Neustädter Mitteilungsblatt

Sportlerehrung der Stadt Neustadt (Hessen) 2015 Neues Konzept überzeugt – Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt

Die Mitglieder des Jugend- und Sozialausschusses hatten gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Groll ein neues Konzept für die Sportlerehrung der Stadt Neustadt (Hessen) ausgearbeitet und dieses wusste bei der Premiere am 18. September 2015 zu überzeugen. Über 40 junge Sportlerinnen und Sportler kamen an diesem Tag, oftmals begleitet von ihren Eltern, in der Neustädter Grillhütte zusammen. Ausschussvorsitzender Wolfram Ellenberg hieß alle willkommen und freute sich über die große Resonanz auf die Einladung. Er betonte in seiner Ansprache die Werte, welche gerade Kindern und Jugendlichen durch den Sport vermittelt werden: Gemeinschaft, Trainingsfleiß, Toleranz, Fairness. Wolfram Ellenberg dankte Sonja Stark von der Stadtverwaltung für die Vorbereitung der Sportlerehrung und den Ausschussmitgliedern Anita Ochs, Corinna Krüger, Markus Stern und Jan von Holten, die an diesem Nachmittag Dienst an der Getränkeausgabe bzw. dem Grill leisteten. Bürgermeister Thomas Groll erinnerte daran, dass die Sportlerehrung ursprünglich abgeschafft werden sollte, dann habe man sich aber dafür entschieden, diese umzugestalten und zukünftig ausschließlich Kinder und Jugendliche für ihre sportlichen Erfolge auszuzeichnen. Ebenso wie sein Vorredner betonte der Bürgermeister die Bedeutung einer guten Nachwuchsarbeit für die Zukunft der Vereine. Die jungen Sportlerinnen und Sportler bezeichnete Groll als hervorragende Botschafter ihrer Heimatstadt und ermunterte sie dazu, sich auch zukünftig im fairen Wettkampf mit anderen zu messen. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Groll will die Kritiker „mitnehmen“

Ehrenamtsarbeit der Neustädter soll Integration von Flüchtlingen erleichtern Zwei flammende Reden

Etwa eine Stunde dauerte die Stadtverordnetenversammlung in Neustadt. In mehr als der Hälfte der Zeit ging es um Stellungnahmen zur Flüchtlingsthematik.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Eine Woche war es her, dass die Erweiterung der Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Flüchtlinge bekannt wurde, als Bürgermeister Thomas Groll in der Stadtverordnetenversammlung zur Rede ansetzte. Zunächst widmete er sich der Flüchtlingsthematik aus deutschlandpolitischer Sicht. Die Bundesrepublik habe den Ernst der Lage zu spät erkannt, sagte er. Nur so sei erklärbar, dass aus den einst geschätzten 300 000 Flüchtlingen, die im Jahr 2015 nach Deutschland kommen, nun mehr als eine Million werden. Er plädierte dafür, die Hilfe in den Krisengebieten anzusetzen und gleichzeitig Wirtschaftsflüchtlingen in Deutschland keine Bleibeperspektive zu geben. Vor Ort gelte es, Systeme aufzubauen, um den Menschen das Hineinfinden in die Gesellschaft zu erleichtern. Wichtig sei dabei, die „Kritiker mitzunehmen“. Wobei er warnte: „Wir dürfen weder in Sozialromantik verfallen, noch jeden Flüchtling per se als Kleinkriminellen ansehen.“ Groll hob hervor, dass die Stadt sich aus humanitären Gründen der Entscheidung der Landesregierung, die Neustädter Einrichtung zu erweitern, nicht habe verschließen wollen: „Dabei ist allen Verantwortlichen bewusst, dass eine solche Einrichtung das Leben in einer Kleinstadt verändert, und dass gerade die direkten Anlieger mit mancher nicht akzeptablen Verhaltensweise konfrontiert werden.“ Die „örtlichen Verantwortlichen“ hätten sich davon leiten lassen, dass Menschen, die in Not sind, Hilfe erhalten und menschenwürdig behandelt werden müssen. Essentiell sei eine vernünftige Unterkunft – und die sei ein Zelt nicht. „Groll will die Kritiker „mitnehmen““ weiterlesen

Neustädter Mitteilungsblatt

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Tag für Tag sehen wir die Fernsehbilder der Flüchtlinge, die nach Europa und vorzugsweise nach Deutschland strömen. Nichts beschäftigt uns zurzeit so intensiv wie dieses Thema.

