„Mengsberg – auf dem Weg zum Bundesentscheid“ (Teil 8): Der Friedhof als Teil des Lebenszyklus“
In einem Ort wie Mengsberg, in dem Eigenleistung zum Alltag gehört, überrascht es wenig, dass sich die Bürger auch um ihren Friedhof kümmern.
von Florian Lerchbacher
Auf dem Weg zum
Mengsberg. Es mag ein wenig befremdlich wirken, aber die Mengsberger sind stolz auf ihren Friedhof – und werden entsprechend auch die Bundeskommission des Wettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ über die letzte Ruhestätte führen.
Seit dem Jahr 2006 steht der Friedhof unter Verwaltung der Kirchengemeinde Mengsberg. „Bürgermeister Manfred Hoim gab damals bekannt, dass es frei-tagnachmittags und samstags keine Beerdigungen mehr geben sollte, weil Überstunden für die städtischen Arbeiter anfielen“, erinnert sich Ortsvorsteher Karlheinz Kurz. Während einer Bürgerversammlung beschlossen die Mengsberger, die Verantwortung zu übernehmen und gründeten einen Friedhofsausschuss. Vorsitzender ist Pfarrer Christoph Müller, Stellvertreter und Geschäftsführer der Friedhofsverwaltung ist der Ortsvorsteher.
„Wir schreiben schwarze Zahlen“, freut er sich und betont, dass dies ein Resultat der Eigenleistungen sei. Mindestens 20 Freiwillige engagierten sich regelmäßig, hinzu kämen die Vereinsaktionstage. „Pflege, Gestaltung aber auch der Ausbau – all das obliegt uns“, sagt Kurz und lobt die Familien Rüdiger Mensdorf und Gerhard Wagner, dass sie für die Außenpflege verantwortlich zeichnen und sich um das Biotop samt Grünanlage und die Rasenflächen vor dem Friedhof kümmern. Noch dazu beschäftigt die Kirchengemeinde einen vom Jobcenter geförderten „Bürgerarbeiter“, der sowohl Arbeiten im Dorf als auch auf dem Friedhof erledigt.
Die Mengsberger Friedhofsverwaltung sorgt dafür, dass Beerdigungen zu jeder Zeit möglich sind. Eine Besonderheit für einen so kleinen Ort ist auch, dass es verschiedene Bestattungsformen gibt: von der Sargbestattung in Einzel- oder Doppelgrabstellen über Sargbestattung auf der Friedwiese bis hin zu Urnenbestattungen in einer Urnengrabstelle oder auf der Friedwiese. Die Friedwiese und das Urnenfeld samt Wasserspiel legte die Friedhofsverwaltung natürlich mit Unterstützung der Bürger und verschiedener Firmen aus dem Dorf an.
Und die nächsten Projekte sind auch schon geplant: Weil die Jury des Landesentscheides zwar Ordnung und Struktur lobte, die „ortsuntypischen“ Thuja-Hecken jedoch kritisierte und anmahnte, dass zu wenige Laubbäume auf dem Friedhof stünden, will die Friedhofsverwaltung noch vor dem Besuch der Bundesjury zwei der Hecken entfernen und Apfeldorn-Bäume pflanzen und so einen Beitrag zum Artenreichtum und somit auch zur Ökologie leisten.
Zudem hat sie vor, das Flachdach der Friedhofshalle zu sanieren, „Wir planen ein Satteldach mit Überhang, damit es einen
Unterstand gibt“, sagt Kurz und erklärt: „In der Halle ist Platz für 80 Menschen, aber wir brauchen für größere Beerdigungsgesellschaften auch eine Möglichkeit, sich außerhalb der Halle unterstellen zu können.“
Das Dach will die Friedhofsverwaltung dann auch noch von der Stadt anmieten und darauf eine Fotovoltaikanlage einrichten -deren Erlös selbstverständlich in den Friedhof fließen soll.
Die Liegezeit beträgt in Mengsberg 35 Jahre. Sechs Euro müssten Angehörige im Jahr für die Pflege zahlen: „Viele wohnen weit weg und können sich darum nicht kümmern. Wir wollen den Menschen, die in Mengsberg gewohnt haben, jedoch die Möglichkeit bieten, auch hier begraben zu werden“, berichtet Kurz und betont: „Wir sind kein wirtschaftliches Unternehmen. Wir sind für die Menschen da.“