Ab in den Garten

Bürgerverein bietet auf Initiative von Nicole Gies ein neues Gemeinschaftsprojekt an
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Schon seit einigen Jahren möchte Nicole Gies einen ehemaligen Gemüsegarten auf dem Gelände ihrer Familie reaktivieren. Doch zum einen habe ihr bisher die Zeit gefehlt, erklärt die zweifache Mutter und gibt zu: „Zum anderen habe ich einfach keine Ahnung.“ So sei sie auf die Idee gekommen, sich das Fachwissen einfach ins Haus zu holen. Und weil es bestimmt noch andere Menschen gebe, denen es ähnlich gehe, und denen vielleicht auch noch die entsprechend Möglichkeiten fehlten, sei sie auf die Idee gekommen, aus dem Garten ein Mitmach-Projekt zu machen.

Über diesen Gedanken kam sie ins Gespräch mit Annika Schlüter, die über den Marburger Verein bsj in der Gemeinwesenarbeit in der Stadt tätig ist und großes Talent zeigt, die Menschen zusammenzubringen – und sich darüber hinaus auch noch gut mit Gartenprojekten auskennt. Dann gewann Gies auch noch den Bürgerverein „Wir für uns“ für sich, mit dem sie Mittel aus dem Landkreis-Programm „Misch mit“ einwarb, um noch notwendige Gerätschaften und vor allem Saatgut zu kaufen. Und schon kann ein neues Gemeinschaftsprojekt in Neustadt Fahrt aufnehmen.

Die ersten Vorarbeiten übernahmen ein paar Ziegen, die den ehemaligen und inzwischen verwilderten Gemüsegarten vom Unkraut befreiten. Dann machten sich die bisher sieben Angemeldeten an die Arbeit, gruben die vorgesehene Fläche um und bereiteten das Beet vor. Dieses segmentierten sie in vier Quadranten, die – je nach Nährstoffbedarf – unterteilt sind. „Es gibt Stark- und Schwachzehrer“, erklärte Schlüter während einer kurzen Theorie-Einführung, um dann aber direkt in die Praxis zu übergehen. Als Erstes pflanzten die Teilnehmenden Ostergras ein. Aber nicht ins Beet, sondern in aufgeschnittene Milchkartons. Unterstützung bekamen sie dabei von einigen Kindern – die sich aber nur schwer von den auf dem Hof lebenden, frisch geschlüpften Küken trennen konnten.

Sprich: Alt und Jung werkeln gemeinsam – und Hephata soll auch noch eingebunden werden. Dieter Trümpert, der Vorsitzende des Bürgervereins, ist schon jetzt voll des Lobes für das Projekt. Es sei wichtig, dass auch die Menschen in Städten – auch in kleineren Städten wie Neustadt – den Weg zurück zur Natur finden. Auch ihm habe zwischenzeitlich das Bewusstsein für die Natur gefehlt und der Salat aus dem Supermarkt sei interessanter gewesen als der aus dem eigenen Garten. „Inzwischen bin ich aber geläutert“, sagt er und hofft, dass es den Teilnehmenden des Projektes ähnlich ergehe. Es sei schließlich auch wichtig, sich noch einmal vor Augen zu führen, wie viel Arbeit und Zeit eigentlich in dem Essen steckt, das auf den Tisch kommt.

Teilnehmerin Ludmilla Belz ist bereits Feuer und Flamme. Sie habe sich von ihrem Mann Hochbeete zimmern lassen und auch schon etwas angepflanzt. Die Erfolge seien aber überschaubar gewesen – entsprechend finde sie es gut, sich von einer Fachfrau etwas zeigen lassen zu können. „Und die Gemeinschaft ist mir auch wichtig“, fügt sie hinzu.

Die Teilnehmenden des Mitmach-Gartens treffen sich immer mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr auf dem zwischen Neustadt und Stadtallendorf gelegenen Hof der Familie Gies im Erksdorfer Weg 5. Weitere Informationen gibt es bei Nicole Gies, Telefon 01 60 / 8 73 48 20.