Die Entwicklungen der letzten Wochen im Allgemeinen und die weitere Belegung der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in der ehemaligen Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne im Besonderen geben mir Veranlassung, mich erneut in Form eines offenen Briefes an Sie zu wenden.

Ministerpräsident Bouffier hat Recht, wenn er in seiner Regierungserklärung vom 22. September 2015 davon spricht, „dass wir vor einer Herausforderung von historischer Dimension stehen, die uns viele Jahre begleiten und unser Land verändern wird.“ Und wenn er im weiteren Verlauf seiner Rede ausführte, „dass wir sehr darauf zu achten haben, dass eine gemeinsame Zukunft der Menschen, die schon lange hier leben und der Menschen, die nun neu in unser Land kommen, nur dann friedlich und erfolgreich gelingen kann, wenn die tragenden Werte unserer Gesellschaft, wie sie in unserer Verfassung niedergelegt sind, auch zukünftig das Zusammenleben bestimmen“, dann stimme wohl nicht nur ich dem Ministerpräsidenten voll und ganz zu. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Neuer Traktor und gelbe Schleifen für die Stadt

Maschine des Bauhofs musste immer wieder repariert werden

Fünf Magistratsvorlagen segneten Neustadts Stadtverordnete während ihrer Sitzung am Montag einstimmig ab: unter anderem ein neues Fahrzeug für den Bauhof.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Die Stadt Neustadt machte im Jahr 2009 weniger Minus als befürchtet: Statt einer Million Euro betrug das Defizit laut Jahresrechnung „nur“ 100 000 Euro. Für das Jahr 2010 hatte sie ähnliche Befürchtungen – allem Anschein nach kam sie da im Ergebnis sogar auf ein Plus von 100 000 Euro.

Dies teilte Bürgermeister Thomas Groll den Stadtverordneten mit, ehe er sich einer außerplanmäßigen Auszahlung von 35 000 Euro widmete. Das Geld wird für eine neue landwirtschaftliche Zugmaschine fällig. Der alte Traktor, der vornehmlich in der Grün- und Gehölzpflege eingesetzt wird, hat innerhalb von drei Jahren fast 19 000 Euro an Reparaturkosten gefressen. „Das seinerzeit auch unter Preisgesichtspunkten – beschaffte Fahrzeug hat den Beanspruchungen, die aus den Einsatzbereichen resultieren, leider nur unzureichend Stand gehalten“, heißt es in der Magistratsvorlage. Knapp 2 500 Stunden war das Fahrzeug insgesamt in Betrieb. Das Vorgängermodell hatte immerhin 15 Jahre beziehungsweise 8 300 Betriebsstunden durchgehalten. „Neuer Traktor und gelbe Schleifen für die Stadt“ weiterlesen

