Anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums von Neustadt wurde das Singspiel „Nova Civitas“ aufgeführt
Von Elvira Rübeling
Neustadt. Historische Dokumente belegen, dass die Stadt Nova Civitas erstmals am 5. Mai 1272 urkundlich ihre Ersterwähnung fand. Nun, 750 Jahre später, wird das historische Ereignis in Neustadt im Jahre 2022 groß gefeiert. Mit der Aufführung des Musicals „Nova Civitas“, aus der Geschichte Neustadts, erreichten die Jubiläums-Feierlichkeiten am vergangenen Wochenende einen ihrer Höhepunkte. Die Entstehungsgeschichte Neustadts in dem Musical noch einmal lebendig werden zu lassen, um die damaligen Ereignisse nachempfinden zu können, war die Absicht von Neustädterin Christiane Krapp. Sie hat den Text und die Musik dazu geschrieben und auch Regie geführt.
Vor vielen tausend Jahren suchten die Menschen nach einem Platz, wo sie leben konnten. So kamen sie auch in die Gegend von Neustadt und siedelten sich hier mit ihren Familien an. Hier wie überall lauerten Gefahren dadurch, dass fremde Herrscher immer mehr Ländereien in Besitz nahmen. Sie zogen mit ihren Truppen durchs Land und überfielen die kleinen Siedlungen.
Doch die Menschen wollten endlich in Ruhe und Frieden leben. Es war der Landgraf Ludwig II. von Ziegenhain (Günter Felgenhauser), der deshalb und zur Sicherung seiner Machtansprüche hier eine neue Stadt errichtete. Nach einigen Jahren verkaufte er die Stadt Nova Civitas an andere Besitzer. Es waren Landesfürsten und Oberhäupter der Kirche darunter, gegenüber denen die Bewohner immer wieder Treue und Ergebenheit geloben und Abgaben leisten mussten. Als ungefähr 200 Jahre später wieder ein neuer Besitzer Herr der Stadt werden sollte, verweigerten die Neustädter ihm die Treue. Darüber war der neue Stadtherr Landgraf Heinrich der III von Oberhessen (Michael Lotz) so erbost, dass er seinen Soldaten befahl, die Stadt zu belagern. Die Bürgerinnen und Bürger drohten zu verhungern und die Stadt schien am Ende zu sein. Trotzdem gaben sie ihren Widerstand nicht auf.
Junker Hans im Mittelpunkt
Junker Hans von Dörnberg (Christian Drescher) war damals der Hofmeister des Grafen und sehr geschickt in Finanzverwaltung und Diplomatie. Er handelte den Zeilsheimer Friedensvertrag aus und wurde allmählich als Pfandherr von Neustadt zu einem der wichtigsten Männer in Hessen. In den kommenden 25 Jahren verbesserte sich das Leben in Neustadt und erlebte seine Blütezeit. Dennoch war auch Junker Hans an der Vermehrung seines Besitzes und seiner Macht interessiert. Die Leute glaubten sogar, dass er mit dem Teufel im Bunde sei, weil er immer reicher wurde. Als Landgraf Heinrich III verstarb, wurde Junker Hans aus seinen Diensten entlassen. Er sollte sogar dafür, dass er zuerst für seinen eigenen Reichtum gesorgt und andere dabei betrogen hatte, vor Gericht gestellt werden. Doch bevor der Prozess stattfand, verstarb Junker Hans von Dörnberg im Jahr 1506. Die Neustädter blieben weiter unter der Pfandherrschaft der Herren von Dörnberg, aus der sie sich nach 50 Jahren mit der Entrichtung von 6 702 Gulden befreiten.
Der von Junker Hans in Auftrag gegebene Turm ist der Stadt als Wahrzeichen und historisches Baudenkmal erhalten geblieben. Er ist nach ihm benannt und ist der größte Fachwerkrundbau der Welt.
Mit rund 60 Laienschauspielerinnen und Schauspielern wurde das Singspiel von Christiane Krapp auf die Bühne gebracht. Es war so konzipiert, dass es von Laien gut dargestellt werden konnte. Lediglich auf den Darsteller Junker Hans und die Geschichtsschreiber (Mechthild Lotz und Anette Witt) kam mehr Arbeit zu, weil sie quasi die Handlung erzählten.
Die musikalischen Elemente des Orchesters „Flötentöne Neustadt“ denen Krapp angehört, entstanden teilweise auf der Grundlage von mittelalterlichen Klängen, Tänzen und Gesängen. Das Projekt konnte nur gelingen, weil viele fleißige Hände hinter den Kulissen mitgearbeitet hatten und dabei von der Stadt Neustadt unterstützt wurden.