Feuerwehr bekommt ein Stück Festplatz

Stadt Neustadt fällt Entscheidung über neuen Gerätehaus-Standort / Baubeginn wohl im Jahr 2027
Von Michael Rinde
Neustadt.
Es ist entschieden. Neustadt bekommt ein neues Feuerwehrgerätehaus und zwar auf einem Teil des Kirmesplatzes an der Lehmkaute. Beides soll nebeneinander existieren können, Kirmes und Feuerwehrbetrieb. Baubeginn wäre nach jetzigem Planungsstand wohl im Jahr 2027, die Bauzeit läge bei rund zwei Jahren. Neustadt erwartet Kosten von rund fünf Millionen Euro für das neue Gebäude.
Für viele Städte und Gemeinden sind die Zustände in ihren Feuerwehrgerätehäusern ein großes Thema, spätestens seit 2022 die Unfallkasse Hessen, der Technische Prüfdienst und die Brandschutzaufsicht vor Ort waren und ihre Mängellisten und Beanstandungen zusammengestellt haben. Klar ist, dass es bei vielen Gebäuden gravierende Probleme gibt.

Auch in der Neustädter Kernstadt gilt das. Einige Beispiele: Es gibt auch dort keine „Schwarz-Weiß-Trennung“, Feuerwehrleute können ihre Privatkleidung nicht sauber von nach Einsätzen belasteter Dienstkleidung trennen. In der Fahrzeughalle gibt es keine Lüftungsanlage, es gibt keine Duschen und Umkleiden für Feuerwehr-Frauen und überhaupt gibt es mittlerweile überall Platzmangel. Aktuell hat die Wehr fünf Fahrzeuge, aber nur vier Stellplätze. Der Neubau erhält fünf Fahrzeughallen.

Hinzu kommt, dass die Zahl der Parkplätze für die Feuerwehrleute, die zum Einsatz anrücken, nicht ausreichen. „Da geht es bei der Anfahrt und der Abfahrt von Einsatzfahrzeugen eng zu“, sagt Stadtbrandinspektor Frank Bielert.

Auch Kreisbrandinspektor Lars Schäfer sieht den Handlungsbedarf am Standort Lehmkaute angesichts der Defizite. Natürlich ließe sich einiges provisorisch beheben, für geschätzt rund 250.000 Euro. Doch der Platzmangel innen und der Parkplatzbedarf draußen blieben und in einigen Jahren, spätestens 2030, wäre die Zeit des jetzigen Gerätehauses wohl endgültig abgelaufen aus Sicht des Technischen Prüfdienstes. Darum hätte sich diese Lösung für die Stadt kaum gelohnt.

Hartplatz scheidet aus

Bis klar war, wo der Neubau entstehen könnte, gab es eine Vielzahl von Gesprächen auf der Suche nach einer gemeinsamen Lösung. Politisch stand der frühere Hartplatz der Bundeswehr, den die Stadt übernehmen konnte, eigentlich hoch im Kurs. Dort soll auch der neue Kindergarten Neustadts entstehen, an dessen Bau die Stadt ebenso wenig vorbeikommt. Allerdings zeigte sich beim Feuerwehr-Standort Hartplatz ein Hilfsfristen-Problem für Einsätze der Kernstadtwehr in Speckswinkel.

Also fiel der Blick auf den Festplatz. Dort drohte allerdings ein Konflikt wegen der Trinitatis-Kirmes. In Gesprächen mit Planern, Schaustellern, vor allem aber Feuerwehr und Kreisbrandinspektor ist jetzt eine Lösung gefunden worden, bei der beides möglich ist: Neubau und Kirmesbetrieb. Laut den Schaustellern ließen sich immer noch drei große Fahrgeschäfte, ein Autoscooter, das Festzelt und bis zu 13 Buden unterbringen. Obwohl der Festplatz um etwa ein Drittel seiner Fläche schrumpfen wird wegen der 3.500 Quadratmeter großen Neubaufläche.

Feuerwehr-Führung, Stadtspitze und Politik sind sich einig darüber, dass sie diesen Weg gemeinsam gehen wollen. Darum macht es für Bürgermeister Groll auch mehr als Sinn, dass frühzeitig mit dem Prozess begonnen wurde. „Jetzt werden wir in Ruhe die Fördermöglichkeiten und das Verfahren dafür prüfen und anfassen“, sagt er. Auch Neustadts Wehrführer Rüdiger Wickel ist zufrieden. Er unterstreicht, wie motiviert die Neustädter Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner sind. Mit 55 Aktiven, darunter 27 mit der Befähigung, Atemschutzgeräte zu tragen im Einsatz, sei die Wehr gut aufgestellt. „Und bei jedem Übungsdienst montags sind bis zu 30 Aktive immer dabei“, freut sich Wickel.

Kampf um Fördergeld

Stadtbrandinspektor Bielert ist ebenfalls von der gefundenen Lösung überzeugt. Niemand wolle dabei der Kirmes schaden oder sie gar verdrängen, betont auch er. Für den Zeitraum von einer Woche im Jahr werde man dann auch Lösungen finden können.

Bleibt die Förderung. Die fällt mit 30 Prozent der förderfähigen Kosten nicht gerade üppig aus. Das wiederum lässt Neustadts Bürgermeister den Kamm schwellen. „Für manches Umweltprojekt gibt es bis zu 95 Prozent, nicht aber beim so elementaren Brandschutz“, schimpft Groll, wissend, dass auch nicht jedes Bundesland Zuschüsse für diese kommunale Aufgabe zahlt.