Bürgerprotest hat Erfolg: Straßenlampen bleiben an

Neustadt verzichtet auf Nachtabschaltung und prüft Alternative
In Neustadt hat der Protest von rund 1 300 Bürgern Wirkung gezeigt: Es wird keine dauerhafte nächtliche Abschaltung der rund 1 000 Straßenlampen geben.
von Michael Rinde
Neustadt. Ein Modellversuch löste in der Junker-Hansen-Stadt im vergangenen Jahr einen Sturm der Entrüstung aus. Zwischen 2 und 4 Uhr brannten die Lampen in der Kernstadt und den Stadtteilen zwischen Mitte September und November nicht. 1 000 Bürger aus der Kernstadt und 300 weitere aus Momberg beteiligten sich daraufhin an einer Unterschriftenaktion gegen die Lichtabschaltung – mit Erfolg. Wie Bürgermeister Thomas Groll (CDU) im Gespräch mit dieser Zeitung mitteilte, wird es keine dauerhafte Nachtabschaltung der Straßenlampen geben. „Wir können keine Politik gegen die Bürger machen“, begründet Groll den Schritt.
Doch Neustadt bleibt unter großem Spardruck. Die Abschaltung hätte tatsächlich Einsparungen von rund 18 000 Euro gebracht, wie der Versuch wohl auch belegt hat. Jetzt setzt Groll auf neue Technik statt ausgeschalteter Lampen. Eon-Mitte soll in den nächsten Monaten ein Konzept ausarbeiten, wie sich zum Beispiel durch Einsatz von LED- oder Natriumdampflampen der Stromverbrauch und damit die Kosten reduzieren, lassen. Bleibt die Frage, wie die Stadt die Kosten der Umrüstung finanziert. Auch dazu soll Eon Vorschläge unterbreiten.
Ein Modell wäre das sogenannte Contracting, bei dem Eon den Lampenaustausch vorfinanziert und Neustadt die eingesparte Summe dann jährlich an den Versorger bezahlt. Groll will mit der Umstellung noch dieses Jahr beginnen. Aber er verteidigt auch noch einmal den Modellversuch: „Wir haben immer gesagt) dass wir die Rückmeldungen der Bürger ernst nehmen werden. Die bekommen wir aber nur bei einem Versuch.“
■ In Amöneburg bleiben die Straßenlampen in der Nacht noch bis zum Herbst ausgeschaltet. Es gebe schlechte Stimmung wegen dieses Themas, aber keine massiven Proteste, erklärt Bürgermeister Michael Richter-Plettenberg (SPD). Doch auch in Amöneburg werden Alternativen zur Nachtabschaltung geprüft. So ließe sich allein durch die Umstellung von 200 Pilzleuchten auf LED-Technik der Stromverbrauch um die Hälfte reduzieren. Zwischen 70000 und 80 000 Euro dürfte das kosten. Die Stadt hat Geld aus einem Förderprogramm des Bundes beantragt. „Wenn wir dieses Geld bekommen, rechnet sich die Umstellung in zwei bis drei Jahren“, sagt Richter-Plettenberg.
Unter solchen Voraussetzungen wäre, er bereit, auf die Nachtabschaltung zu verzichten. „Die Bürger können sich darauf verlassen, dass wir im Herbst eine Entscheidung im Stadtparlament treffen werden“, verspricht Amöneburgs Verwaltungschef.