Ein Warnschuss in Richtung Wiesbaden

Neustädter initiieren Unterschriftenaktion „Ja zur A 49 – Nein zu einem Verkehrskollaps in Neustadt“
In Wiesbaden stießen die Neustädterin letzter Zeit mit ihren Anliegen zur Autobahn 49 auf taube Ohren. Daher wollen sie eine deutliche Botschaft in Hessens Wirtschaftsministerium schicken.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Mit einer Resolution, die sich auf dem Weg in die Landeshauptstadt befindet, sprachen sich Neustadts Kommunalpolitiker bereits für den Weiterbau der A 49 aber gleichzeitig gegen ein Autobahnende bei Schwalmstadt und ein daraus resultierendes Verkehrschaos aus. Nun sollen auch die Bürger diese Initiative unterstützen und ein Zeichen setzen können. Aus diesem Grund starteten Bürgermeister Thomas Groll und die Ortsvorsteher Klaus Groll (Neustadt), Karl Stehl (Speckswinkel), Karlheinz Kurz (Mengsberg) und Jörg Grasse (Momberg) eine Unterschriftensammlung mit dem Titel „Ja zur A 49 – Nein zu einem
Verkehrskollaps in Neustadt“.
Der Weiterbau der A 49 ist bei Schwalmstadt in vollem Gange, im Jahr 2016 soll der Abschnitt Neuental-Schwalmstadt fertiggestellt werden. Was allerdings mit den Abschnitten Schwalmstadt-Stadtallendorf und Stadtallendorf-A 5 passiert, steht in den Sternen. „Es fehlen aktuell verbindliches Planungsrecht und eine gesicherte Finanzierung“, sagt Thomas Groll und betont, dass ein Autobahnende bei Schwalmstadt für Neustadt und die Stadtteile katastrophale Folgen hätte. Der Verkehr würde zunehmen und ein Chaos drohen. Allein schon die Sperrung der Bundesstraße 454 zwischen Treysa und Wiera sei schlimm gewesen für die Ortsteile, hebt Grasse hervor: „Schon zwischen den Orten kommt es im Begegnungsverkehr zu höchst gefährlichen Situationen, weil die Straßen nicht auf diese Verkehrsmengen und den Schwerlastverkehr ausgelegt sind.“ Im Ort sei es noch schlimmer: „Lastwagen sind immer in der Position des Stärkeren. Der kleine Erstklässler kommt da möglicherweise unter die Räder – das gilt es zu verhindern.“
In die gleiche Kerbe schlägt Karlheinz Kurz: „Durch die Umleitung haben wir gemerkt, welche Massen sich durch die Orte wälzen. Vor allem Lastwagenfahrer nehmen keine Rücksicht: bremsen und stehen bleiben sind für die Fahrer wohl Fremdwörter.“
„Der Verkehr sucht sich Strecken, die wenig befahren sind. Er wird den Weg durch Speckswinkel und die anderen Stadtteile finden – das macht unsere Infrastruktur nicht mit. Und das können wir unseren Bürgern nicht zumuten.“
Klaus Groll will sich derweil gar nicht vorstellen, was für Situationen ein Autobahnende bei Schwalmstadt in der Neustädter Innenstadt bewirken würde.
Daher appelliert er an die Bürger, „ihr Mittel“ zu nutzen und sich an der Unterschriftenaktion zu beteiligen.
Es gelte, frühzeitig die Stimme zu erheben, fügt Thomas Groll an: „Wir möchten rechtzeitig auf unsere Sorgen aufmerksam machen.“ Ziel sei es, mit dem Wirtschaftsministerium ins Gespräch zu kommen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. „Ich glaube, die Planer kennen unsere Verhältnisse nicht. Noch haben wir mindestens vier Jahre Zeit. Wir könnten uns also in Ruhe zusammensetzen und gemeinsam über Lösungsvorschläge nachdenken.“ In Betracht kämen zum Beispiel ein temporäres Fahrverbot für Lastwagen, weiträumige Umleitungen für den Schwerverkehr oder die Erstellung eines Gutachtens, das die Verkehrsbelastung ermittelt und alternative Fahrtstrecken auflistet.
Thomas Groll will in diesem Zusammenhang auch den Kontakt nach Stadtallendorf und Schwalmstadt suchen, da diese von einem Autobahnende bei Schwalmstadt ebenso betroffen wären: „Allerdings nicht so schwer, wie wir – bei uns würde der Verkehr mitten durch die Stadt fließen.“
Die Unterschriftenlisten liegen im Bürgerbüro im Rathaus-nebengebäude, in den Kindergärten, den Filialen der Sparkasse und der VR-Bank sowie in zahlreichen Geschäften und Dienstleistungsbetrieben aus. Bürger können sich solche Listen aber auch in der Stadtverwaltung abholen und selber Unterschriften im Freundes- und Bekanntenkreis sammeln.