Neustadt hat gleich zwei Dachschäden

Hallenbad in Mengsberg und Saal des Hauses der Begegnung in der Kernstadt bleiben vorerst geschlossen

So langsam müsste sich die Stadt Neustadt daran gewöhnt haben, schlechte Nachrichten zu bekommen. Nun flatterten ihr gleich zwei ins Haus – eine betrifft wieder das derzeit größte Sorgenkind.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Natürlich würde er lieber „gestalten statt verwalten“, antwortete Thomas Groll auf eine Nachfrage dieser Zeitung. Ein Bürgermeister habe aber nicht immer nur Positives zu vermelden, sondern es sei eben auch eine zentrale Aufgabe, negative Botschaften zu vermitteln, Entscheidungen zu treffen und dann zu handeln.

Und diesen Aufgaben muss er sich derzeit stellen, da zwei weitere Hiobsbotschaften der Stadt ins Haus geflattert sind: Zum einen kann sie das Hallenbad in Mengsberg nicht, wie geplant, zum 20. Oktober öffnen; zum anderen muss sie den großen Saal des Hauses der Begegnung vorerst für Veranstaltungen schließen.

Im Hallenbad sind Schäden an den sieben Leimholzbindern, also den Balken der Decke, das Problem. Zwischen den vier Zentimeter dicken Holzlamellen, die zu Balken zusammengeleimt wurden, sind tiefe Risse zu sehen. „Es wurde festgestellt, dass die rechnerische Tragfähigkeit nicht mehr gegeben ist“, betont Bürgermeister Thomas Groll.

Aufgrund der Form der Balken, die für Hallenbäder nichts Ungewöhnliches seien, wie Dr.-Ing. Marc Böttcher betont, wirken Kräfte sowohl nach oben als auch nach unten – was sich auf die Leimung zwischen den Lamellen auswirke. Eigentlich sei

Holz im Gegensatz zu Stahl sehr gut für Hallenbäder geeignet, betont der Experte für Statik, Konstruktion und Bauphysik. Allerdings herrschten in einer solchen Einrichtung sehr unterschiedliche „klimatische Bedingungen“ – sprich: mal ist es in dem Gebäude äußerst trocken, mal extrem feucht. Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach habe nichts mit den Schäden an den Balken zu tun, wirft Thomas Dickhaut, der Leiter des Fachbereichs Bauen, ein.

Geplant ist nun, je 30 Gewindestangen in die sieben Balken einzudrehen. Sie sollen die einzelnen Lamellen zusammenhalten und die Tragfähigkeit wiederherstellen.

Eine akute Gefahr, dass das Dach einbricht, habe nicht bestanden, betont Böttcher. Das Sicherheitsdenken im Bauwesen sei sehr hoch, und in den Berechnungen rund um Eigengewicht oder herrschenden Lasten seien immer Puffer eingebaut, um eventuelle Schwäche abdecken zu können. Nichtsdestotrotz sei ihm das Risiko zu groß, sagt Groll.

Es komme nicht in Frage, die Arbeiten erst nach der Hallenbadsaison auszuführen. „Wir wissen von dem Risiko, also werden wir auch handeln“, kommentiert er. Wie teuer die Reparatur wird, kann er noch nicht abschätzen. Er gehe von einem „hohen vierstelligen bis niedrigen fünfstelligen“ Betrag aus.

Welche Kosten auf die Stadt in Sachen Haus der Begegnung in Neustadt zukommen, steht indes noch in den Sternen: Mehr als drei Millionen würden für eine Komplettsanierung fällig, mehr als 500 000 Euro, wenn die Stadt lediglich die Auflagen des Brandschutzes erfüllen will (die OP berichtete). Nun jedoch wartet ein erstes Teilprojekt, bei dem die Stadt zwar nicht in blinden und übereilten Aktionismus verfallen will, allerdings etwas tun muss: Im Brandgutachten standen einige Aufgaben, die sofort erledigt werden mussten – unter anderem auch, dass eine Überprüfung der Befestigung der Unterdecke im großen Saal notwendig sei.

Gesagt, getan. Dabei jedoch stellte die Stadt fest, dass die Befestigung ungenügend ist und die Gefahr bestehe, dass das ohnehin nicht den Brandschutzvorgaben entsprechende Material herunterkrache. „Für den Magistrat ist dies der Anlass, eine Nutzung des großen Saales aktuell nicht zuzulassen“, betont der Bürgermeister.

Momentan ermittelt die Gemeinde, was das Entfernen der Unterdecke und die ebenfalls notwendige Erneuerung der Beleuchtung, die nicht mehr den Standards entspricht, kostet. „Sobald die Zahlen feststehen, wird der Magistrat in Absprache mit den Fraktionen über das weitere Vorgehen entscheiden“, sagt Groll. Aus diesem und dem Haushalt des vergangenen Jahres stünden noch 30 000 Euro zur Verfügung, hält er fest. Die Gaststätte und der Nebenraum des Saales sind weiterhin nutzbar. Für bereits feststehende Veranstaltungen sucht die Kommune eine Ausweichmöglichkeit.

Dass eine Hiobsbotschaft nach der anderen die Stadt erreicht, gereicht Groll zwar nicht zur Freude, entmutigt ihn aber auch nicht: Die Kommune besitze eben viele Gebäude aus den 70er Jahren – und daher würden sich der Reparaturbedarf eben nach einer Weile anhäufen: „Es ist wie zuhause: Wenn man viele Dinge auf einmal angeschafft hat, gehen sie eben auch meistens innerhalb einer gewissen Zeitspanne kaputt.“