Der Grund zur Freude gehört bereits der Vergangenheit an

Erhoffte Entzerrung in der Erstaufnahmeeinrichtung bleibt aus

Bis zu 1100 Menschen leben bald in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Durch die Erweiterung bleibt es also eng – dafür gibt es bei der Ehrenamtsarbeit gute Nachrichten.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Auf 1100 Flüchtlinge erhöht das Regierungspräsidium (RP) die Kapazität der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Neustadt (die OP berichtete), um das Camp in Stadtallendorf in den kalten Monaten zu entlasten. „Für die Aufnahme der zusätzlichen 300 Flüchtlinge sind die derzeit bestehenden sieben Unterkunftsgebäude in Neustadt ausreichend, es müssen keine weiteren Gebäude saniert oder hergerichtet werden“, erklärt Katharina Pradl von der RP-Pressestelle auf Anfrage dieser Zeitung. Mit der Entzerrung, über die sich Einrichtungsleiter Dominik Zutz kürzlich noch gefreut hatte, wird es allerdings nichts: „Sie ist in der aktuellen Lage nicht in dem geplanten Maße umsetzbar“, sagt Pradl. In der vergangenen Woche hatte Zutz noch freudig darauf vorausgeschaut, dass ihm nach Beendigung der Renovierung bald mehr als die bisher vier Gebäude für die Flüchtlinge zur Verfügung stünden, er den Menschen mehr Platz bieten könne und mehr Möglichkeiten bei der Zusammensetzung der Zimmer habe. „Selbstverständlich sind wir grundsätzlich bemüht, Familien gemeinsam unterzubringen und die Zimmer nach Nationalitäten getrennt zu besetzen. Zukünftig werden auch weiterhin die Zimmer mit sechs Betten belegt“, kommentiert Pradl. Mehr Personal, das sich ums Kochen, Reinigen oder die Sicherheit kümmert, sei nicht notwendig, ergänzt die Sprecherin. „Sobald der Bedarf besteht, können weitere Sozialarbeiter eingestellt werden“, fügt sie auf die Frage nach dieser Berufsgruppe hinzu. „Der Grund zur Freude gehört bereits der Vergangenheit an“ weiterlesen

Neustädter Mitteilungsblatt

Presserundgang mit Staatssekretär Dr. Dippel in der EAE

Seit Ende Mai 2015 unterhält das Land Hessen in der ehemaligen Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne in Neustadt eine Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Flüchtlinge. Vor der Inbetriebnahme war die Presse seinerzeit zu einem Rundgang mit Staatssekretär Dr. Wolfgang Dippel vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration eingeladen. Nachdem zwischenzeitlich in der EAE Neustadt (Hessen) 750 Flüchtlinge untergebracht sind, bestand Mitte September für Medienvertreter die Möglichkeit zu einem erneuten Besuch.

Staatsekretär Dr. Dippel und auch Bürgermeister Thomas Groll nahmen daran erneut teil und standen für Auskünfte zur Verfügung. Zu Beginn des Termins bestand für die Vertreter von Presse und Rundfunk Gelegenheit, mit Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen und mehr über deren Flucht bzw. aktuelle Lebenssituation zu erfahren. Die Gesprächspartner äußerten sich insgesamt äußerst zufrieden mit der Unterbringung. Sie seien froh in festen Gebäuden und nicht in Zelten untergebracht zu sein. Natürlich komme es aber auch immer wieder einmal zu Problemen, wenn so viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturkreise auf doch recht engem Raum zusammen lebten. Dies wäre aber bei Einheimischen unter den Voraussetzungen einer EAE aber sicher auch der Fall, stellte ein Syrer fest. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Neustadt nimmt weitere Flüchtlinge auf

 

Belegung der Erstaufnahmeeinrichtung steigt von 800 auf 1100  Rotes Kreuz leitet Camp in Stadallendorf

Das Regierungspräsidium erhöht die Belegungszahl der Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt um 300 auf 1100 Menschen – aufgrund der unerwartet hohen Anzahl an Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Immer wieder mahnte Thomas Groll in den vergangenen Wochen und Monaten die Obergrenze von 800 Menschen an. Gestern oblag es ihm mitzuteilen, dass 300 Flüchtlinge aus dem Camp in Stadtallendorf in die Erstaufnahmeeinrichtung nach Neustadt wechseln werden. „Die Humanität gebietet es, diese Möglichkeit einer Zelt oder auch Containerunterbringung vorzuziehen“, sagt er und verweist darauf, dass in der ehemaligen Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne vernünftige Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden und die notwendige Infrastruktur vorhanden sei.

