Festlich, fröhlich, freundlich

Neustadt feiert mit Gästen den 750. Geburtstag
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Der Rathausplatz heißt jetzt Schlossplatz, die Stadt ist Trägerin der Ehrenmedaille des Landkreises und der Freiherr-vom-Stein-Urkunde des Landes, und unterschiedlichste Darbietungen erfreuten die rund 200 geladenen Gäste vor dem Neustädter Rathaus – sowie viele weitere Kiebitze, die Blicke auf einen zweistündigen, aber sehr kurzweiligen Festakt anlässlich der exakt 750 Jahre zurückliegenden Ersterwähnung von Nova Civitas erhaschten. Sprich: Die Jubiläumsveranstaltung am Donnerstagabend (5. Mai) war ein voller Erfolg.

HR-Mann Tim Frühling sorgte mit seiner fröhlich-frischen Art für die passende Moderation, das von Musikern aus Kirchhain und Bad Wildungen verstärkte Neustädter Blasorchester mit unterhaltsamen Stücken für eine abwechslungsreiche Untermalung und die historische Bürgerwehr mit den Biedermeierdamen für einen würdevollen Rahmen.

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus der Stadt kümmerten sich um die leichte Unterhaltung zwischendurch: Viertklässler der Martin-von-Tours-Schule trugen zwei Lieder vor, Neuntklässler verglichen den Schulunterricht der Zeit um 1871, 1938 und 1978 mit heute – was Bürgermeister Thomas Groll beim Ausblick sogleich verleitete, Marian Zachow, den Ersten Kreisbeigeordneten, daran zu erinnern, dass die Turnhalle aus dem Jahr 1974 eine Sanierung vertragen könnte. Die Kolpingsternchen und die Prinzengarde des VfL repräsentierten mit ihren Tänzen die Karnevalshochburg Neustadt.

Außerdem gaben die Darsteller des Neustadt-Musicals einen Einblick in ihre Darbietung, die am Samstag, 7. Mai, um 19 Uhr und am Sonntag, 8. Mai, um 16 Uhr in voller Länge im Kultur- und Bürgerzentrum zu sehen sein wird. In ihrem Stück widmen sie sich unter anderem auch der historischen Urkunde aus dem Jahr 1272, in der „Nova Civitas“ erstmals erwähnt wurde. Einen historischen Abriss dazu hielt Leonie Groll, die elf Jahre alte Tochter des Bürgermeisters, parat.

Der aus Gelenau im Erzgebirge stammende und mit 16 Jahren nach Neustadt gekommene Joachim Wermann trug ein selbstgeschriebenes Geburtstagsgedicht vor – und war damit nicht der einzige: Gleich zwei Gedichte hatte Jürgen-Helmut Keuchel vom Hessischen Landestheater Marburg für die Junker-Hansen-Stadt vorbereitet. „Die Stadt kann man nicht links liegen lassen, man würde viel zu viel verpassen“, sagte er dabei. Wer am Donnerstag nicht vor dem Rathaus saß oder stand, verpasste beispielsweise auch die Friedenshymne „Imagine“ und ein Geburtstagsständchen, die Ben Knop und Christian Keul (ebenfalls vom Landestheater) vortrugen. Albert-Frederick Freiherr von Dörnberg – ein direkter Nachfahre des Junker Hans – enthüllte gemeinsam mit Julian Schratz – der dieser Tage die Stadt als die historische Figur „Junker Hans“ repräsentiert – ein Schild am Rathaus: Mit dieser Handlung wurde der Rathaus- in Schlossplatz umbenannt. Der Freiherr erinnerte dabei daran, dass Hans von Dörnberg die auf die Grafen von Ziegenhain zurückgehende einstige Burganlage (die später auch Mainzer Amtskellerei, Amtsgericht und Flüchtlingsunterkunft war und erst seit 1952 Rathaus ist) rund um das Jahr 1480 zum Schloss hatte umbauen lassen. Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst, überbrachte der Stadt die Freiherr-vom-Stein-Urkunde des Landes. Zudem hatte sie Förderbescheide über 2   950 Euro für den Förderverein Bürgerpark als Unterstützung für das Artistenfestival „Goldener Biber“ sowie über 1 500 Euro für den Verkehrs- und Verschönerungsverein Speckswinkel für die Erstellung einer Dorfchronik zum 800-jährigen Bestehen im Gepäck. Sie lobte den Zusammenhalt in Neustadt – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Das mache die Stadt und ihre Gesellschaft so stark. Dies unterstrich Marian Zachow: Die Menschen machten dem heiligen Martin im Stadtwappen alle Ehre. Er stellte ebenfalls den Zusammenhalt und die Nächstenliebe in Neustadt heraus. Auch die „Herausforderung Erstaufnahmeeinrichtung“ hätten die Bürgerinnen und Bürger „mit ganz viel Herzblut“ gemeistert. Bürgermeister Groll betonte, wie stolz er auf seine Stadt ist.