Coworking-Space in Neustadt ist jetzt nutzbar / Erster Mieter nimmt Arbeit auf
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Ein modernes Konzept im traditionsreichen Gebäude – die Stadt Neustadt geht in ihrem historischen Rathaus einen für sie komplett neuen Weg: Mit finanzieller Unterstützung aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ hat sie im Obergeschoss des geschichtsträchtigen Gebäudes einen sogenannten Coworking-Space eingerichtet. Mit Unterstützung von Expertinnen und Experten hat sie dort in mehreren Büros insgesamt zehn Arbeitsplätze eingerichtet – ergänzt durch einen Besprechungsraum unter anderem mit Flatscreen und Kamerasystem, eine „Meeting-Ecke“ sowie eine Teeküche. Betreut wird die Neuerung von „Space-Managerin“ Astrid Walton.
Ab Montag, 16. Januar, ist dort dann auch Betrieb. Erster Mieter ist das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft – das nach Marburg und Stadtallendorf dort seinen dritten Standort im Landkreis Marburg-Biedenkopf einrichtet. Dessen Aufgabe ist es, wie Julius Trümper erläutert, sozial benachteiligte Familien zu fördern und sie in die Lage zu bringen, Probleme zu lösen und Jobs zu finden. Es sei wichtig, dieses Angebot an einem möglichst zentralen Ort zu machen – an dem die Hemmschwelle niedrig ist und es ein Wohlfühl-Ambiente gibt. „Das ist hier vorhanden. Gleichzeitig können wir aber auch sicherstellen, dass die Privatsphäre gewahrt wird“, stellt der Neustädter heraus. Der neue Coworking-Space sei ein attraktives Angebot: „Frisch und neu, aber mit historischem Charme.“
Das Bildungswerk hat einen gesamten Büroraum angemietet, der nun – mit dem Start – noch etwas gemütlicher gestaltet werden soll. Geplant ist, dass dort zwei Mitarbeitende tätig sind – angedacht ist aber auch, dass dieses Angebot auf vier Mitarbeitende ausgeweitet wird. Außerdem ist vorgesehen, auch digital tätig zu sein – die notwendigen Voraussetzungen dafür bietet der neue Coworking-Space.
Schwalmstadt macht gute Erfahrung mit Angebot
Im benachbarten Schwalmstadt gibt es seit vier Jahren einen Coworking-Space – ebenfalls zentral gelegen, aber von der Aufteilung her mit fünf Büros und insgesamt elf Arbeitsplätzen und einem Meetingraum etwas kleinteiliger als in Neustadt. „Das wird gut angenommen“, freut sich Projektleiter Michael Seeger. Vermehrt würden die Arbeitsplätze zwar von Dauermietern genutzt. Aber es gebe auch Menschen, die sie eben nur für einige Tage oder gar Stunden in Anspruch nehmen. So komme es immer wieder vor, dass Menschen, die mit dem Zug unterwegs seien und in Schwalmstadt Zwischenstopp machten, für zwei oder drei Stunden den Coworking-Space nutzten. „Es interessiert mich sehr, was unsere Nachbarstadt Neustadt nun anbietet“, sagt Seeger, stellt aber auch heraus: „Ich sehe das neue Angebot nicht als Konkurrenz: Viel eher sollten wir nach Synergien schauen.“
Dem pflichtet auch Groll bei, der aber auch darauf verweist, dass die Stadt Neustadt zahlreiche Gebäude in der seit Jahrzehnten als Problemkind angesehenen Marktstraße mit Leben gefüllt habe. „Eine Kommune kann nicht alle Leerstände füllen. Aber sie kann vorangehen und Ideen entwickeln – damit die Menschen wieder hier einkaufen, arbeiten und leben können, aber auch ihre Freizeit verbringen und Kultur erleben.“ Passend dazu sei geplant, ein „Bündnis für die Innenstadt“ zu schmieden, zu dem sich sich Eigentümer und Mieter gesellen sollten – denen dann auch eine aufsuchende Beratung angeboten werden solle.