Ohne Prävention geht nichts

Katzenpilz – Eltern blieben bei Infoveranstaltung gelassen und müssen aktiv werden

„Keimfrei bekommen wir die Schule nicht“, kündigte Dr. Martin Just vom Gesundheitsamt des Landkreises an. Das sei allerdings auch nicht möglich.

von Florian Lerchbacher

Mengsberg. Die Wogen scheinen geglättet: Nach drei Fällen von Katzenpilz an der Grundschule Mengsberg-Momberg und der Recherche dieser Zeitung (die OP berichtete ausführlich) hatte sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf entschlossen, eine Infoveranstaltung zum Thema anzubieten und Details zu der äußerst seltenen Krankheit zusammenzutragen. Die Eltern hatten geklagt, dass sie keine Informationen bekommen hätten und sich alleingelassen fühlten. Dies sei nicht ihre Art, sagte Dr. Martin Just vom Gesundheitsamt, entschuldigte sich aber präventiv.

Die Eltern schienen dies zu akzeptieren, schließlich war Schuldezernent Marian Zachow höchstpersönlich nach Mengsberg gekommen, hatte zwei Experten und vor allem ein zusammengestelltes Infoblatt rund um Katzenpilz mitgebracht – und außerdem eine desinfizierende Reinigung mit quartärem Ammonium für den gestrigen Freitag angekündigt. Das sei nur Aktionismus, schließlich würden die Kinder am Montag wieder Sporen mitbringen, kommentierte ein Vater. „Wir hoffen, dass wir das Problem so in den Griff bekommen“, entgegnete Zachow und hob hervor, dass Prävention und Engagement der Eltern unumgänglich seien. „Die desinfizierende Reinigung ist nur eine On-Top-Maßnahme“, warf Just ein: „Wir werden die Umgebung nie keimfrei bekommen.“ Pilzsporen seien ständig in der Luft.

Viel eher sei es nun an den Eltern, aktiv zu werden: Alle sollten ihre Haustiere beim Arzt auf Katzenpilz untersuchen lassen. Die Tiere würden dazu unter eine „Woodsche Lampe“ gestellt. Haben sie den Pilz im Fell, würde er fluoreszieren. Hundertprozentig sicher sei dieser Test allerdings nicht. Um Sicherheit zu bekommen, müsse eine Kultur angelegt werden.

Zudem sollten die Eltern Tierspielzeug am besten wegwerfen und alle Textilien, die in Kontakt mit Haut kommen, mit einem Vollwaschmittel gereinigt werden – am besten bei 90 Grad. Sei eine so heiße Wäsche nicht möglich, sollten sie zumindest auf Spar-, Schon- oder Ökoprogramme verzichten, damit möglichst viel Wasser zum Einsatz kommt. Bei einzelnen Tierhaaren sei die Gefahr, sich daran anzustecken, sehr gering, erklärte Dr. Bernd Helm vom Fachdienst Veterinärwesen einer besorgten Mutter. Die Quelle der Krankheit sei noch immer unbekannt, betonte Just. Die Tiere der Familie des als erstes erkrankten Kindes, seien gesund: „Wir müssen davon ausgehen, dass die Gefahr entweder gebannt ist oder keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht.“