Natürlich hätten Land und Regierungspräsidium betont, dass maximal 800 Flüchtlinge in die Erstaufnahmeeinrichtung kämen, so Groll. Als diese Zahl beschieden worden sei, ging man allerdings noch davon aus, dass im Jahr 2015 rund 300 000 Flüchtlinge nach Deutschland kämen – und nicht die inzwischen realistischen eine Million. „Die Schaffung von winterfesten Unterkünften kann mit dieser Entwicklung naturgemäß nicht Schritt halten“, resümiert Groll und betont: „Das Land hätte auch einfach festlegen können, dass mehr Flüchtlinge nach Neustadt kommen. Ich begrüße, dass wir gefragt und um eine Einschätzung gebeten worden sind.“ Gleichzeitig äußert er die Erwartung, dass vornehmlich Frauen mit Kindern oder Familien in die Unterkunft nach Neustadt kommen. Zudem erneuert er die Forderung nach einer Erhöhung der Polizeipräsenz, erwartet eine Art Gegenleistung des Landes für das „verantwortungsvolle Handeln der Neustädter“ und eine verstärkte

Suche nach anderen Unterbringungsmöglichkeiten.

Beim Flüchtlingscamp in Stadtallendorf ist seit Sonntagabend das Regierungspräsidium Gießen verantwortlich – das wiederum sofort das Deutsche Rote Kreuz Marburg als Betreiber einsetzte. „Natürlich ist das eine Riesenaufgabe für uns, aber wir haben keine Angst davor“, kommentierte dessen Geschäftsführer Christian Betz gestern auf Anfrage dieser Zeitung. Die Flüchtlingshilfe gehöre laut Satzung in den Tätigkeitsbereich des Roten Kreuzes: „Ich sehe sie als eine unserer primären Aufgaben an“, betonte er.

Bisher kümmerte sich das DRK Marburg und Gießen bei den Erstaufnahmeeinrichtungen in Neustadt, Marburg und Gießen um die Notfallambulanzen. Nun folgen die Marburger dem Beispiel aus Bensheim, wo das DRK bereits als Betreiber der Flüchtlingseinrichtung tätig ist. „Für ein kleines Mauerblümchen, als das wir gefühlt betrachtet wurden, sind das natürlich dicke Bretter, die es zu bohren gilt“, gibt Betz zu, betont aber, dass er äußerst zuversichtlich sei.

Das Wochenende über hätten Mitarbeiter in Stadtallendorf bereits Gespräche geführt. Mitglieder der künftigen Verwaltung und das zweiköpfige Interims-Leitungsteam seien schon vor Ort – letzteres bestehe aus einem Mann, der bereits eine Flüchtlingsunterkunft während der Kosovo-Krise leitete, und einer Frau, die ein Studium der Wirtschaftspädagogik abgeschlossen hat und sich ehrenamtlich im Flüchtlingscamp in Kassel-Calden engagiert, wo sie Deutschunterricht gibt und sich um die Kinder kümmert. Mittwochmorgen will das DRK mit der Verwaltung loslegen. „Wichtig ist, dass wir uns jetzt erstmal einen Überblick erarbeiten“, gibt Betz als Ziel aus: „Außerdem werden wir feldmäßig Strukturen erarbeiten.“

Das Regierungspräsidium fungiert, wie Sprecherin Ina Veite mitteilt, als Koordinator, um die Verpflegung im Camp kümmert sich weiterhin die Bundeswehr. Das DRK muss sich aber auch um Dinge kümmern wie Sicherheit oder Reinigung – genauer gesagt darum, an wen die entsprechenden Aufträge vergeben werden. Der Betreiber selber will ein Hauptaugenmerk auf die medizinische und soziale Versorgung legen. Bei der Sozialbetreuung sei ein Vorteil, dass bei ihnen ein Verantwortlicher auf 80 Flüchtlinge komme und nicht auf 100 oder noch mehr, so Betz. Zudem wird sich das DRK um die niederschwellige Beratung bei Asylanträgen kümmern – ansonsten bleibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verantwortlich.

15,5 Stellen – die wahrscheinlich von rund 25 Personen besetzt werden – plant das DRK Marburg für das Stadtallendorfer Camp ein und sucht entsprechend nach Diplom-Sozialpädagogen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogischen Assistenten und Sozialassistenten. Das Regierungspräsidium hat die Marburger zunächst für ein Jahr beauftragt.

