An der Kette

Anlässlich „750 Jahre Neustadt“ schafft die Stadt eine Amtskette für den Bürgermeister an
Von Florian Lerchbacher
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Anlässlich des Stadtjubiläums hat die Stadt Neustadt eine Amtskette für den Bürgermeister angeschafft. Erster Träger ist Amtsinhaber Thomas Groll.Fotos: Florian Lerchbacher
Neustadt. „Für mich ist das der Ausdruck beziehungsweise das Symbol einer aktiven, stolzen Kommune“, sagt Thomas Groll, während er sich probehalber die neue Amtskette des Bürgermeisters umhängt. Anlässlich „750 Jahre Neustadt“ hat die Stadt das Schmuckstück anfertigen lassen: „So schaffen wir zum Jubiläum etwas Ehrwürdiges, etwas Bleibendes, etwas Repräsentatives – das von Bürgermeister zu Bürgermeister, von Generation zu Generation weitergegeben wird.“

Zugleich stehe sie aufgrund der Abbildungen für „unser demokratisch verfasstes Gemeinwesen in einem föderalen Staat“. Die Kette wurde aus versilbertem Altsilber hergestellt, ist 110 Zentimeter lang und besteht aus einem Schild und zwölf Gliedern. Auf dem Schild ist das Neustädter Stadtwappen abgebildet. Daneben sind das Wappen des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der hessische Löwe sowie der Bundesadler und die Europaflagge zu sehen. Dies bilde eine Einheit, die zeigen solle, dass Neustadt Bestandteil des föderalen Bundesstaates ist, so Groll. Es folgen Schilder mit den aktuellen und den ursprünglichen Namen der zu Neustadt gehörenden Stadtteile sowie den Jahren der urkundlichen Ersterwähnung: „Neustadt – Nova Civitate 1272“, „Mengsberg – Meyngozberg 1294“, „Momberg – Muminberg 1226“ und „Speckswinkel – Speckeiswinkil 1223“.

Auf zwei weiteren Gliedern finden sich Zitate: „Suchet der Stadt Bestes“ nach dem Propheten Jeremia und „Ohne Städte ist kein Staat zu machen“, ein Wort des ersten Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuß. „Der eine Ausspruch beschreibt kurz und knapp die Aufgabe derer, die Verantwortung für Neustadt tragen. Der andere zeigt auf, dass Kommunen durchaus selbstbewusst sein können“, erklärt Groll. Die zwei letzten Glieder sind noch unbeschriftet. Die Kette hat rund 1 000 Euro gekostet. „Wir haben sie bewusst schlicht gehalten“, hebt der Bürgermeister vor und ergänzt: „In meinen Augen kommt es hier nicht auf den materiellen, sondern den ideellen Wert an. Handelt es sich doch um ein Einzelstück, das extra für unsere Heimatstadt geschaffen wurde.“

Und die Kosten halte er auch für vertretbar. Vor allem vor dem Hintergrund der Symbolkraft. Groll verweist darauf, dass die ersten Amtsketten für Bürgermeister und Rektoren von Universitäten aus dem 18. Jahrhundert stammen. Damals seien „unter dem Einfluss einer verklärenden Begeisterung für das Mittelalter“ in Theaterstücken Rollen ehrwürdiger Personen mit „Ritterketten“ ausgestattet worden. Bürgermeister hätten diese Zuordnung seinerzeit wohlwollend übernommen, indem sie die Amtskette „als Insignie aus der Zeit einer selbstbewussten mittelalterlichen Stadtgesellschaft, wie sie das liberale Bürgertum als Ideal betrachtete“ interpretierten.

„Im heimischen Landkreis tragen entsprechend dieser Tradition der Oberbürgermeister von Marburg, die Bürgermeister von Kirchhain und Stadtallendorf und der Präsident der Philipps-Universität eine solche Amtskette“, sagt Groll und freut sich, bald zu diesem Kreis zu gehören. Der Neustädter Bürgermeister wird die Kette als Repräsentant der Junker-Hansen-Stadt erstmals beim Festakt anlässlich des Stadtjubiläums „Neustadt 750“ am 5. Mai tragen – und nur zu besonderen Anlässen sich umhängen: „Die Kette ist nicht für den Alltag, sondern für besondere Ereignisse. Hier gilt das Motto: Willst du etwas gelten, mache dich selten.“