Sonne bringt Geld für die Bürger

Solarpark am Rande Neustadts fertiggestellt / Energiegenossenschaft bietet Beteiligung an
Von Michael Rinde
Neustadt. Der Solarpark „Östlich der Hainmühle“ ist beinahe betriebsbereit. Technisch ist die Anlage seit wenigen Tagen fertiggestellt, es fehlt noch der Anschluss an das öffentliche Stromnetz, um durch Sonnenkraft erzeugte Energie einspeisen zu können.

Hinter dem neuen Solarpark steht die Energiegenossenschaft Vogelsberg (EGV), zu der Neustadt seit beinahe zehn Jahren enge Beziehungen unterhält. Gemeinsam mit EGV-Geschäftsführer Günter Mest und Vorstandsmitglied Udo Pfeffer stellte Bürgermeister Thomas Groll (CDU) das Projekt vor.

Es ist für alle Neustädter attraktiv, denn eine Bürgerbeteiligung ist möglich und ausdrücklich erwünscht. Das passiert über die EGV, eine Mitgliedschaft ist dabei eine Voraussetzung. Über sogenannte Nachrangdarlehen können sich Bürger dann finanziell einbringen und – so die Zusage der Genossenschaft – davon finanziell profitieren.

Je nach Anlagehöhe gebe es eine Verzinsung zwischen 2,5 und 3,25 Prozent erläutert Günter Mest der OP. Die Mindestanlagehöhe wird bei 3000 Euro liegen, maximal 20 000 Euro könnten eingebracht werden, so die Planung. Im April gibt es dazu eine öffentliche Informationsveranstaltung, danach bestehen zeitnah auch Anlagemöglichkeiten.

Für den Bau des Solarparks „Östlich der Hainmühle“ hat die Energiegenossenschaft Vogelsberg rund eine Million Euro in die Hand genommen. Seit Februar sind 3200 Module installiert worden. Damit lässt sich künftig der Strom für rund 350 Haushalte produzieren, so die theoretische Rechnung. Die Module stehen auf einer Fläche von 1,7 Hektar, insgesamt ist ein Grundstück von 2,8 Hektar belegt. Es gehört Landwirt Klemens Nees.

Die EGV hat aktuell rund 1200 Mitglieder, wie die Vorstände Mest und Pfeffer berichten. In Neustadt hat die Genossenschaft bereits ein Solarprojekt auf dem Dach der Mehrzweckhalle in der früheren Kaserne realisiert.

Seit langem laufen die Planungen für Windkraftanlagen rund um den Dreiherrenstein und bei „Trillrodt“ nahe Speckswinkel. Nach etlichen Umplanungen und Voruntersuchungen ist jetzt vorgesehen, im Jahr 2023 mit den Rodungsarbeiten zu beginnen, um Tatsachen schaffen zu können.

Aktuell verwaltet die EGV zwischen 10 und 11 Millionen Euro für ihre Mitglieder und Anleger. Noch im Laufe dieses Jahres will die Genossenschaft vom Unternehmen Enerparc den noch zu errichtenden Solarpark in Nähe des Judenfriedhofes übernehmen. Er hat eine Fläche von rund acht Hektar und muss noch gebaut werden. Auch an diesen Anlagen werden sich Neustädter Bürger wieder beteiligen können, so die Planung.

Die Stadt Neustadt ist im Aufsichtsrat der Energiegenossenschaft dabei selbst vertreten, zum einen durch Bürgermeister Thomas Groll wie auch durch den Stadtverordneten Hans-Gerhard Gatzweiler.

Groll erinnerte bei der Präsentation des Neustädter Solarparks am Rande der Stadt an die weiter steigende Bedeutung erneuerbarer Energien angesichts des russischen Angriffskrieges und der gefährlichen Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland. „Auch Sonnenenergie ist dabei Freiheitsenergie“, griff Groll den Begriff von Finanzminister Christian Linder (FDP) auf.