Stadt und bsj freuen sich über den Erfolg des Begegnungstreffs und der Selbsthilfewerkstatt
Seit genau einem Jahr gibt es in Neustadt den Begegnungstreff für Flüchtlinge. Am Tag der offenen Tür zogen Mitarbeiter und der Bürgermeister eine gute Zwischenbilanz.
von Yanik Schick
Neustadt. Der Syrer Hussein Salah Al Haj lebt seit knapp einem Jahr in Deutschland. Fast täglich kommt er seitdem in den Begegnungstreff in der Marktstraße. Dort kann er Deutsch lernen, Bekannte treffen, Freizeitangebote wahrnehmen. Das Wichtigste, so erzählt er, sei allerdings die Beratung durch die Mitarbeiter bei bürokratischen Angelegenheiten: „Manchmal bekommen wir schwierige Briefe. Dann helfen sie uns.“
Seit genau einem Jahr gibt es den Begegnungstreff, der durch Landesmittel finanziert und von der Kommune in Partnerschaft mit dem Verein „bsj“ betrieben wird. „Es war ein komplett neues Projekt für uns. Keiner wusste am Anfang genau, was passieren würde“, erinnert sich Annika Schlüter, eine von drei bsj- Mitarbeitern in Neustadt. In dem ehemaligen Ladenlokal bekommen Flüchtlinge vor allem Beratung sowie die Möglichkeit, in Kontakt mit Neustädtern zu
treten und so in das Gemeindeleben integriert zu werden.
„Die Nachfrage ist immens“, erzählt Schlüters Kollege Martin Methfessel: „Das ist schön, aber wir können es nicht in unendlichem Umfang leisten.“ Beratungszeiten mussten aufgrund des hohen Hilfsbedarfs bereits verkürzt werden. Wie Schlüter berichtet, hätten in den Wochen nach der Eröffnung des Begegnungstreffs viele Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung das Angebot wahrgenommen, inzwischen seien es vorrangig Einzelpersonen oder Familien, die anderweitig in der Stadt untergebracht sind. Zehn ehrenamtliche Personen unterstützen den bsj, der aber weiterhin engagierte Helfer sucht.
Kontakt hilft gegen Vorurteile
Das erste Jahr sei „ein Erfolg“ gewesen, findet Bürgermeister Thomas Groll. „Die Arbeit trägt einen großen Anteil daran, dass wir vor Ort die Herausforderung der Unterbringung und beginnenden Integration von Flüchtlingen bisher gut gemeistert haben.“ Methfessel sieht das ähnlich: „Wenn die Einheimischen die Flüchtlinge kennen, kann eine latente Fremdenfeindlichkeit abgebaut werden.“ Außerdem könne in das Leben der Geflüchteten durch den Begegnungstreff eine wichtige Struktur gebracht werden. „Wenn kein Angebot für die Menschen da ist, ist auch ihre Lebenssituation unbefriedigend“, sagt er.
Seit gut einem halben Jahr gibt es zusätzlich zum Begegnungstreff in der Marktstraße eine „Selbsthilfewerkstatt“, in der die Flüchtlinge Fahrräder reparieren oder an Nähkursen teilnehmen können. Schlüter möchte in naher Zukunft – wie schon im vergangenen Jahr – mit den Menschen einen Gemüsegarten anlegen. Weitere Projekte sind in der Ausarbeitung. Die Förderung des Landes für den Begegnungstreff, so Methfessel, sei zunächst für maximal drei Jahre angelegt. „Für die Zeit danach gibt es das eine oder andere Gedankenspiel, die Zukunft ist aber noch nebulös.“
Für Groll ist klar: „Die Arbeit muss über 2018 hinaus fortgeführt werden. Ich setze darauf, dass uns das Land auch zukünftig in diesem Bereich unterstütz.“