Das Haus der Begegnung brennt unter den Nägeln

Brandschutzgutachten enthält die nächsten Hiobsbotschaften

Beim Haus der Begegnung gibt es keine guten Nachrichten für die Stadt: Um die Auflagen des Brandschutzes zu erfüllen, müsste Neustadt mindestens 500 000 Euro allein in den großen Saal investieren.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Das Haus der Begegnung scheint ein Fass ohne Boden zu sein: Noch bis 2042 muss die Stadt Neustadt Jahr für Jahr 40 000 Euro an die Bundesrepublik Deutschland zahlen, um den Kaufpreis von einst 3,9 Millionen Mark abzustottern. 300 000 Euro investierte sie seit 2008 in die Sanierung von Toiletten, Elektroanlagen und den Brandschutz. Und dennoch müsste sie noch rund drei Millionen Euro in das Gebäude stecken, um es vernünftig zu sanieren. In diesem Betrag sind zwar noch Arbeiten an Wohnhaus und Fremdenzimmern enthalten, die aller Wahrscheinlichkeit nach eine Investorengruppe übernehmen möchte, um dort betreutes Wohnen einzurichten (die OP berichtete). Doch inzwischen ist der Stadt die nächste Hiobsbotschaft ins Haus geflattert: Laut Brandschutzgutachten werden noch einmal mindestens rund 500 000 Euro fällig, um zumindest den großen Saal in diesem Bereich auf Vordermann zu bringen – vom jährlichen Defizit in Höhe von rund 130 000 Euro und der Analyse, ,s dass das Objekt für einen Pächter nicht gewinnbringend zu betreiben ist, ganz zu schweigen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit stellte ein Fachbüro den Stadtverordneten am Montag die Ergebnisse im Detail vor. Zahlreiche Arbeiten seien nötig, teilte Bürgermeister Thomas Groll dieser Zeitung mit. Ein besonderes Augenmerk müsse den Unterdecken, dem Einbau von zusätzlichen Rauchableitungslüftungen und der Dach-Tragprofil-Stahlkonstruktion gelten. In diesem Zusammenhang wäre es dann sinnvoll, auch die veraltete Beleuchtung zu erneuern und das undichte Dach zu sanieren. „Die Fakten liegen auf dem Tisch. Wir alle wissen, dass es darüber hinaus erheblichen weiteren Sanierungsbedarf gibt. Ich denke hier nur an die Eingangstüren, die Küche, die Bühne oder die zugigen Fenster im Restaurant. Mittelfristig werden auch die Lüftung und die Heizung Reparaturbedarf aufweisen“, sagt Bürgermeister Thomas Groll. Zudem sei das Gebäude nicht behindertengerecht, habe einen „enormen“ Energieverbrauch und bei Starkregenereignissen dringe Wasser in Teile des Untergeschosses ein. „Das Haus ist in einem seinem Alter entsprechenden Zustand“, kommentiert Thomas Dickhaut, der Leiter des Fachbereichs Bauen, Planen, Umwelt und ergänzt: „In vielen Bereichen wurde es solide gebaut -aber man weiß heute zum Beispiel, dass ein Flachdach nach 25 Jahren saniert werden muss.“

Sanierung bedeutet Abstriche an anderen Stellen

Die Verwaltung der Stadt will nun das Brandschutzgutachten im Detail auswerten und mit Fachmännern eine Prioritätenliste über die anstehenden Aufgaben erstellen. Derweil müssen sich die Stadtverordneten überlegen, wie es mit dem Haus weitergehen soll. „Wer das Gebäude langfristig nutzen will, der muss wissen, dass weitere hohe Investitionen anstehen werden. Dafür müssten dann in anderen Bereichen zwingend Abstriche gemacht werden“, betont Groll und erinnert an die nicht gerade rosigen kommunalen Finanzen, den Bevölkerungsrückgang und den kommenden Sanierungsbedarf bei weiteren städtischen Einrichtungen, zum Beispiel dem Freibad.

Er selbst kennt auch keinen „Königsweg“, wirbt aber dafür, „über Alternativen zum jetzigen Gebäude nachzudenken, die sich an den tatsächlichen Notwendigkeiten, sprich der Anzahl der Veranstaltungen und deren Zuschauerzuspruch und dem finanziell Machbaren orientieren.“ Bisher fanden in diesem Jahr im Haus der Begegnung 29 Veranstaltungen statt – nur bei zweien davon waren mehr als 300 Gäste anwesend.

Bürgermeister bringt Turnhalle wieder ins Spiel

Die Kernstadt brauche einen Versammlungsort, betont der Bürgermeister. Einen Neubau könne sich die Stadt aber nicht leisten. Und auch der leerstehende Saal „Am Steimbel“ sei keine Alternative, da das Gebäude unter Denkmalschutz stehe und ebenfalls sanierungsbedürftig ist. Die Stadthalle Stadtallendorf zu mieten, ist auch keine Option: Zum einen, weil sie nicht in Neustadt liegt, zum anderen, weil sich Großveranstaltungen überschneiden – schließlich ist das Haus der Begegnung eigentlich nur an Karneval ausgelastet.

Groll strebt an, das Gespräch mit dem Landkreis zu suchen, um über die Turnhalle der Waldschule zu sprechen. Diese muss zwar auch saniert werden und bietet auch keinen 500 Besuchern Platz – war aber zumindest in den 60er und 70er Jahren schon einmal Neustadts Mehrzweckhalle. Es gelte also, Modalitäten und Kosten zu klären, fasst der Bürgermeister zusammen. Erst dann lasse sich eine Entscheidung treffen. Bis dahin gelte es, hinsichtlich des Brandschutzes für das Haus der Begegnung eine Zwischenlösung zu finden. Wichtig sei es, rational an die Thematik heranzugehen und Emotionen außen vorzulassen, fasst er zusammen.