Lob für Banzer, Kritik an Wolff

Neustadts Bürgermeister setzt nach Schulentscheidung auf Solidarität der Eltern
Neustadt. Mit großer Erleichterung hat auch die Stadt die Wiesbadener Entscheidung aufgenommen, der Neustädter Gesamtschule einen Schulformwechsel zu erlauben.
von Michael Rinde
Am Dienstagnachmittag ging die Nachricht in der Kreisverwaltung ein, dass die Neustädter Gesamtschule ab nächstem Schuljahr von einer kooperati-. ven zu einer integrierten werden darf. Diese Nachricht bekam Schuldezernent Dr. Karsten McGovern aus dem Kultusministerium (die OP berichtete gestern).
Damit ist ein seit November 2005 geführter Kampf zwischen dem Kreis, der Schulgemeinde und der Stadt Neustadt an der Spitze beendet. Von Anfang an stand dabei das Ziel im Vordergrund, in der Junker-Hansen-Stadt ein vollwertiges Bildungsangebot zu erhalten.
Für Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) ist die Nachricht aus dem Kultusministerium „hocherfreulich“. Denn damit ist sichergestellt, dass in Neustadt ab Mitte 2009 ein sehr umfangreiches Bildungsangebot bereitsteht – wonach es lange Zeit nicht mehr aussah. Ab Januar plant die Stadt ihrerseits ein neues Hortangebot für die ersten beiden Klassen, außerdem wird die Betreuung der Kinder unter drei Jahren ausgebaut.
Bei den Auseinandersetzungen mit dem hessischen Kultusministerium hatten sich auch Eltern und Schüler der Gesamtschule engagiert, bis hin zu einer Demonstration, erfolglos. Bis zu diesem Frühjahr blieb das Ministerium beim Nein zur Umwandlung. Zwei Schuljahre lang musste Neustadts Gesamtschule auf ein Gymnasialangebot für neu eingeschulte Kinder ganz verzichten.
Groll lobte gestern den hessischen Kultusminister Jürgen Banzer und übte deutliche Kritik an dessen Vorgängerin Karin Wolff (beide CDU). „Mit Banzer ist ein frischer Wind in das Ministerium eingezogen. Er ist Pragmatiker. Karin Wolff hatte offensichtlich ideologische Hemmungen, für die ich wenig Verständnis habe“, sagte Groll gegenüber der OP. Das habe in der Schule zu zwei Jahrgängen ohne Gymnasialzweig geführt.
Bürgermeister Groll setzt nach der positiven Entscheidung jetzt allerdings darauf, dass Neustädter Eltern ihre Kinder auch an der Gesamtschule anmelden. „Die Stadt wird für die Schule werben, wo immer das möglich ist“, betont Groll.
Bei der früheren Entscheidung des Kultusministeriums, der Neustädter Gesamtschule den Gymnasialzweig zu nehmen, hatten zu geringe Schülerzahlen den Ausschlag gegeben.