Planungsbüro hat einige Vorschläge für Umgestaltung entwickelt und erstellt nun eine Machbarkeitsstudie
Was einst eine der feuchtesten Stellen Neustadts war, ist heute der beliebte Bürgerpark im Herzen der Stadt. Und die „grüne Lunge“ soll noch schöner werden.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Stadt Stadtallendorf hat’s vorgemacht, die Stadt Neustadt will nachziehen: Im Jahr 2009 gestalteten die Stadtallendorfer den Heinz-Lang- Park um und machten aus ihm einen beliebten Treff- und Veranstaltungsort, in dem sich die Bürger gerne entspannen. Es war ein zentrales Projekt des Förderprogramms „Soziale Stadt“ – in dem auch die Neustädter untergekommen sind. Nun plant auch Neustadt, ihrem Park eine Generalüberholung zu verpassen – ebenfalls über die „Soziale Stadt“, aber auch den Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“. Die Förderquote beträgt 75 beziehungsweise 90 Prozent, das Projekt ist also ein weiteres Schnäppchen und es wundert kaum, dass Neustadt über eine Investition zwischen 500 000 und 600 000 Euro nachdenkt.
Und das ist auch gut so, denn seit vielen Jahren engagiert sich ein Förderverein für Neustadts „grüne Lunge“, der aber nie und nimmer Beträge in dieser Höhe in die Anlage stecken könnte. „Seine Mitglieder haben sich große Verdienste erworben und viele Investitionen getätigt“, lobt Bürgermeister Thomas Groll und nennt den Pavillon, zahlreiche Blumenbeete, den Kleinkinder- und den mit Unterstützung der Familie Holland-Letz gebauten Seniorenspielplatz als Beispiele: „Außerdem haben sie den Park gemeinsam mit der Stadt mit Leben gefüllt.“
Allerdings gebe es die ein oder andere Stelle, die dringend eine Überarbeitung benötigt, erklärt der Rathauschef. Der Magistrat bemühte zunächst den „Blick von außen“ und ließ die Landschaftsarchitektinnen Martina Umathum und Babette Holtmann vom Büro akp aus Kassel gemeinsam mit Städteplanerin Heike Brandt erste Vorschläge für Veränderungen entwickeln. Diese stellten sie während eines Planungsworkshops einigen Neustädtern vor, die wiederum ihre Ideen als „Experten vor Ort“ einbringen sollten: „So bringen wir den Blick von außen und die Erfahrungen von innen zusammen – was das Optimum ergeben sollte“, sagt Groll. Die Frauen sollen nun eine Machbarkeitsstudie entwickeln.
Zunächst haben sie den Park in drei Abschnitte untergliedert: den „Aktivitätsbereich“ mit Spielplätzen, Teich und Pavillon, den von Grünflächen geprägten „Landschaftspark“ und den „ökologisch wertvollen Bereich“ rund um die Wiera. Die Landschaftsarchitektinnen würden den „Aktivitätsbereich“ gerne so umgestalten, dass er runder und zusammengehörend wirkt – dies sei bisher nicht der Fall. Zudem schlugen sie vor, eine „Spiellagune“ am Teich einzurichten, damit Besucher mit Wasser spielen und es „erleben“ können. In diesem Zusammenhang regten sie an, den Teich an sich auch attraktiver zu gestalten. Zum einen möchten sie vor allem an der die Wasserfläche begrenzenden Mauer Bewuchs entfernen und eine kleine „Aussichtsplattform“ einrichten. Für die gegenüberliegende Seite planen sie einen Steg, um sozusagen überm Wasser stehen zu können. Außerdem regten sie an, die Bänke am Teich auf der Seite der Innenstadt etwas freizulegen und diesen Parkteil besser einsehbar zu machen, da er aus Gründen der Unübersichtlichkeit nur wenig genutzt wird. Das passt auch zum Vorschlag Hohmanns, „Sichtachsen“ im Park zu betonen und an der ein oder anderen Stelle die Begrünung etwas auszudünnen.
Im „ökologisch wertvollen Bereich“ ist die Brücke sanierungsbedürftig, zudem gibt es die Überlegung, das Wehr zurückzubauen. „Sinnvoll wäre das schon, aber wir müssen schauen, was das alles kostet“, kommentiert Groll und stellt heraus, sich noch mit der unteren Wasserbehörde auseinandersetzen zu wollen. Auch dort hält er es für sinnvoll, eventuell
den ein oder anderen Baum zu entfernen: „Natürlich nicht ohne Sinn und Verstand. Wir würden uns natürlich mit der unteren Naturschutzbehörde abstimmen.“
In Sachen „Wege“ habe Clemens Zinser einen sinnvollen Vorschlag gemacht, berichtet Groll. Der Bürger schlug vor, den Weg vom Seniorenheim „Wiesenhof ‘ in den Park zu pflastern und einen weiteren Weg zu befestigen. Groll sprach sich indes dagegen aus, den Weg von der Sparkasse bis in die Mühlenstraße zu pflastern, da die wassergebundene Decke in ordentlichem Zustand sei und kein Handlungsbedarf bestehe – trotz des hohen Fördersatzes gelte es schließlich immer noch, alle Projekte auf ihre Notwendigkeit zu hinterfragen. Der Bürgermeister lehnte aus demselben Grund auch den Vorschlag der Landschaftsplanerinnen ab, den Mauerrundweg zu befestigen.
Ein Thema war auch die Vielzahl von Sitzgelegenheiten im Park. Die Planerinnen würden auf weniger, aber dafür größere Sitzgruppen mit Tischen setzen. Dies würde die Kommunikation fördern – wobei einige Neustädter einwarfen, dass die Menschen beim Besuch des Parks bestimmt lieber ihre Ruhe haben würden. Das Thema bleibt ebenso in der Diskussion wie Zinsers Vorschlag, eine öffentliche Toilette einzurichten. „Sie würde zu Vandalismus verleiten“, befürchtet Groll.
Diskussionen gibt es auch um die Idee, Obstbäume zu pflanzen und :Kräuterbeete anzulegen. Die Planerinnen schlugen den Bereich entlang des Radweges vor – allerdings stieß der Standort eher auf Ablehnung. Die Neustädter entgegneten, es sei sinnvoller, die Pflanzungen in der Nähe des neu zu bauenden Hauses der Begegnung vorzunehmen, damit die Besucher des künftig dazugehörigen Familien- und Generationenzentrums darauf zurückgreifen können. Nicole Zinkowski vom Familienzentrum und Annika Schlüter von der Gemeinwesenarbeit regten in diesem Zusammenhang gar einen Bürgergarten an. Heike Brandt schlug noch vor, über „Kunst im Park“ nachzudenken.
Geplant ist, dass die Machbarkeitsstudie im Oktober oder November vorliegt. Dann will die Stadt sie öffentlich vorstellen. Die Stadt hat beim Land förderfähige Gesamtkosten von bisher 580 000 Euro angemeldet, die Entscheidung darüber fällt in Wiesbaden wahrscheinlich im Herbst. Die Neustrukturierung des Parks ist daher ab 2019 geplant.