Ein wichtiger Schritt in Sachen Infrastruktur wird der Umzug der Flüchtlinge – also derer, die nicht nach Neustadt wechseln – aus Zelten in fünf Containerstandorte sein. Wann genau das stattfindet, steht noch nicht fest. Bis November, sagt Betz und freut sich auf die Zukunft. Den Standort auf dem früheren Mobilmachungs-Stützpunkt findet er schließlich „toll“: „Das ist ein schöner Ort – abseits aber auch zentral.“

Derweil sind die Ehrenamtler des Katastrophenschutzes abgezogen. Rund 800 waren in der vergangenen Woche beim größten Einsatz seit der Hochwasserkatastrophe 1984 aktiv, wie Kreissprecher Stephan Schienbein betont. „Wir haben die Aufgabe gut gemeistert. Es gab keine Zwischenfälle, keine Konflikte und die Stimmung bei den Bewohnern des Camps ist gut“, freut er sich. Die außergewöhnliche Zeit habe aber auch gezeigt, dass eine solche Extremsituation ad hoc nur mit den organisierten Kräften des Katastrophenschutzes zu meistern sei. Ein „fettes Lob“ sprach er gleichzeitig aber auch der Bundeswehr aus, ohne deren Unterstützung es nicht zu meistern gewesen wäre, und den Freiwilligen, die sich lokal zum Beispiel über die Kleidersammlung engagierten.

 

Standpunkt von Florian Lerchbacher:

Das ist nur logisch

In Neustadt wird mit Sicherheit die ein oder andere Stimme laut und sagen: „Ich habe es schon immer gewusst.“

Und tatsächlich: Es bleibt nicht bei 800 Flüchtlingen in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE). 300 weitere finden in der ehemaligen Kaserne Unterschlupf. Doch wer hätte vor einem halben Jahr ahnen können, wie viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen? Niemand! Fakt ist: Die Menschen sind nach Deutschland gekommen, um hier Schutz zu finden. Wir sollten ihn diesen bieten – auch bei der Unterbringung. Wer will in der kalten, nassen Zeit schon in einem Zelt oder einem Container leben? Die Entscheidung, die EAE zu erweitern, mag vielleicht dem Bruch eines Versprechens gleichkommen – aber das geschah aus Gründen der Menschlichkeit.

 

Millionenschwer und unterhaltsam

 

„Wir bei Dir“: Stadtwerke und OP besuchten Neustadt  Eine Flüchtlingsunterkunft, zwei Meinungen

Um schnell die neuesten Nachrichten aus der Region zu bekommen – deswegen lesen laut Umfrage die meisten Menschen die Oberhessische Presse. Eine These, die Thomas Groll unterschreiben dürfte.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. 1,04 Millionen Euro erhält die Stadt Neustadt aus dem Bundesprogramm und Landesprogramm „Kommunale Infrastruktur“. Diese Nachricht bekam Thomas Groll von OP- Lokalchef Till Conrad übermittelt, als Neustadts Bürgermeister am Dienstagmittag den Tourbus „Wir bei Dir – gemeinsam hier“ besuchte. Die Stadtwerke Marburg und die Oberhessische Presse wollen mit dieser Aktion auf die Menschen zugehen, erfahren, was sie bewegt, was sie zufrieden macht, aber auch ihre Sorgen und Ängste kennenlernen.

Neustadts Rathauschef war ob der guten, neuen Nachricht der fröhlichste Besucher des Tourbusses. Aber auch viele andere Menschen, die sich auf die Gespräche mit Redakteuren und Mitarbeitern ihrer Lokalzeitung und des regionalen Energieversorgers einließen, hatten ihren Spaß. Und das nicht nur, wenn sie vor laufender Kamera erklärten, was ihnen an ihrer Heimatgemeinde gefällt – ein Einsatz, der mit einer Chance auf einen Einkaufsgutschein belohnt wird. Manch einer beschränkte sich auch darauf, seine Meinung in einer kleinen schriftlichen Umfrage kundzutun – was immerhin zur Teilnahme an einem attraktiven Gewinnspiel berechtigt.

