Sport und Spiel brachten Menschen zusammen – Großes Fest in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge
600 Menschen leben derzeit in der Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. 200 Davon sind Kinder – doch nicht nur sie hatten beim ersten Sportfest in der ehemaligen Kaserne viel Spaß
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Es ist ein Schneeballeffekt: Ein Flüchtling versucht sich erstmals im Leben am Hu- la-Hoop-Ring, überzeugt nicht unbedingt durch Eleganz und erntet ein Grinsen von einem Journalisten. Daraufhin gibt der Mann das Sportgerät weiter und macht mit ein paar fröhlichen Gesten deutlich: „Zeig doch selber mal, was Du drauf hast!“
Eben noch gelacht, zeigt sein Gegenüber, dass er den Hu- la-Hoop-Ring auch nicht beherrscht. Und so stößt Brigitte Hermann von der Sportjugend Hessen dazu. Die Regionalkoordinatorin des Programms „Integration durch Sport“ lässt die Hüften kreisen und zeigt, wie es geht. Flüchtling und Journalist verstehend immer noch nicht – wohl aber ein kleiner Junge, der nach kurzem Ausprobieren im Nu wie ein alter Hase wirkt und mit dem Ring macht, was er will. Als dann noch Einrichtungsleiter Dominik Zutz dazustößt, geht‘s endgültig rund – sowohl um seine Hüfte, als auch an der Station generell: Denn plötzlich ist sich niemand mehr zu schade, sich am Hu- la-Hoop- Ring zu versuchen. Alt, jung, männlich, weiblich, deutsch oder fremdländisch – beim Sport sind sie alle gleich. Und die Sprache ist egal, denn Gesten reichen.
In Zusammenarbeit mit dem Verein bsj, der in Neustadt für die Jugend- und die Gemeinwesenarbeit zuständig ist, richtete die EAE das Sportfest aus. Unterstützung bekam sie von der Sportjugend Hessen, von Medirest, European Homecare, von DJ Chris aber auch Getränke Janik – dem direkten Nachbarn der Einrichtung. Und natürlich fehlten auch die ehrenamtlichen Helfer nicht, die sich tagein tagaus in der Flüchtlingsunterkunft engagieren. Sie kümmerten sich um das Kuchenbüfett, das in Nullkommanix verputzt war.
Eigentlich hätte sich jeder Gast nur ein Stück nehmen sollen, doch manch einer nahm mehrere, um Familie und Freunden das Anstehen zu ersparen und diese mit Kuchen zu versorgen. „Bis wir uns überlegen konnten, was wir anders machen könnten, war alles leer“, berichtete Helferin Anja Gnau mit einem Schmunzeln und freute sich über die Wonne, mit der sich die Menschen über die Leckereien hermachten.
Im Vordergrund stand beim Sportfest jedoch klar das Verbrennen von Kalorien: beim Fußball, beim Klettern, beim Tanzen oder an einer der vielen anderen Stationen, die zur Verfügung standen. „Das Fest ist toll“, lobte dann auch Elwir Ibrahimi aus dem Kosovo. „Viele Menschen Spielen miteinander, haben Spaß und genießen die gemeinsame Zeit – das gefällt mir gut“, sagte er, bevor er schnellen Schrittes von der Tischtennisplatte auf den Fußballplatz wechselte.
Wolfram Ellenberg, erster Stadtrat und ehemaliger Vorsitzender des VfL Neustadt, beobachtete das bunte Treiben ebenfalls mit Freude: „Der VfL war schon früh Stützpunkt und bemühte sich um die Integration durch Sport. Dass die Erstaufnahmeeinrichtung jetzt ein solch tolles, vielfältiges Programm anbietet, an dem so viele Menschen verschiedener Nationalitäten gemeinsam Spaß haben, ist schon klasse und zeigt, dass der Ansatz, die Menschen über Sport zusammenzubringen, passt.“