Altstadtsanierung bringt Leben zurück

 

Neugestaltung von Marktstraße und historischem Rathaus stechen bei den öffentlichen Projekten hervor

Nach fast drei Jahrzehnten ist das Ende der Altstadtsanierung nun auch offiziell gekommen. Insgesamt sind Fördermittel von mehr als zehn Millionen Euro nach Neustadt geflossen.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. 26 Jahre – im Leben eines Menschen eine lange Zeit, für eine Stadt allerdings nur ein kurzer Moment, fasst Bürgermeister Thomas Groll die Altstadtsanierung zusammen, die von 1987 bis 2013 andauerte und nun, nach einem „längeren Verwaltungsgang“, mit der Übergabe des Abschlussberichtes offiziell endete. Sie habe einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Wohn- und Aufenthaltsqualität, zur Baukultur und Denkmalpflege und zur Belebung der Kultur geleistet, betont das nach Fritz Mütze und Manfred Hoim dritte Stadtoberhaupt, unter dem die Altstadtsanierung vonstattenging. Marode Bausubstanz sei erneuert und neuer Wohnraum geschaffen worden, zudem habe die Kommune mangelhafte Gestaltungen im öffentlichen Raum beseitigt.

Rund 2,75 Millionen Euro investierte die Stadt in die verschiedenen Prniekte. Das Land Hessen stellte rund 5,5 Millionen Euro zur Verfügung, der Bund steuerte etwas mehr als 2,1 Millionen Euro bei. Auf der einen Seite flössen Fördermittel in die Modernisierung von 41 privaten Gebäuden beziehungsweise den Abriss von 13 Anlagen – diese Projekte fraßen insgesamt fast vier Millionen Euro auf. Eine Besonderheit war dabei der Hephata-Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Deutschen Hauses. Auf der öffentlichen Seite stehen Projekte im Wert von fast 3,5 Millionen Euro: Dafür erstrahlen das historische Rathaus, das eigentliche Rathaus, die Treppe des Rathaus-Nebengebäudes, das Haus der Vereine, das historische Archiv, der Markt- und der Rabenauplatz sowie die Ring-, Ritter- und Turmstraße, die Rathaus- und die Marktgasse in neuem Glanz. Besonders die Marktstraße, die gleichzeitig Herzstück Neustadts ist, hat durch die Neugestaltung und die veränderte Verkehrsführung deutlich an Attraktivität dazugewonnen.

„An vielen Stellen wurden deutliche Verbesserungen erreicht, die aber vielen schon nach einigen Jahren nicht mehr bewusst sind“, sagt Groll und freut sich auf eine bald erscheinende Infobroschüre, in der die „herausragenden öffentlichen und privaten Maßnahmen der Altstadtsanierung noch einmal zusammengefasst werden.

Angesichts von einer Spanne von 26 Jahren möge die Anzahl der Projekte gering wirken, sagte Anja Ceulaers von der Hessen Agentur. In zahlreichen anderen Bauprojekten, die nicht zur Altstadtsanierung zählten, steckten jedoch kleine Planungshilfen: „Wir haben vielen Menschen geholfen – zum Beispiel dabei, auf die richtigen Materialien bei der Sanierung zu setzen.“ Immer wieder habe im Vordergrund gestanden, den Neustädtern den Erhalt der baulichen Qualitäten ihrer Gebäude schmackhaft zu machen.

Insgesamt 31 Jahre lang war Holger Möller vom Büro für Architektur Und Stadtplanung Kassel aufgrund der Altstadtsanierung in Neustadt tätig. Die historischen Anlagen beeindruckten ihn dabei besonders: Sie seien ein echter Blickfang, betont er und zeigt sich besonders stolz auf das historische Rathaus, das überhaupt erst wieder nutzbar gemacht wurde.

„Neustadt kam einst in das Programm, weil die Altstadt einen Zustand voller baulicher Mängel und Missstände hatte. Die ganzen Leerstände gingen mit dem Verfall der Gebäude einher“, erinnert sich Friedhelm Flug – der heute Geschäftsführer des Sanierungsträgers HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH ist, als Neustadt in die Stadtentwicklung kam derweil erst am Anfang seines Berufslebens gestanden hatte.

„Ein eingesetzter Euro löst viel aus“, hebt er hervor und ergänzt: „Das Förderprogramm war extrem gut als Impulsgeber für private und öffentliche Investitionen.“ Wer den Nachbarn beim Renovieren seines Hauses sehe, der ziehe es rasch in Erwägung, selbst ebenfalls etwas an seinem Eigentum zu machen: „Am Ende glaubt man wieder an den Standort“, sagt er und bedauert, dass es das Förderprogramm in seiner ursprünglichen Form nicht mehr gebe.

Groll jedenfalls hofft, „seine“ Heimat im Förderprogramm „Soziale Stadt“ unterzubringen- schließlich übernehme Neustadt mit dem neuen Erstaufnahmelager für Flüchtlinge für das Land Hessen eine große Aufgabe.

Abgesehen davon sei die Stadt aber für die Zukunft gut gerüstet: Zunächst habe sie das Förderprogramm „Altbausubstanz“ aufgelegt, um Bürger zu unterstützen, die alte Gebäude im historischen Kern wiederbeleben wollen. Mit Unterstützung von Ceulaers und Möller habe sie zudem ein Stadtentwicklungsgutachten erstellt, das als Grundlage für das Programm „Soziale Stadt“ dienen könne. Des Weiteren sei geplant, dass Möller weiterhin ein Beratungsangebot mache – zwar nicht mehr monatlich, aber wenigstens noch alle zwei Monate. „Der Bedarf für Beratungen ist da“, kommentiert Groll und hegt die Hoffnung, dass die Bürger sich – ebenso wie die Stadt – weiterhin für die Modernisierung einsetzen: Für eine Kommune ist es schließlich wichtig, wie sich der Altstadtbereich insgesamt darstellt. ,