Der Momberger Martin Schmidt erfreut sich zum Beispiel besonders an Landschaft und Infrastruktur, der Neustädter Maximilian Happel sieht „seine“ Martin-von-Tours-Schule als einen der Höhepunkte an – eine bemerkenswerte Aussage aus dem Munde eines Schülers, die sonst bekanntermaßen mit ihren Bildungseinrichtungen ja eher hart ins Gericht gehen. Für Maikel Engel ragt der Bürgerpark heraus, dem ehemaligen Junker Hans Marcel Schlitt gefallen besonders die Innenstadt und die Kirmes. „Na, das Wetter schon mal nicht“, ließ Marion Hering angesichts von bedecktem Himmel und starken Windböen verlauten. Ein Thema, das die Menschen spaltet, ist die neue Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge – für die einen ist sie eine Last, für die anderen eine Bereicherung des Stadtlebens und eine Notwendigkeit, die sich aus den Geschehnissen auf

Neustädter Mitteilungsblatt

 

Kanu fahren, klettern und schwimmen

Für die vierte Ferienwoche war eine weitere Freizeit der Jugendpflege des bsj e.V. geplant. Diese sollte zunächst mit dem Kanu auf die Unstrut (Thüringen) führen. Aufgrund des sich abzeichnenden Unwetters und den unklaren Wetterverhältnissen zu Beginn der Woche vom 17. bis 18. August am Zielort in Thüringen, wurde im Laufe des Sonntagnachmittags, in Absprache mit den Eltern aller Teilnehmerinnen, spontan umdisponiert.

Am Montagmorgen trafen sich elf Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren im Jugendraum, um gemeinsame Alternativen für Montag und Dienstag ausfindig zu machen. So beschloss man am selbigen Tag nach Wiesbaden in einen Indoor-Waldseilgarten zu fahren, um dem kühlen Nass auszuweichen. Hier haben sich die Teilnehmerinnen auf verschiedenen Parcouren in unterschiedlichen Höhen austoben und anschließend eine Kletterwand über einem Becken von Schaumstoffwürfeln testen können. Zum Abschluss des Tages einigte man sich darauf, am nächsten Tag in ein Schwimmbad zu fahren und auf besseres Wetter ab Mittwoch zu hoffen. So wurde der Weg in das Lagunenbad mit Rutschenpark in Willingen in Angriff genommen. Hier wurden alle Rutschen ausgiebig ausprobiert und ständig neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Nachdem auch hier alle auf ihre Kosten kamen, konnte die frohe Botschaft verkündet werden, dass sich die Wetterlage bessern sollte und am Mittwochmorgen der Startschuss zu einer dreitägigen Kanutour auf der Lahn fallen sollte. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Im Vergleich eine Vorzeigeeinrichtung

Land gab erstmals einen Einblick in die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge  Kritik hält sich in Grenzen

Stück für Stück schreitet der Umbau der ehemaligen Kaserne und der Ausbau der Infrastruktur der Erstaufnahmeeinrichtung voran – bald erhalten auch Ehrenamtier den lang geforderten Zugang.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Die Menschen sind freundlich, das Essen ist in Ordnung und die Zimmer sind zum Schlafen gut – so bewertet ein Albaner die Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Nur für Babys sei die Situation nicht zufriedenstellend, ergänzt der junge Familienvater: Es sei zu eng und oftmals etwas zu laut in den vollbesetzten Gebäuden. Und gut fände er es auch, wenn Windeln zur Verfügung gestellt würden – das zugeteilte Geld sei schließlich eine schöne Sache, die Summe aber doch eher gering.

Bereits seit zwei Monaten lebt Amir Alamir in der Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung. Insgesamt sei er mit der Unterbringung sehr zufrieden, betont der Syrer und freut sich über die Schönheit der Region. Sein einziger Kritikpunkt betrifft die Hygiene in den sanitären Anlagen: Diese würden zwar regelmäßig geputzt, seine „Mitbewohner“ machten sie jedoch schnell wieder schmutzig. Wahrscheinlich müsse er sie einfach einmal ansprechen, gibt er zu und relativiert auch die Bedeutung gelegentlich stattfindender Auseinandersetzungen zwischen den Flüchtlingen: Diese seien normal, wenn so viele Menschen auf begrenztem Raum zusammenlebten. „Im Vergleich eine Vorzeigeeinrichtung“ weiterlesen