Ein Mann, ein Amt

Thomas Groll zieht Bilanz nach 15 Jahren als Bürgermeister
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Als Thomas Groll vor 15 Jahren in das Amt des Bürgermeisters gewählt wurde, war die Stadt Neustadt finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Defizitäre Haushalte prägten die Stadtpolitik – und auch in der Stadtverordnetenversammlung herrschte eher ein Gegen- denn ein Miteinander. Auch er habe dazu beigetragen, gibt Groll zu und freut sich, dass es in der Kommunalpolitik zu einem Umdenken gekommen ist – zu dem er einen großen Teil beigetragen hat.

Vorbei ist die Zeit, in der Vorschläge anderer Fraktionen per se schlecht waren und zwingend überarbeitet wenn nicht gar abgelehnt werden mussten. „Das war Quatsch (…). Wir diskutieren im Vorfeld und stimmen uns ab“, sagt Groll, der sich als Bürgermeister zwar als treibende Kraft und Ideengeber ansieht, aber eben auch als Motivator und Moderator: „In der Kommunalpolitik wird nicht der Alleinunterhalter benötigt, sondern es kommt auf das Miteinander aller an, die guten Willens sind.“ Und auch in finanzieller Hinsicht hat sich das Bild geändert. Alljährlich weisen die Haushalte der Stadt Neustadt Überschüsse aus – und beinhalten insbesondere in jüngerer Vergangenheit immer wieder Millionenprojekte.

Erstaufnahme bringt Geld in die Kasse

Umgesetzte Großprojekte sind beispielsweise der Bau des Kunstrasenplatzes, die Umgestaltung des ehemaligen Rathaus- und heutigen Schlossplatzes, des Bürgerparks oder die Sanierung des Freibades. Allesamt Investitionen, die Neustadt letztlich der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge zu verdanken hat. Denn als das Land mitteilte, dass die Stadt eine solche Einrichtung in die ehemalige Kaserne bekommt, intensivierte Groll seinen Kontakt nach Wiesbaden. Er klapperte die Ministerien ab und suchte nach Fördertöpfen – von denen er eine Menge fand und mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von der Verwaltung erreichte, davon auch immer wieder profitieren zu können. Und so setzte die Stadt Millionenprojekte um, ohne Schulden aufnehmen zu müssen.

Das sagen die Fraktionsvorsitzenden
Hans-Gerhard Gatzweiler (SPD): Bürgermeister Groll nimmt die Anregungen der Fraktion immer sehr schnell auf und leitet die entsprechenden Aktivitäten ein. Er ist parteiübergreifend gut vernetzt und nutzt diese Beziehungen zum Vorteil für unsere Stadt, wichtige Zwischeninformationen erhält die SPD-Fraktion immer zeitnah. Er hat es geschafft, bei den Mitarbeitenden in der Verwaltung und auf dem Bauhof eine hohe Leistungsbereitschaft zu erzeugen, auch wenn es nicht immer leicht ist, seinem Tempo zu folgen. Mit persönlichem Engagement für eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Haus oder ein E-Auto könnte er seinen CO2-Fußabdruck verkleinern.

Hans-Dieter Georgi (CDU): Seit 2016 arbeite ich als Fraktionsvorsitzender eng mit Thomas Groll zusammen. Für neue konstruktive Ideen ist er immer aufgeschlossen, auch über Parteigrenzen hinaus, so dass die Zusammenarbeit mit ihm Spaß macht. Er ist ein „Workaholic“ mit Durchsetzungskraft für Neustadt und seine Bürger. Er verliert nie das Ziel aus den Augen und ist rund um die Uhr für seine Bürger und die Belange der Stadt im Einsatz. Verbesserungsmöglichkeiten sehe ich nicht, so einen Bürgermeister kann man sich nur wünschen.

Karsten Gehmlich (FWG): Wichtig ist es, nicht nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sondern auch sich die daraus ergebenden Chancen zu nutzen. Dies ist dem Bürgermeister in den letzten 15 Jahren zunehmend gelungen. Fördertöpfe wissen inzwischen, dass sie in Neustadt willkommen sind und finden sich zum Teil freiwillig in Neustadt ein. Für die Zukunft wünsche ich ihm gute Berater und das Vermögen, sich auch auf unkonventionelle Ideen einzulassen.