Neues Leben an der alten Ziegelei

Investoren kaufen brachliegendes Gelände für Neubaugebiet
Von Michael Rinde
Neustadt. Ein historisches Gebäude erinnert daran, was dort einstmals geschah. Der frühere Ziegel-Brennofen von Neustadts Ziegelei ist noch gut sichtbar. Das Haus steht als Einzeldenkmal unter Schutz, bleibt also in jedem Fall erhalten. Um es herum wird es in den nächsten Jahren aber deutlich sichtbare Veränderungen geben – wenn denn alles so läuft wie jetzt geplant.

Von fünf Hektar soll einer bebaut werden

Denn: Das Unternehmen „Salon Süd Immobilien“ hat das rund 50 000 Quadratmeter große Areal vom bisherigen Eigentümer Heinz Schmerer gekauft. Dort entsteht ein Neubaugebiet, allerdings nur auf den erlaubten etwa 10 000 Quadratmetern Fläche. Der übrige Teil darf nicht bebaut werden, es ist Naturschutzgebiet. „Uns reizen besondere Grundstücke in besonderer Lage“, begründet Christian Dietzel von dem Immobilienunternehmen das Interesse. Reizvoll ist aus seiner Sicht das Infrastruktur-Angebot in Neustadt mit Bahnanschluss, künftiger Autobahnanbindung und Glasfaser-Technik im Boden für das schnelle Internet.

Bei der Entwicklung arbeitet das Darmstädter Unternehmen mit dem Architekturbüro Jarosch zusammen, beide haben bereits einige Projekte gemeinsam verwirklicht. Oberstes Ziel für das Neubaugebiet „Alte Ziegelei“ sei ein nachhaltiges Bauen und zugleich ein erschwingliches Bauen. Das ist in diesen Zeiten ein hehres Ziel angesichts von Preisexplosion im Bausektor und der Knappheit von Baumaterialien. Doch Architekt Herbert Jarosch hält es für erreichbar mit entsprechend frühzeitigen Lieferverträgen für die nötigen Materialien.

Nach jetzigem Stand entstünden auf dem Gelände bis zu 15 Neubauten, entweder alleinstehende Gebäude oder Doppelhäuser. Das hänge von der Nachfrage ab, erläutert Christian Dietzel. Momentan geht Architekt Jarosch davon aus, dass die Gebäude in Holzbauweise errichtet werden, die Alternative Massivbauweise prüft er noch.

15 Neubauten sind auf dem Areal geplant

Und wie steht es mit der Erschwinglichkeit der Immobilien? Christian Dietzel nennt einen Kaufpreis von unter
500  000 Euro als Zielvorgabe bei der Kalkulation. Genau rechnen lässt sich das zu diesem noch vergleichsweise frühen Zeitpunkt nicht.

Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) freut das Projekt sehr. Über die Nutzung dieser Flächen habe er gemeinsam mit dem bisherigen Eigentümer Heinz Schmerer und verschiedenen Investoren schon viele Gespräche geführt. Alles habe sich bisher zerschlagen. „Hier bin ich sehr optimistisch, dass das was wird“, unterstreicht Groll. Dazu muss die Stadt zunächst Baurecht schaffen. In seiner Sitzung am 4. Juli soll das Stadtparlament einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan fassen.

Bei günstigem Verlauf erwarten die Beteiligten, dass die Bebauung im Jahr 2024 beginnen könnte. Angesichts der Naturschutzflächen sei ein möglicherweise etwas längeres Bebauungsplan-Verfahren denkbar, erklärt Groll. Allerdings haben sich die Beteiligten schon im Vorfeld mit dem Kreisbauamt über ihre Absichten ausgetauscht, es haben bereits Ortstermine stattgefunden. Heinz Schmerer sieht den Verkauf der Flächen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Dieses Gelände sei sein Leben gewesen, sagt er beim Blick zurück. Wissend, dass er das Gelände aber altersbedingt nicht auf Dauer bewirtschaften kann, habe er aber schon vor einigen Jahren mit der Käufersuche begonnen. Dabei habe es einige Enttäuschungen gegeben, jetzt sei er froh, Käufer gefunden zu haben, die es ernst meinten.

Was geschieht mit der Naturschutzfläche?

Doch was geschieht mit der Naturschutzfläche, die nicht bebaubar wird? Groll und die Investoren haben sich in dem Punkt nicht festgelegt. „Da gibt es sicherlich einige Möglichkeiten“, sagt Groll. Die alte Ziegelei soll in jedem Fall in das Neubaugebiet integriert werden. Möglicherweise wird sie auch ein Anschauungsobjekt. Aber das ist noch offen.