Nadine Krapp bietet an jedem ersten Mittwoch im Monat in Neustadt einen Trauertreff an
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Alle Menschen trauern – aber eben unterschiedlich. Und das ist auch gut so. Es gibt dabei kein richtig und kein falsch“, betont Nadine Krapp. Gleichzeitig stellt die Neustädterin heraus, dass dies das Trauern beziehungsweise den Umgang mit der Trauer im Kreise von Familien und Freunden schwieriger macht: „Oftmals verstehen sich die Menschen dabei nicht. Jeder verändert sich durch den Verlust eines anderen, aber eben individuell.“
Aus diesem Grund sei es wichtig, den Menschen einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sein können, wie sie wollen – und aus dem auch nichts herausgetragen wird. „Auf neutralem Boden kann man seinen Gefühlen viel besser freien Lauf lassen – und unterdrückt sie auch nicht“, fügt Eva Hartmann hinzu, die in Neustadt die kommunale Leitstelle „Älterwerden“ betreut und sich als Koordinationskraft in der Bürgerhilfe einbringt. „Zuhause muss man sich noch dazu um den Alltag kümmern und nimmt sich dadurch auch keine Auszeit, um zu trauern“, ergänzt Nicole Zinkowski, die Leiterin des Familienzentrums.
Ziel: Offener über die Trauer sprechen
Aus diesen Gründen wollten Zinkowski und Hartmann einen Trauertreff auf den Weg bringen. Noch dazu sei im Angehörigen- und Beratungstreff – in dem es eigentlich um Demenz und Angehörigenberatung geht – eines Tages das Thema Trauer aufs Tableau gekommen. Auf einmal hätten alle Teilnehmenden von Verstorbenen erzählt und geweint. „Das ließ sich nicht auffangen“, erinnert sich Zinkowski. Und somit sei endgültig klar gewesen, dass Neustadt einen gesonderten Trauertreff benötige. „Man kann ja in solchen Situationen nicht einfach sagen, dass dies nicht hierhin gehört und das Gespräch abgebrochen werden muss“, fügt Hartmann hinzu.
Deshalb machten sich die beiden Frauen auf die Suche nach jemandem, der ein solches Angebot machen würde. Fündig wurden sie in Nadine Krapp, die sofort Bereitschaft bekundete und kurz danach ihre Ausbildung zur Trauerbegleiterin im Ehrenamt begann. Sie habe sich schon immer für die Thematik interessiert, erklärt die Neustädterin. Ein Grund seien die privaten Erfahrungen im Umgang mit dem Tod. Ein anderer aber, dass Tod und Trauer zum Leben dazugehören. „Aber oftmals wird nicht darüber gesprochen und das Thema ausgeklammert. Viele sind unsicher und voreingenommen im Gespräch mit Menschen, die einen Verlust erfahren haben“, sagt sie: „Ich finde, es muss mehr Aufmerksamkeit bekommen – und es muss offener darüber gesprochen werden.“ Niemanden sei zum Beispiel mit abgedroschenen Floskeln geholfen: „Es bringt viel mehr, so natürlich wie möglich über den Tod zu sprechen und dabei ganz offen zu sagen, was man empfindet.“
Der Trauertreff „Tränentrost“ richtet sich insbesondere an Menschen, die enge Freunde oder Angehörige verloren haben – aber auch an alle, die sich mit Tod und Trauer auseinandersetzen wollen. Die Treffen finden im Familienzentrum im Kultur- und Bürgerzentrum statt. Ein zentraler Aspekt ist: Nichts, was in diesem geschützten Raum gesagt wird, verlässt diesen. Ziel ist, dass sich die Teilnehmenden mit der Trauer auseinandersetzen und sich mit anderen Betroffenen austauschen.
Unterstützung bekommt Nadine Krapp beim Trauertreff durch Andrea Sollorz und Hiltrud Kempe von der Bürgerhilfe. Die Veranstaltung findet an jedem ersten Mittwoch im Monat ab 17 Uhr im Familienzentrum statt und ist offen für alle Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Ausrichter sind das Familienzentrum und die kommunale Leitstelle Älterwerden.
Weitere Informationen und Anmeldung (gerade in Pandemiezeiten zwingend erforderlich) bei: Nicole Zinkowski, Telefon 0 66 92 / 20 44 44 10, E-Mail zinkowski@neustadt-hessen.de; oder bei Eva Hartmann, 01 72 / 4 00 81 39, E-Mail leitstelleaelterwerden@neustadt-hessen.de