Groll grollt über fehlenden Fördertopf-Zugang

Stadt Neustadt konnte bisher keine Unterstützung für den Kita-Anbau beantragen
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Das Richtfest ist bereits gefeiert – aber die endgültige Finanzierung der Erweiterung der Kindertagesstätte „Regenbogen“ ist noch offen. Rund 500 000 Euro kostet das Projekt, durch das eine sechste Gruppe (die derzeit in der ehemaligen Bibliothek untergebracht ist) realisiert wird. „Hier würden uns wohl 250 000 Euro an Förderung zustehen“, sagt Bürgermeister Thomas Groll. Problem sei jedoch, dass die Stadt beim Land noch nicht den entsprechenden Förderantrag stellen konnte – weil die entsprechenden Formulare nicht vorliegen. „Seit über einem Jahr warten wir auf die neuen Richtlinien. Ich kann das nicht verstehen“, ärgert sich der Rathauschef.

Er wolle damit keinesfalls die Hand beißen, die ihn immer wieder mit Fördermitteln füttert: „Mir ist einfach unverständlich, warum das Land hier nicht schneller vorankommt. Das muss man nach einem Jahr Wartezeit auch mal sagen dürfen.“ Die finanzielle Unterstützung aus der „Kinderbetreuungsfinanzierung“ sei schon eingeplant, berichtet er und hat immerhin eine gute Nachricht: Es sei glücklicherweise nicht förderschädlich, dass mit der Umsetzung des Projektes bereits begonnen wurde.

Vor allem mittelfristig muss sich die Stadt weiterhin mit dem Ausbau der Kinderbetreuung beschäftigen. Alles deute darauf hin, dass bald in der Kernstadt eine weitere Kita eingerichtet werden muss, um die Bedarfe abzudecken. Und dann sei wahrscheinlich noch von größeren Summen die Rede. „Wir sind uns doch alle darin einig, dass die Betreuung von Kindern sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Die Kommunen können diese Aufgabe nicht alleine stemmen. In der Vergangenheit ging es hier mit Beantragung und Bewilligung von Fördermitteln durchaus zügig, seit über einem Jahr ist hier aber der Wurm drin. Der Landkreis unterstützt uns nach Kräften, aber ,von oben’ bedarf es mehr Drive“, so der Bürgermeister, der ergänzt, dass Kinderbetreuung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei.

Neustadt sei eine finanzschwache Kommune und könne das Schaffen von Räumlichkeiten nicht „aus der Portokasse“ finanzieren. „Wir sind daher auf zeitnahe Hilfe von Bund und Land angewiesen“, sagt er und fragt, warum die Kinderbetreuung überhaupt Sache der Kommunen sei – um Schule würden sich schließlich Kreis und Land und um die Universitäten das Land kümmern. „Warum stehen wir bei den Kitas also alleine da?“

Eine Alternative zur Schaffung neuer Räumlichkeiten wäre es angesichts der steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder unter zwei Jahren übrigens, wenn sich vor Ort mehr Tagesmütter finden. Im Dezember hat die Stadtverordnetenversammlung eine entsprechende Förderrichtlinie fortgeschrieben, die neue Tagesmütter in den ersten beiden Jahren finanziell unterstützt. Ansprechpartner dafür ist Marianne Dippel, Telefon 0 66 92 / 89 18. Ein bisschen Grund zur Freude gab es aber doch: Ende Dezember wurden 32 000 Euro für die Anschaffung eines Bauwagens für den Waldkindergarten bewilligt – Mittel, die Neustadt im Juli 2020 beantragt hatte, und die der Hälfte der Anschaffungskosten entsprechen.