Senioren genossen das erste Konzert, das „Bloody Merry“ im Garten des Wiesenhofs gab
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Es ist einfach schön, vor allem, dass auch ganz viel Deutsch gesungen wird“, schwärmte Luise Groll, Bewohnerin des Seniorenzentrums Wiesenhof, während des Konzertes von „Bloody Merry“ im Garten der Anlage. Jugendliche hatten die Veranstaltung unter dem Motto „Du bist nicht allein“ organisiert und die Band zu den Senioren gebracht – vornehmlich, um ihren älteren Mitmenschen zu zeigen, dass sie auch in Zeiten von Lockdowns und extremen Beschränkungen nicht vergessen werden.
„Es ist nicht schön“, monierten beispielsweise Helga Planz und Roserl Ebel im Gespräch mit dieser Zeitung – unmittelbar vor dem Konzert. „Wir können nicht raus und haben eigentlich auch keinen Außenkontakt“, ergänzte Luise Groll und verwies darauf, dass sie zwar in den Garten könne, aber eben nicht in den Bürgerpark in unmittelbarer Nachbarschaft. Immerhin gebe es ein „Besucherfenster“, an das Verwandte kommen könnten, und die Möglichkeit, einmal die Woche – unter strikter Wahrung der Abstandsregel – für eine halbe Stunde Besuch zu bekommen. Aber es sei eben nicht dasselbe wie früher, bedauerten die drei Senioren, um dann den Angestellten des Wiesenhofs ein Lob auszusprechen, dass diese sich gut um sie kümmerten und sie beschäftigten: „Sie sorgen dafür, dass wir im Kopf ein bisschen klarer bleiben.“
Umso schöner war für die Senioren die Abwechslung, die ins Haus kam. „Bloody Merry“ (Franziska Knetsch, Michal Bandac und Elisa Friedrich) sorgten mit Gitarre, Geige und Gesang über den Gartenteich hinweg mit einer bunten Mischung an Liedern für gute Unterhaltung – sogar der dort lebende Frosch trällerte, sehr zur Freude aller Beteiligten, gelegentlich mit. Auch für die Musiker war der Auftritt ein besonderer: „Auch wir vermissen unsere Familienmitglieder, die wir nicht in den Arm nehmen können“, betonte Knetsch.
Und so wurde die Stimmung immer besser und die Atmosphäre immer heimeliger. Die Jugendlichen tanzten zeitweise zur Musik, suchten ebenso wie die als Schirmherrin fungierende Landrätin Kirsten Fründt das Gespräch mit den Senioren und am Ende warfen die Wiesenhof-Mitarbeiter sogar noch spontan den Grill an. „Weil’s so schön ist und nicht einfach so enden soll“, wie Einrichtungsleitung Katja Weitzel-Peter erläuterte.
Der Auftakt zur Konzertreihe in Seniorenzentren ist also nicht nur gemacht, sondern rundum gelungen. Ausgangspunkt der Initiative war ein Gespräch zwischen Simona Lison vom Marburger Verein BSJ mit Sebastian Sack, an der Alfred-Wegener-Schule für „Schule ohne Rassismus“ zuständig. Die beiden hatten sich über die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Jugendliche unterhalten, aber auch auf Senioren in den entsprechenden Einrichtungen und ihre Pflegekräfte – sowie Musiker, die derzeit kaum Möglichkeiten haben, vor Publikum zu spielen und Geld zu verdienen. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ der Alfred-Wegener-Schule und sozusagen Nutzer der Jugendarbeit Bad Endbach und der Schulsozialarbeit Steffenberg gründeten daraufhin die Jugendinitiative „Solidarität der Generationen“, die eben nun die Konzerttour plant. Ursprünglich waren acht Auftritte geplant, Landrätin Fründt sprach aber während des Konzertes schon von zehn. Der Landkreis fördert diese Auftritte über das Projekt „Misch mit! Miteinander Vielfalt (er)leben“. Es gebe Anfragen von einer Vielzahl von Seniorenzentren für Gartenkonzerte, berichtete Sack und verriet: „Unsere Landrätin hat mir schon gesagt, dass wir niemandem eine Absage erteilen.“