80 Bürger waren in Berlin, um Medaille für Erfolg beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ abzuholen
Neun Dörfer hatten im vergangenen Jahr beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ Gold geholt. Besonders stachen während der Preisverleihung jedoch die Mengsberger heraus.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. Grüne Woche -grüne Polohemden. Eigentlich farblich angepasst, sorgten die Mengsberger in Berlin dennoch für einen Farbtupfer. „Alle Golddörfer waren vertreten -doch niemand stach so ins Auge, wie wir“, freut sich Ortsvorsteher Karlheinz Kurz über ein gelungenes verlängertes Wochenende.
Vier seiner Mitbürgerinnen hatten bereits drei Tage lang am Stand des Landes Hessen die Gäste mit der Schwärmer Spezialität „Platz“ verwöhnt, viel Arbeit aber auch viel Spaß gehabt, wie Kurz berichtet. Am Donnerstag stießen dann 80 weitere Mengsberger dazu und genossen die „goldenen“ Tage.
Höhepunkt war der Freitag, als sie ihre Goldmedaille während eines Dorffestes im „Internationalen Congress Centrum“ abholten. „Der Wettbewerb ist eine der größten Bürgerinitiativen Europas. Unsere Dörfer sind das Herz und die Seele des ländlichen Raums“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Dr. Hans-Peter Friedrich, dessen Ministerium den Zukunfts-Wettbewerb ausrichtet. Für lebenswerte ländliche Räume brauche es Dörfer mit Zukunftsperspektiven – für Familien und Betriebe, für junge wie für ältere Menschen. Dafür müssten Bürger, Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen, betonte er – zählte also Voraussetzungen auf, die in Mengsberg alle gegeben sind.
Nach der Preisverleihung feierten rund 2 500 Bürger aus Siegerdörfern eine riesige Party. „So viele Büfetts habe ich noch nie gesehen. Das Essen war klasse und die Stimmung sagenhaft“, betonte Kurz und freute sich über eine Aussage, von Michael Pelzer, dem Vorsitzenden der Bundeskommission, die im Sommer des vergangenen Jahres Mengsberg aufgesucht und bewertet hatte: „Er hielt eine beeindruckende Rede, bei der es mir eiskalt den Rücken runterlief. Später sagte er mir im persönlichen Gespräch, dass er Mengsberg noch haargenau in Erinnerung habe. Er war beeindruckt von uns und unserer Infrastruktur und will uns zum Europawettbewerb einen Besuch abstatten.“
Apropos Besuch: Die Mengsberger erwarten Dank eines Interviews am Stand des Landes Hessen Besuch aus Ueberau. Während eines Interviews hatten Kurz und ein Vertreter des zweiten hessischen Golddorfs diverse Fragen beantwortet und Themen beackert. Die Ueberauer hätten eine alten Backofen wiederentdeckt, den sie reaktivieren wollen, berichtet Kurz und ergänzt: „Da sind wir ja schon viel weiter. Damit eine Delegation aus Ueberau sich davon ein Bild machen kann, habe ich sie für September zu unserem Backhausfest eingeladen.“
Ebenfalls im September gehen aber auch die Mengsberger wieder auf Reisen: Der Schweizer Dorf Vals hat als Sieger des vergangenen Europawettbewerbes alle Teilnehmer dieses Jahres zu einer großen Feier geladen.
„Strolche“ wahren Geheimnis
Ob’s dort jedoch so viel zu erleben gibt wie in Berlin, darf bezweifelt werden: Die Mengsberger – und drei Bürger von Speckswinkel, das in diesem Jahr am Regionalentscheid von „Unser Dorf hat Zukunft“ teilnimmt – ließen sich durch die Hauptstadt führen, besuchten das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds, das Schloss Sanssouci und vieles mehr. Fast wie in der Heimat war es derweil „Unter den Linden“: Ist der Lindenplatz in Mengsberg jedoch eher zum Entspannen und Feiern geeignet, so bietet die Prachtstraße in Berlin hervorragende Einkaufsmöglichkeiten.
Eine Überraschung hatten die Mengsberger dann noch für Sonntagabend vorbereitet: Mit einem großen Fest nahmen die Daheimgebliebenen die Reisenden in Empfang, begutachteten die Goldmedaille und ließen ihren sichtlich gerührten Ortsvorsteher hochleben: „Ich hatte ja keine Ahnung. Diese Strolche wussten alle Bescheid – und keiner redete auf der Rückfahrt mit mir. Ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht – aber sie wollten einfach das Risiko umgehen, etwas zu verraten.“