas Groll und fügt hinzu: „Aber da gibt es ja inzwischen andere Pläne. Und in einen Neubau dürfen wir die KlP-Mittel nicht investieren.“
Doch genau genommen müssten die Neustädter die Mittel auch nicht in den Rathausplatz investieren, da sie eigentlich in die Bereiche frühkindliche Bildung, Schule, energetische Sanierung oder Verkehrsprojekte fließen müssten. „Nun gibt es aber für Kommunen, die in Städtebauförderprogrammen sind, die Möglichkeit, die Gelder in Vorhaben zu investieren, die sie im Stadtentwicklungskonzept aufgeführt haben“, berichtet Groll und ergänzt mit einem breiten Grinsen: „Welch Zufall und Glück.“ Die Neustädter haben nämlich in eben jenem Konzept die Barrierefreiheit als ein Ziel ausgegeben – und als ein anderes den Erhalt historischer Bausubstanzen.
Und genau diese beiden Punkte tauchen natürlich in ihren Plänen für die Umgestaltung des Rathausplatzes auf: Den Platz an sich wollen sie ebenso wie Ritter- und Turmstraße für Fußgänger problemlos begeh bar machen. Allerdings verzichten sie diesmal auf den sterilen Charme des Modernen und wollen Teile des historischen Pflasters wiederverwenden: Für die Parkplätze will die Stadt auf die Basaltsteine zurückgreifen und für die Zwischenwege passendes barrierefreies Material nutzen, wie Groll erläutert. Und das alles natürlich in Abstimmung mit dem Denkmalschutz, hebt der Bürgermeister hervor und betont, dass auch für die übrigbleibenden Steine mit Sicherheit ein neuer Verwendungszweck gefunden werde.
All die geplante Barrierefreiheit oder -armut ist aber natürlich nichts wert, wenn weiterhin eine Steintreppe am Rathauseingang wartet – für deren Überwindung sich Besucher Hilfe herbeiklingeln müssen. „Das Rathaus barrierefrei zu gestalten, wäre äußerst schwierig“, gibt auch Groll zu, der aber auch schon eine alternative Lösung parat hält – frei nach dem Motto: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten gehen.
Angedacht ist, das zwischen Junker-Hansen-Turm und Rathausnebengebäude gelegene Jugendheim in den Rathauskomplex zu integrieren. Dort gibt es zwar einige Schäden, die auch aus der Durchfeuchtung des unteren Teils resultieren, und noch dazu ist der energetische Zustand katastrophal – aber diese Probleme seien durchaus zu beheben, stellt Groll heraus.
Beide Vereine, die das Gebäude noch nutzen, sind laut Bürgermeister von den Plänen informiert: Das Jugendblasorchester soll in den oberen Teil umziehen und die dort angesiedelte Kolpingjugend ausziehen. „Wir werden nach anderen Möglichkeiten suchen“, verspricht der Rathauschef und berichtet, dass die Kolpingjugend die Pläne und dessen Folgen schade findet, aber akzeptiert hat. Das Jugendblasorchester begrüße das Vorhaben derweil und will in die Neugestaltung des oberen Bereichs einbezogen werden.
ln den unteren Teil sollen Bürgerbüro und Elemente des Standes- und Einwohnermeldeamtes umziehen. In die freiwerdenden Räume könnte dann die Stadtkasse einziehen, erklärt Groll und fügt hinzu: „Die publikumsträchtigsten Teile des Rathauses werden dann barrierefrei erreichbar.“ Auf die Frage, ob denn wirklich noch ein drittes Gebäude zum Rathaus gehören müsse, entgegnet er: „Jawohl, denn im Rathaus gab es schon immer zu wenig Platz.“ Momentan befindet sich die Stadt noch in der Planungsphase, die sich auch noch bis ins kommende Jahr hinziehen soll. Die Umsetzung ist dann erst für 2019 vorgesehen. Genaueres zur Finanzierung will Groll erst mit seiner Haushaltsrede während der Stadtverordnetenversammlung am 18. Dezember preisgeben. Allerdings sei schon jetzt klar, dass die anberaumten 800 000 Euro nicht reichen werden. „Die Million-Grenze werden wir nicht knacken, aber wir müssen was draufpacken“, verrät der Bürgermeister.